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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wollte, und Brashen noch eine Stufe auf der Leiter herunterrutschte, hatte er die Zähne zusammengepresst und seinem Kapitän gehorcht. Doch trotz all der Jahre auf der Viviace und seiner Dankbarkeit Ephron Vestrit gegenüber vermutete er, dass dies wohl das letzte Mal sein würde, dass er auf ihr fuhr.
    Kapitän Haven hatte ihm deutlich gemacht, dass Brashen ihm weder willkommen war noch dass er ihn als ein Mitglied seiner Mannschaft akzeptierte. Auf der letzten Etappe der Reise konnte er dem Kapitän nichts recht machen. Wenn er sah, dass eine Aufgabe erledigt werden musste und er Männer daran setzte, hieß es, dass er seine Autorität überschritt. Wenn er nur die Pflichten erledigte, die er laut Vertrag erledigen musste, dann wurde ihm vorgeworfen, er wäre ein fauler Nichtsnutz. Mit jedem Tag, der verstrich, rückte Bingtown näher, und Haven wurde immer grober. Sollte der alte Vestrit nicht mehr als Kapitän auf die Viviace zurückkehren, dann war es wohl das letzte Mal, dass Brashen von Bord dieses Schiffes ging. Der Gedanke versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, aber er rief sich ins Gedächtnis, dass es noch andere Schiffe gab, von denen einige ebenfalls sehr schön waren. Und Brashen hatte einen Ruf als guter Seemann. Es war nicht mehr so wie damals, als er das erste Mal gesegelt war und jeden Job auf jedem Schiff übernehmen musste, den er bekommen konnte.
    Damals war seine höchste Priorität gewesen, einen Törn überhaupt zu überleben. Dieses erste Schiff, die erste Reise und sein Alptraum waren in seinem Kopf unauslöschlich miteinander verbunden.
    Er war vierzehn gewesen, als er seine erste Seeschlange zu Gesicht bekommen hatte. Es war jetzt zehn lange Jahre her, und er war damals noch ziemlich grün hinter den Ohren gewesen. Er war kaum drei Wochen auf seinem ersten Schiff, einer fetten, chalcedeanischen Seesau namens Spray . Selbst in den besten Gewässern bewegte sie sich wie eine schwangere Frau, die einen Schubkarren schieben muss, und in einer rollenden See konnte niemand vorhersagen, wo sich das Deck im nächsten Augenblick befinden würde. Deshalb war er seekrank geworden – und auch richtig körperlich krank, sowohl von der ungewohnten Arbeit als auch von einer wohlverdienten Tracht Prügel, die ihm der Erste Maat am Abend zuvor verabreicht hatte. Und er war auch innerlich verletzt, denn im Dunkeln war dieser schleimige Farsey zu ihm geschlichen und hatte sich neben ihn gekauert, während er im Vorschiff schlief.
    Er hatte ihn wegen seiner blauen Flecke bedauert und war dann plötzlich mit der Hand unter die Decke gefahren. Brashen hatte Farsey zurückgewiesen, aber nicht ohne Demütigung. Der pummelige Seemann hatte eine Menge Muskeln unter seinem Fett, und seine Hände hatten Brashen überall betatscht, selbst als der ihn gestoßen und sich gewunden hatte und von ihm weggerobbt war. Niemand von den anderen Matrosen, die im Vorschiff schliefen, hatte sich gerührt, geschweige denn, ihm Hilfe angeboten. Er hatte keinen Freund unter den Seeleuten, weil sein Körper zuwenig Narben hatte und seine Sprache für ihren Geschmack zu hochtrabend war. Sie nannten ihn Schuljungen, ohne ahnen zu können, wie sehr ihn das verletzte. Sie wussten, dass sie ihm nicht zutrauen konnten, dass er seine Arbeit kannte, geschweige denn, dass er sie tat, und solch ein Mann an Bord eines Schiffes kann andere Männer das Leben kosten.
    Also floh er aus dem Vorschiff und vor Farsey und ging aufs Achterdeck. Dort saß er, hüllte sich in eine Decke und weinte leise vor sich hin. Die Schule und die Lehrer und die endlosen Stunden, die so unerträglich schienen, kamen ihm jetzt so lockend wie der Gesang der Sirenen vor. Sie erinnerten ihn an weiche Betten und heißes Essen und Stunden, die ihm ganz allein gehörten. Hier auf der Spray bekam er ein Tauende zu spüren, wenn sie ihn beim Müßiggang erwischten. Jedesmal wenn der Erste Maat ihn jetzt ertappte, wurde er entweder unter Deck befohlen oder an die Arbeit geschickt. Er wusste, dass er besser schlafen sollte. Stattdessen starrte er auf das ölige Kielwasser, das sie hinterherzogen, und fühlte als Antwort eine merkwürdige Unruhe in seinem Bauch. Er hätte sich sicher wieder übergeben müssen, wenn er noch etwas in sich gehabt hätte, das er hätte ausspucken können. Er lehnte seine Stirn an die Reling und versuchte, wenigstens einmal Luft zu holen, die nicht nach dem teerigen Schiff oder dem Salzwasser schmeckte, das es umgab.
    Nachdem er eine Weile auf das

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