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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Familien.«
    Beide Frauen richteten sich auf, und Caolwn seufzte spöttisch und erleichtert auf, dass nun die Formalitäten erledigt waren.
    Ronica war insgeheim erleichtert, dass diese Zeremonie von der Tradition vorgeschrieben war. Ohne sie hätte sie Caolwn niemals erkannt. »Es ist ein entzückender Tisch, den Ihr bereitet habt, Ronica. Aber bei all den Malen in all den Jahren, die wir uns getroffen haben, war es niemals anders.«
    »Danke, Caolwn.«
    Ronica zögerte, aber die Frage nicht zu stellen, wäre falsches Mitleid gewesen. »Ich habe eigentlich dieses Jahr Nelyn erwartet.«
    »Meine Tochter ist nicht mehr«, erwiderte Caolwn ruhig.
    »Es tut mir leid, das zu hören.«
    Ronicas Mitgefühl war echt.
    »Die Regenwildnis ist hart zu Frauen. Was nicht heißt, dass sie es Männern leichtmacht.«
    »Sein eigenes Kind zu überleben… Das ist bitter.«
    »Das ist es. Dennoch hat uns Nelyn drei Kinder geschenkt, bevor sie von uns ging. Dafür wird man sich lange an sie erinnern und sie ehren.«
    Ronica nickte langsam. Nelyn war ein Einzelkind gewesen.
    Die meisten Regenwildnisfrauen schätzten sich schon glücklich, wenn sie ein Kind gebaren, das überlebte. Dass Nelyn sogar drei Kindern das Leben geschenkt hatte, würde allerdings ihr Andenken lange leuchten lassen. »Ich hatte den Wein für Nelyn aufgetischt«, sagte Ronica ruhig. »Ihr zieht Tee vor, wenn ich mich recht erinnere. Lasst mich den Kessel aufsetzen und den Wein beiseite stellen, so dass Ihr ihn mitnehmen könnt.«
    »Das ist zu freundlich von Euch.«
    »Nein. Überhaupt nicht. Wenn er getrunken wird, bittet alle, an Nelyn zu denken und daran, wie sehr sie Wein liebte.«
    Caolwn senkte plötzlich den Kopf. Die schlaffen Geschwüre in ihrem Gesicht wabbelten, aber sie konnten Ronica nicht von den Tränen ablenken, die plötzlich in den violetten Augen der anderen Frau schimmerten. Caolwn schüttelte den Kopf und seufzte schwer. »Für so viele, Ronica, sind die Formalitäten nur bloße Form. Das Willkommen klingt gezwungen, und die Gastfreundschaft ist unehrlich. Aber seit Ihr eine Vestrit geworden seid und die Pflichten dieser Besuche auf Euch genommen habt, vermittelt Ihr uns das Gefühl, als wären wir wirklich willkommen. Wie kann ich Euch dafür danken?«
    Eine andere Frau wäre vielleicht versucht gewesen, Caolwn jetzt zu sagen, dass nicht genug Gold im Korb war. Und eine andere Frau hätte vielleicht nicht an die Heiligkeit der alten Versprechen und Pakte geglaubt. Ronica dagegen tat es. »Ihr müsst mir nicht danken. Ich gebe Euch nicht mehr, als Euch zusteht«, sagte sie. Weil das so kalt klang, fügte sie hinzu:
    »Aber Zeremonie oder nicht, Pakt oder nicht, ich glaube, wir hätten Freundinnen werden können, wir zwei.«
    »Das empfinde ich auch so.«
    »Also, lasst mich jetzt das Wasser für den Tee aufsetzen.«
    Ronica stand auf, und als sie der vertrauten Aufgabe nachging, entspannte sie sich sofort. Als sie das Wasser in den Kessel füllte und die Glut im Herd anfachte, sagte sie: »Wartet nicht auf mich. Sagt mir, was haltet Ihr von den geräucherten Muscheln? Ich bekomme sie von Slek, wie immer, aber er hat die Räucherei dieses Jahr seinem Sohn übergeben. Er war zwar sehr kritisch, was seinen Jungen angeht, aber ich glaube, mir schmecken sie besser.«
    Caolwn probierte die Muscheln und stimmte ihrer Gastgeberin zu. Ronica bereitete den Tee zu und stellte zwei Teetassen auf den Tisch. Sie setzten sich hin, aßen und tranken und unterhielten sich über Allgemeines. Sie redeten von einfachen Dingen, ihren Gärten und dem Wetter, über Themen, die hart und persönlich waren, wie Ephrons und Nelyns Tod, und von Angelegenheiten, die ihnen allen Übles verhießen, wie die letzten Ausschweifungen des Satrap und der aufblühenden Sklavenhandel, der möglicherweise etwas mit seiner Kopfsteuer auf den Verkauf von Sklaven zu tun hatte.
    Sie tauschten lange und liebevolle Erinnerungen über ihre Familien aus und führten eine ernste Diskussion über das Erwachen der Viviace , als wäre das Schiff ein geliebtes Enkelkind. Am Rande streiften sie auch den Einfluss der neuen Menschen auf Bingtown, sprachen über die Ländereien, die sie beanspruchten, und ihre Bemühungen, Sitze im Bingtown-Konzil zu erringen. Dieser letzte Punkt bedrohte nicht nur die Händler von Bingtown, sondern auch die alte Vereinbarung zwischen Bingtown und den Regenwildnishändlern, die beiden Sicherheit garantierte.
    Über diese Vereinbarung wurde selten gesprochen. Und

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