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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gesunde Kinder zu gebären, Caolwn. Es ist schon Jahre her, seit ich hoffte, Ephron einen weiteren Sohn schenken zu können.«
    »Ihr habt Töchter«, sagte Caolwn vorsichtig.
    »Eine ist verheiratet, die andere wird vermisst«, erklärte Ronica schnell. »Wie kann ich Euch etwas versprechen, das ich nicht besitze?«
    »Althea wird vermisst?«
    Ronica nickte. Sie fühlte erneut den Schmerz des Nicht-Wissens. Das ist die schlimmste Furcht, die eine Seefahrer-Familie in Bezug auf ihre Angehörigen erleiden kann. Dass eines Tages einfach jemand verschwindet und dass die, die zu Hause geblieben sind, niemals erfahren, was aus ihm geworden ist…
    »Ich muss das fragen«, meinte Caolwn beinahe entschuldigend. »Es wird von mir verlangt, aus Pflichtgefühl meiner Familie gegenüber. Althea würde sich doch nicht… verstecken oder fliehen, um die Bedingungen unseres Handels zu umgehen?«
    »Ihr müsst das fragen, und ich fasse es nicht als Beleidigung auf«, erwiderte Ronica. Trotzdem fiel es ihr schwer, die Kälte in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Althea ist eine Bingtownerin bis auf die Knochen. Sie würde eher sterben, als das Wort ihrer Familie in dieser Angelegenheit zu brechen. Wo auch immer sie ist, falls sie lebt, ist sie daran gebunden, und sie weiß es. Wenn Ihr Eure Schuld einfordert und sie davon erfährt, wird sie darauf antworten.«
    »Das dachte ich mir«, verkündete Caolwn herzlich. Aber sie fuhr dennoch unerbittlich fort: »Aber Ihr habt auch eine Enkeltochter und Enkelsöhne, und sie sind genauso fest gebunden wie sie. Ich habe zwei Enkelsöhne und eine Enkeltochter. Alle im heiratsfähigen Alter.«
    Ronica schüttelte den Kopf und schaffte es, laut zu lachen.
    »Meine Enkel sind noch Kinder, sie sind noch einige Jahre lang nicht bereit für die Ehe. Der einzige, der diesem Alter nah ist, ist mit seinem Vater davongesegelt. Außerdem ist er Sas Priesterschaft geweiht«, fügte sie hinzu. »Es ist so, wie ich es dir gesagt habe. Ich kann Euch nicht versprechen, was ich nicht besitze.«
    »Vor einer Sekunde wart Ihr bereit, Gold zu versprechen, das Ihr nicht besitzt«, konterte Caolwn. »Gold oder Blut, es ist einfach nur eine Frage der Zeit, bis die Schuld bezahlt wird, Ronica. Und wenn wir bereit sind zu warten und Euch die Zeit festsetzen lassen, wann es bezahlt wird, dann solltet Ihr mehr als bereit sein, uns die Währung zu überlassen, in der Ihr es zahlt.«
    Ronica nahm ihre Teetasse und stellte fest, dass sie leer war.
    Sie stand hastig auf. »Soll ich mehr Tee aufsetzen?«, fragte sie höflich.
    »Nur, wenn das Wasser schnell kocht«, erwiderte Caolwn.
    »Die Nacht wird nicht auf unseren Handel warten, Ronica. Wir müssen eine Abmachung treffen, und zwar schnell. Ich möchte nur ungern am helllichten Tag durch Bingtown spazieren. Es gibt viel zuviel unwissende Menschen, die die uralten Abmachungen nicht respektieren, die uns alle binden.«
    »Selbstverständlich.«
    Ronica setzte sich hastig wieder hin. Sie war erschüttert. Plötzlich wünschte sie sich, dass Keffria da wäre. Eigentlich sollte Keffria hier sein. Das Familienvermögen oblag jetzt ihrer Kontrolle, nicht Ronicas. Sollte sie sich doch einer solchen Angelegenheit stellen und sehen, wie gut sie damit zurechtkam. Erneut lief es Ronica kalt über den Rücken. Sie fürchtete, dass sie genau wusste, wie Keffria damit umgehen würde. Sie würde es Kyle übertragen, der nicht die geringste Ahnung hatte, was hier auf dem Spiel stand. Er hatte keine Ahnung, was die alten Beschlüsse besagten, und sie bezweifelte, dass er sich daran halten würde, selbst wenn man es ihm sagte. Nein. Er würde es als ein Geschäft sehen, das man abschließen musste. Wahrscheinlich war er einer von denen, die das Regenwildnisvolk verachteten und nur mit ihnen handelten, weil es großen Gewinn versprach. Er hatte keine Ahnung davon, was Bingtown ihnen alles schuldete. Keffria würde das Schicksal der ganzen Familie Kyle überantworten, und der würde damit umgehen, als erwerbe er Handelsgüter.
    Als Ronica das begriff, überschritt sie eine Grenze. Es fiel ihr nicht leicht, denn sie opferte ihre Ehre. Aber was bedeutete schon Ehre, wenn es darum ging, die eigene Familie zu schützen?
    Wenn jemand getäuscht werden musste und Lügen erzählt werden mussten, gut, dann sollte es so sein. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals in ihrem Leben etwas so kalt geplant hatte, was sie immer als falsch empfunden hatte. Aber sie konnte sich auch nicht daran

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