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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gefangen, dass er dem Aufschrei seiner Mutter keinerlei Beachtung schenkte, ebensowenig wie ihren gekreischten Worten: »Oh, Kyle, nicht, bitte nicht, bitte, sprich mit ihm, überzeuge ihn, nicht, o bitte nicht!«
    Und er achtete auch nicht auf die befehlende Stimme seiner Großmutter, auf ihren lauten Schrei. »Das ist mein Haus, und du wirst nicht…!«
    Die Faust traf sein Gesicht mit einem gewaltigen Krachen. Er ging so schnell und gleichzeitig langsam zu Boden, verblüfft oder sogar beschämt, dass er nicht die Hand gehoben hatte, um sich zu verteidigen. Und die ganze Zeit sagte irgendwo ein philosophischer Priester: »Körperliche Angst, ah, ich verstehe, aber gibt es noch eine andere Furcht, und was müsste mir angetan werden, damit ich sie empfinde?«
    Dann schlug er auf dem Steinboden auf, der hart und kalt war, trotz der Hitze des Tages.
    Das Bewusstsein zu verlieren fühlte sich an, als sinke er in den Boden ein, als werde er eins mit ihm, wie mit dem Schiff, nur dass der Boden nichts weiter dachte als Schwärze.
    Genau wie Wintrow.

10. Konfrontationen
    »Kyle, ich werde das nicht dulden.«
    Die Stimme ihrer Mutter hallte laut in dem mit Steinen gefliesten Saal. Bei ihrem schrillen Klang wünschte sich Althea, mit ihren Kopfschmerzen in die andere Richtung zu flüchten, obwohl sie sich bei der Erwähnung von Kyles Namen am liebsten in die Schlacht gestürzt hätte. Sei vorsichtig, mahnte sie sich selbst. Als erstes musste sie herausfinden, in was für einen Sturm sie da eigentlich hineinrauschte. Sie verlangsamte ihre Schritte, als sie den Flur zum Esszimmer entlangging.
    »Er ist mein Sohn. Und ich diszipliniere ihn so, wie es mir angebracht scheint. Es wirkt jetzt vielleicht ein wenig grob, aber je eher er auf meine Befehle achtet und je schneller er darauf reagiert, desto einfacher wird es für ihn auf dem Schiff werden. Er wird wieder zu sich kommen, und ihr werdet feststellen, dass er nicht schlimm verletzt ist. Wahrscheinlich mehr erschrocken als alles andere.«
    Selbst Althea konnte die leichte Beunruhigung in Kyles Stimme hören. Das erstickte Geräusch musste ihre Schwester sein, die offenbar weinte. Was hatte er dem kleinen Seiden angetan? Eine schreckliche Angst stieg in ihr auf, ein heißes Verlangen, diesem aus den Fugen geratenen häuslichen Leben den Rücken zuzukehren und zurückzugehen… Aber wohin?
    Zum Schiff? Das bot keine Fluchtmöglichkeit mehr. Sie blieb regungslos stehen.
    »Das war keine Disziplinierung. Das war dumpfe Gewalt. Und die hat in meinem Haus keinen Platz. Gestern Abend war ich bereit, dir einiges nachzusehen. Es war ein schrecklicher Tag, und Althea sah wirklich furchtbar aus. Aber dies hier, in meinen eigenen vier Wänden, zwischen Blutsverwandten…
    Nein. Wintrow ist kein Kind mehr, Kyle. Und selbst wenn, dann sind Schläge nicht die richtige Antwort. Er hat schließlich keinen Wutanfall bekommen, sondern nur versucht, dir seine Sicht der Dinge zu erklären. Man schlägt kein Kind dafür, dass es höflich seine Meinung äußert. Und einen Mann schlägt man dafür schon gar nicht.«
    »Das verstehst du nicht«, erwiderte Kyle barsch. »In wenigen Tagen wird er auf einem Schiff leben, auf dem Meinungen nicht zählen, außer es ist meine eigene. Da hat man keine Zeit zu widersprechen. Er wird nicht mal die Zeit haben nachzudenken. Auf einem Schiff gehorcht ein Matrose, und zwar sofort. Wintrow hat einfach nur seine erste Lektion erhalten, was passiert, wenn er es nicht tut.«
    Ruhiger fuhr er fort: »Es wird ihm eines Tages vielleicht das Leben retten.«
    Althea hörte das Schlurfen seiner Füße, als er ging. »Nun komm und steh auf, Keffria. Er wird gleich zu sich kommen, und wenn er das tut, will ich nicht, dass du dich um ihn kümmerst. Ermutige ihn nicht zu einem Verhalten, das ich nicht tolerieren werde. Wenn er glaubt, dass wir in dieser Angelegenheit nicht einer Meinung sind, dann wird er nur noch mehr dagegen ankämpfen. Und je stärker er dagegen ankämpft, desto öfter wird er zu Boden gehen.«
    »Ich hasse es«, jammerte Keffria kleinlaut. »Warum muss es so sein? Warum?«
    »Das muss es nicht«, sagte ihre Mutter nachdrücklich. »Und das wird auch nicht geschehen. Das eine will ich dir ganz deutlich sagen, Kyle Haven, ich werde es nicht tolerieren. Diese Familie hat nie ein anderes Familienmitglied so behandelt, und wir werden nicht am Tag nach Ephrons Beisetzung damit anfangen. Nicht in meinem Haus.«
    Ronica Vestrit ließ keinerlei Raum für

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