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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hörte, dass er es aufgeschrieben und sogar unterzeichnet hatte… Nein. Ihr Blick schoss von Kyle zu ihrer Mutter und dann zu dem Mann zurück. »Es interessiert mich nicht, mit welcher Hinterlist man sich eine Unterschrift von meinem Vater auf seinem Totenbett erschwindelt hat«, sagte sie leise und mit unterdrückter Wut. »Ich weiß nur, dass die Viviace mir gehört. Und zwar auf eine Art und Weise, in der du sie niemals für dich beanspruchen kannst, Kyle. Und ich werde dir jetzt eins sagen: Ich werde mich nicht aufhalten lassen, bis die Viviace unter meinem Kommando…«
    »Deinem Kommando!«
    Kyle lachte schallend. »Du willst ein Schiff befehligen? Du bist noch nicht mal in der Lage, an Bord eines Schiffes zu dienen. Du gibst dich wirklich einer gewaltigen Täuschung hin, was deine Fähigkeiten angeht, glaubst, dass du eine Art Seemann bist. Das bist du nicht! Dein Vater hat dich an Bord behalten, damit du an Land keinen Unsinn machst, so wie ich das sehe. Und du bist nicht mal ein guter Seemann.«
    Althea wollte antworten, aber ein Stöhnen von Wintrow lenkte alle Blicke auf ihn. Er lag immer noch auf dem Boden.
    Keffria wollte zu ihm gehen, aber ein Wink von Kyle hielt sie auf. Ihre Mutter jedoch ignorierte sowohl seinen Blick als auch seine Hand und trat neben den Jungen. Er setzte sich auf.
    Offenbar war er benommen; er hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Mühsam konzentrierte er seinen Blick auf seine Großmutter. »Geht es mir gut?«, fragte er sie wie betäubt.
    »Ich hoffe es«, erwiderte sie ernst und seufzte. »Althea, holst du bitte ein kaltes, feuchtes Tuch?«
    »Dem Jungen geht es gut«, verkündete Kyle verdrießlich, aber Althea ignorierte ihn. Sie stürmte den Flur entlang und holte ihrer Mutter einen feuchten Lappen, während sie sich fragte, warum sie das tat. Vermutlich hatte ihre Mutter ihren Vater hintergangen, damit er etwas unterzeichnete, was er niemals vorgehabt hatte. Warum gehorchte sie ihr jetzt so demütig?
    Althea vermutete, dass sie unbedingt aus Kyles Nähe kommen musste, damit sie ihn nicht einfach umbrachte.
    Als sie den Flur entlang zum Pumpenzimmer ging, überlegte sie, was aus ihrer Welt geworden war. Noch nie zuvor war so etwas in ihrem Heim vorgefallen. Dass Leute sich gegenseitig anschrien war schon merkwürdig genug, aber Kyle hatte seinen eigenen Sohn bewusstlos geschlagen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass so etwas passierte. Diese Dinge waren zu fremd für sie und so schockierend, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie damit umgehen sollte, ja, nicht einmal wusste, was für Gefühle sie empfand. Sie hielt ein Handtuch unter die Pumpe, während sie den Schwengel betätigte, und wrang es anschließend gut aus. Ein nervöses Dienstmädchen drückte sich im Waschraum herum.
    »Braucht Ihr meine Hilfe?«
    Die Frau wagte offenbar kaum zu flüstern.
    »Nein. Nein, wir haben alles unter Kontrolle. Kapitän Haven hatte nur einen Wutanfall«, hörte Althea sich selbst ruhig sagen. Unter Kontrolle, dachte sie bitter. Sie kam sich vor wie die Keule eines Jongleurs, die durch die Luft flog und nicht wusste, welche Hand sie als Nächstes packen würde. Vielleicht gab es ja keine Hand. Vielleicht flog sie einfach nur weiter, außer Kontrolle, und würde niemals wieder zu einer Familie gehören. Sie lächelte angewidert über dieses alberne Bild und legte das Tuch in eine irdene Schüssel, bevor sie es wieder über den Flur zurück ins Esszimmer trug. Als sie eintrat, saßen Wintrow und ihre Mutter an der Ecke des niedrigen Tisches.
    Wintrow wirkte blass und mitgenommen, ihre Mutter sehr entschlossen. Sie hielt die Hände des Jungen in den ihren, während sie ernsthaft auf ihn einredete.
    Kyle stand mit verschränkten Armen am Fenster. Er hatte dem Raum den Rücken zugekehrt, aber Althea spürte seine Empörung. Keffria stand neben ihm und blickte flehentlich zu ihm hoch, aber er schien sie gar nicht zu bemerken.
    »… alles in Sas Händen«, sagte ihre Mutter gerade ernst zu Altheas Neffen. »Ich glaube, dass Er dich uns zurückgeschickt und aus einem guten Grund dieses Band zwischen dir und dem Schiff gesponnen hat. Es soll so sein, Wintrow. Kannst du es akzeptieren, wie du einst akzeptiert hast, dass wir dich zu den Priestern geschickt haben?«
    Ein Band zwischen Wintrow und ihrem Schiff? Das konnte nicht sein. Altheas Herz schien in ihrer Brust zu gefrieren, aber merkwürdigerweise ging sie weiter, und ihre Augen konnten weiter wahrnehmen. Wintrow achtete nur auf das

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