Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Taktik wohl funktionierte und was sie tun sollte, wenn es nicht mehr klappte. Das Mädchen kaufen?
Selbst eine Sklavenhalterin werden? Bei diesem Gedanken zuckte sie zusammen. Aber es war auch überaus lästig, dass sich die arme Frau so hündisch an sie hielt. Jedesmal, wenn sie nichts anderes zu tun hatte, lungerte Rache vor dem Zimmer herum, in dem sich Ronica gerade befand, und wartete nur auf die Gelegenheit, vorzuspringen und ihr irgendeinen Dienst erweisen zu können. Sie wünschte sich wirklich, dass die Frau ein Leben für sich finden würde. Eins, das das ersetzen konnte, das ihre Versklavung ihr genommen hatte.
In der Ferne ertönte ein Gong, leise wie ein Windspiel.
Sie stand nervös auf und ging in der Küche umher, bis sie wieder vor dem Tisch stand. Sie hatte ihn selbst gedeckt. Es standen zwei weiße Kerzen aus feinstem Bienenwachs darauf, um den Gast zu ehren. Das feinste Porzellan und ihr edelstes Silberbesteck lagen auf einer schweren, cremefarbenen Spitzendecke. Tabletts mit delikaten Kuchen und geräucherte Muscheln mit frischen Kräutern und einer würzigen Soße standen bereit. Eine Flasche edlen Weins war ebenfalls aufgetischt worden. Die Kostspieligkeit des Essens sollte andeuten, wie sehr sie ihren Gast respektierte, während die Heimlichkeit und der Ort, die Küche, sie beide an die alten Vereinbarungen erinnerten, die sie sowohl schützen als auch verteidigen sollten. Nervös schob Ronica die silbernen Löffel zurecht, so dass sie noch perfekter dalagen. Wie albern. Das war nicht das erste Mal, dass sie eine Abgesandte der Regenwildnishändler empfing. Seit sie Ephron geheiratet hatte, waren sie zweimal im Jahr gekommen. Aber es war das erste Mal, dass sie sie allein begrüßen musste. Und es war auch das erste Mal, dass es ihr nicht gelungen war, die gesamte Rate aufzubringen.
Das kleine, aber schwere Körbchen mit Gold war zwei Scheffel zu leicht. Zwei Scheffel. Ronica hatte vor, das zuzugeben, es selbst zur Sprache zu bringen, bevor etwa peinliche Fragen gestellt werden konnten. Sie wollte es zugeben und anbieten, beim nächsten Mal die fehlende Summe zusätzlich zu bezahlen. Was konnte sie sonst auch tun? Eine Teilzahlung war besser als gar keine Zahlung, und das Regenwildnisvolk brauchte ihr Gold weit mehr als alles andere, was sie ihnen anbieten konnte. Das hoffte sie jedenfalls.
Obwohl sie darauf gewartet hatte, zuckte sie bei dem leichten Klopfen an der Tür zusammen. »Willkommen!«, rief sie, ohne Anstalten zu machen, die Tür zu öffnen. Rasch blies sie die Kerzen aus, die den Raum beleuchtet hatten. Sie ließ nur eine übrig, um damit die beiden Bienenwachskerzen zu entzünden, und löschte dann auch diese. Dann senkte sie reich verzierte Hüllen aus gehämmertem Messing über die Kerzen.
Jetzt wurde der Raum nur noch von spärlichen, blattförmigen Ausschnitten in den Messinghauben erleuchtet. Ronica nickte zufrieden mit der Wirkung und ging dann rasch zur Tür, um sie zu öffnen.
»Ich heiße Euch in meinem Heim willkommen. Tretet ein und macht es auch zu Eurem Haus.«
Die Worte entsprangen der alten formellen Begrüßung, aber Ronicas Stimme klang herzlich und aufrichtig.
»Danke«, erwiderte die Frau aus der Regenwildnis. Sie trat ein, sah sich um und nickte, als sie die Intimität des Raums und das gedämpfte Kerzenlicht bemerkte. Sie zog ihre weichen Lederhandschuhe aus, reichte sie Ronica und schlug dann die Kapuze zurück, die ihr Gesicht und ihr Haar bedeckt hatte.
Ronica erwiderte den Blick der anderen Frau und ließ es nicht zu, dass ihre Miene sich auch nur geringfügig änderte.
»Ich habe Erfrischungen für Euch vorbereitet, die Euch nach der langen Reise sicher guttun. Möchtet Ihr Euch an meinen Tisch setzen?«
»Dafür wäre ich Euch höchst dankbar«, erwiderte ihr Gast.
Die beiden Frauen sahen sich an. »Ich, Ronica Vestrit, von der Vestrit-Sippe der Bingtown-Händler, heiße Euch an meinem Tisch und in meinem Haus willkommen. Ich erinnere mich an all unsere uralten Versprechen von Bingtown an die Regenwildnis und auch an unsere private Vereinbarung, die das Lebensschiff Viviace betrifft, das Produkt unserer beiden Familien.«
»Ich, Caolwn Festrew von der Festrew-Sippe der Regenwildnishändler, akzeptiere Eure Gastfreundschaft von Heim und Tisch. Ich erinnere mich an all unsere uralten Versprechen, Regenwildnis an Bingtown, und auch an unsere private Vereinbarung, die das Lebensschiff Viviace angeht, das Produkt unserer beiden
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