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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Ein Geheimnis behält am besten der für sich, dessen Geheimnis es ist.«
    Das war ja genau das Problem. Sie holte tief Luft. »Weil du bei meinen Plänen eine entscheidende Rolle spielst. Ohne dein Versprechen, mir zu helfen, hat es überhaupt keinen Sinn, etwas zu unternehmen.«
    Der Junge schwieg eine Weile. »Was du damals gesehen hast, als er mich schlug… Vielleicht glaubst du jetzt, dass ich ihn hasse oder seinen Untergang wünsche. Dem ist nicht so. Ich will nur, dass er sich an sein Versprechen hält.«
    »Genau das will ich auch«, antwortete Althea rasch. »Ich bitte dich nicht darum, etwas Unrechtes zu tun, Wintrow. Das verspreche ich dir. Aber bevor ich mehr sagen kann, muss ich dein Wort haben, dass du mein Geheimnis bewahrst.«
    Ihr kam es vor, als brauche der Junge sehr lange, um darüber nachzudenken. Waren alle Priester so vorsichtig? »Ich werde dein Geheimnis bewahren«, sagte er schließlich. Und das gefiel ihr an ihm. Keine Schwüre oder feierlichen Eide, sondern nur einfach sein Wort. Durch ihre Handfläche fühlte sie, wie Viviace bei ihrer Anerkennung von Wintrow freudig bebte.
    Merkwürdig, dass dies dem Schiff etwas zu bedeuten schien.
    »Danke«, sagte sie leise. Sie nahm all ihren Mut zusammen.
    Hoffentlich hielt er sie nicht für eine Närrin. »Erinnerst du dich noch deutlich an diesen Tag? An den Tag, als er dich im Speisesaal zu Boden geschlagen hat?«
    »An das meiste«, erwiderte der Junge leise. »Jedenfalls an alles, was geschah, als ich bei Bewusstsein war.«
    »Weißt du noch, was dein Vater gesagt hat? Er hat bei Sa geschworen und gesagt, wenn auch nur ein ehrenvoller Kapitän für meine Tauglichkeit als Seemann bürgen könnte, würde er mir das Schiff zurückgeben. Kannst du dich daran erinnern?«
    Sie hielt den Atem an.
    »Allerdings«, antwortete Wintrow ernst.
    Sie legte beide Hände auf den Schiffsrumpf. »Und würdest du bei Sa schwören, dass du gehört hast, wie er diese Worte sagte?«
    »Nein.«
    Altheas Träume zerbarsten mit einem lauten Krachen. Sie hätte es wissen müssen. Wie hatte sie nur annehmen können, dass er sich in einer solch wichtigen Angelegenheit gegen seinen Vater stellte? Wie hatte sie nur so dumm sein können?
    »Ich würde bürgen, dass ich es gehört habe«, fuhr Wintrow ruhig fort. »Aber ich schwöre nicht. Ein Priester des Sa schwört nicht auf Sa.«
    Althea hatte das Gefühl, als müsse ihr Herz zerspringen. Es würde genügen, es musste einfach genügen. »Du würdest dein Wort als Ehrenmann geben, dass er dies gesagt hat?«, hakte sie nach.
    »Natürlich. Es entspricht schließlich der Wahrheit. Aber…«
    Er sprach mit gesenktem Kopfweiter. »Ich glaube nur nicht, dass es dir viel nützt. Wenn mein Vater sein Wort Sa gegenüber nicht hält, dass er mich der Priesternschaft weiht, warum sollte er sich dann an seinen Eid halten, den er in Wut geschworen hat? Immerhin ist ihm dieses Schiff viel wichtiger als ich. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Althea, aber ich glaube, du hegst grundlose Hoffnungen, dein Schiff wiederzubekommen.«
    »Das lass getrost meine Sorge sein«, sagte sie mit bebender Stimme. Sie war erleichtert. Einen Zeugen hatte sie schon, und sie war davon überzeugt, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
    Von dem Händler-Konzil und der Macht, die es besaß, wollte sie dem Jungen nichts erzählen. Sie hatte ihm bereits genug von ihrem Geheimnis aufgebürdet. Mehr wollte sie ihm nicht zumuten. »Solange ich weiß, dass du für die Wahrheit bürgst, dass dein Vater diese Worte gesprochen hat, habe ich Hoffnung.«
    Wintrow schwieg. Eine Weile blieb Althea stehen und hielt ihre Hände auf das schweigende Schiff gepresst. Sie konnte den Jungen durch das Schiff beinahe spüren. Seine Verzweiflung und Einsamkeit.
    »Wir stechen morgen in See«, sagte er schließlich. In seiner Stimme schwang kein Funken Freude mit.
    »Ich beneide dich«, erklärte Althea.
    »Das weiß ich. Ich wünschte, wir könnten die Plätze tauschen.«
    »Wenn es nur so einfach wäre!«
    Althea versuchte, ihre Eifersucht außer acht zu lassen. »Wintrow, vertraue dem Schiff. Sie wird sich um dich kümmern, und du musst dich um sie kümmern.«
    Sie hörte selbst, dass sie wie eine »liebevolle Verwandte« klang, und diesen Tonfall hatte sie schon als kleines Mädchen gehasst. Sie bemühte sich, mit Wintrow zu sprechen wie mit jedem anderen Schiffsjungen, der auf Jungfernfahrt geht. »Ich glaube, dass du allmählich dieses Leben und das Schiff lieb

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