Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
war, gelang es ihm doch zu nicken. Kyle ließ seine Robe los. Der Junge stolperte zurück und hielt sich am Tisch fest. Dort blieb er stehen und ließ den Kopf hängen.
»Jetzt bedeutet jetzt!«, brüllte Kyle wütend, aber mit einem unverkennbar triumphierenden Unterton. Er sah zur Tür und erblickte den gaffenden Mann. »Du! Weif! Hör auf zu glotzen und schaff meinen Sohn zur Viviace . Sorg dafür, dass er alles einpackt, was er mit hierher gebracht hat, weil er von jetzt an auf dem Schiff leben wird.«
Als Weif in den Raum stürmte, Wintrows Arm packte und ihn aus dem Zimmer führte, fuhr Kyle zu Althea herum. Dass er seinen Sohn eingeschüchtert hatte, schien sein Selbstbewusstsein so gestärkt zu haben, dass er sie herauszufordern wagte. »Bist du wenigstens klug genug, eine Lektion daraus gelernt zu haben, Schwester?«
Althea antwortete ruhig und gleichmütig. »Ich wäre sehr überrascht, wenn wir heute nicht alle etwas über dich gelernt hätten, Kyle. Vor allem, dass du in deinem Ehrgeiz, die Vestrit-Familie zu beherrschen, vor so gut wie nichts zurückschreckst.«
»Beherrschen?«
Kyle starrte sie ungläubig an und drehte sich dann zu den beiden anderen Frauen um, um zu sehen, ob sie genauso erstaunt über ihre Worte waren wie er. Aber Ronica erwiderte seinen Blick finster und unbewegt, und Keffria schluchzte an ihrer Schulter. »Glaubst du, dass ich es deswegen tue? Um euch zu beherrschen?«
Er schüttelte den Kopf und lachte bitter. »Es geht hier eher um einen Rettungsversuch. Verdammt, ich weiß nicht einmal, warum ich mir überhaupt die Mühe mache. Ihr seht mich an, als wäre ich ein Krimineller, dabei versuche ich nur, die Familie über Wasser zu halten. Keffria! Du weißt, was hier auf dem Spiel steht! Wir haben darüber geredet.«
Er sah seine Frau an, die endlich ihr tränenüberströmtes Gesicht hob und ihn anschaute. Aber in ihrem Blick lag keinerlei Verständnis. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Was soll ich tun?«, fragte er sie alle. »Unsere Besitztümer verlieren jeden Tag Geld, wir haben ein Zauberschiff, für das wir immer noch Darlehen abbezahlen müssen, unsere Gläubiger drohen, unsere Besitztümer zu konfiszieren, und ihr alle scheint zu glauben, wir sollten das vornehm ignorieren und Tee zusammen trinken. Nein, das nehme ich zurück. Althea scheint zu glauben, sie sollte unseren drohenden Ruin beschleunigen, indem sie das Lebensschiff als Spielzeug für sich selbst benutzt, während sie ihre Abende damit verbringt, sich mit örtlichen Wasserratten zu betrinken, und sich nebenbei ein bisschen amüsiert.«
»Hör auf, Kyle«, warnte Ronica ihn leise.
»Womit soll ich aufhören? Das zu sagen, was du schon weißt, dich aber weigerst zuzugeben? Hört mir zu, ihr alle, nur einen Moment.«
Er hielt inne und holte Luft, als wollte er seine Wut und seine Frustration beiseite schieben. »Ich muss an meine Kinder denken, an Seiden und Malta. Wie Ephron werde auch ich eines Tages sterben. Und ich will nicht, dass sie dann nichts weiter erben als einen Haufen Schulden und einen ruinierten Namen. Ephron hat dir keine Söhne hinterlassen, Ronica, die dich beschützen können, keine Männer, die die Geschäfte führen. Also springe ich in die Bresche, als pflichtbewusster Schwiegersohn, um zu tun, was getan werden muss, wie schmerzhaft es auch immer sein mag. Ich habe in den letzten Monaten viel darüber nachgedacht, und ich glaube, ich kann uns auch wieder auf die Beine bringen. Ich habe eine Vielzahl von Kontakten in Chalced geknüpft, Personen, die mit uns handeln würden. Es ist kein so ungewöhnlicher Plan. Wir müssen das Schiff arbeiten lassen, und zwar hart, und die profitabelste Fracht transportieren, so schnell wir sie transportieren können.
In der Zwischenzeit müssen wir alle unsere Besitztümer einschätzen, ohne jede Sentimentalität, und dürfen nur die behalten, die in diesem Jahr wirklich Gewinn abwerfen. Aber noch wichtiger ist, dass wir unsere Gläubiger nicht in Panik versetzen dürfen. Wenn wir irgendetwas überstürzt verkaufen, werden sie glauben, dass wir untergehen. Sie werden sich auf uns stürzen, weil jeder noch ein Stück vom Kuchen abhaben will, bevor er endgültig verteilt ist. Und ehrlich gesagt, wenn sie sehen, wie Althea mit Nichtsnutzen herumsäuft und poussiert, als gäbe es keine Hoffnung und auch keinen Stolz mehr in der Familie, wird auch das seine Wirkung tun. Wenn du deinen Namen beschmutzt, Althea, dann beschmutzt du auch den meiner
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