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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kleine bisschen würde helfen. Ihr Schreibtisch könnte an dieser Wand stehen und… Sie runzelte die Stirn, als ihr wieder einfiel, wie der Schiffszimmerer sie hintergangen hatte. Nun, sie hatte ihn nie sonderlich gemocht, und sie war ihm auch immer gleichgültig gewesen. Sie hätte wissen sollen, dass er derjenige war, der mit seiner Petzerei böses Blut zwischen ihr und Kyle stiftete.
    Genauso wie sie hätte wissen müssen, dass es nicht Brashen gewesen war. Er war nicht der Mann, der jemanden hinterging, ganz gleich, was Kyle von ihm halten mochte. Nein, Brashen hatte ihr gesagt, und zwar ins Gesicht und ziemlich drastisch, dass sie eine kindische kleine Unruhestifterin war und dass er froh wäre, wenn sie seiner Wache fernbliebe. Während sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich klarer an diese Nacht in der Taverne. Er hatte sie behandelt, als wäre sie ein unerfahrener Schiffsjunge, und ihr gesagt, dass sie die Entscheidungen des Kapitäns nicht vor der Mannschaft kritisieren dürfte und auch nicht in aller Öffentlichkeit Familienangelegenheiten ausplaudern sollte. Doch auf Letzteres hatte sie eine Antwort parat gehabt. »Nicht jeder schämt sich, von seiner Familie zu sprechen, Brashen Trell.«
    Mehr hatte sie nicht sagen müssen. Danach war sie aufgestanden und einfach weggegangen.
    Soll er doch sitzen bleiben und sich damit befassen, hatte sie gedacht. Sie kannte Brashens Geschichte und vermutete, dass auch die halbe Mannschaft davon wusste. Ihr Vater hatte ihn gerettet, als er schon an der Schwelle zum Schuldturm stand.
    Der einzige Weg dort hinaus führte für ihn über einen Fronvertrag, denn alle wussten, dass seine Familie die Nase von seiner Verschwendungssucht voll hatte. Und alle wussten auch, was am Ende eines erzwungenen Fronvertrags stand.
    Vermutlich wäre er in Chalced gelandet, das Gesicht voller Sklaventätowierungen, wenn nicht Ephron Vestrit gewesen wäre. Und doch wagte er es, so mit ihr zu sprechen. Er war einfach zu eingebildet, der gute Brashen Trell. Anscheinend hatten alle Trells diese Charaktereigenschaft. Beim Erntedankball der Händler letztes Jahr hatte sein jüngerer Bruder sich doch tatsächlich angemaßt, sie zweimal zum Tanz aufzufordern. Auch wenn Cerwin der Erbe des Trell-Vermögens war, sollte er nicht so unverschämt sein. Sie lächelte ein wenig, als sie an seinen Gesichtsausdruck dachte, als sie ihn kühl hatte abblitzen lassen. Seine höfliche Reaktion auf ihre Weigerung war zwar vorschriftsmäßig gewesen, aber trotz seiner Selbstbeherrschung hatte er ein Erröten nicht verhindern können. Cerwin hatte erheblich bessere Manieren als Brashen, aber er war so schlank wie ein Junge und längst nicht so muskulös wie Brashen. Andererseits war der jüngere Trell klug genug gewesen, seinen Familiennamen und sein Vermögen nicht einfach wegzuwerfen. Wie Brashen es getan hatte.
    Althea schob den Gedanken an ihn beiseite. Sie fühlte einen Stich, weil Kyle ihn am Ende dieser Reise wegschicken würde, aber sie war trotzdem nicht sonderlich traurig, dass er ging. Die Gefühle ihres Vaters dagegen waren eine ganz andere Sache. Er hatte Brashen immer irgendwie bevorzugt, jedenfalls, wenn sie an Land waren. Die meisten anderen Händlerfamilien luden Brashen nicht mehr ein, nachdem die Trells ihn enterbt hatten.
    Ephron Vestrit hatte nur mit den Schultern gezuckt. »Erbe oder nicht, er ist ein guter Seemann. Und ein Mitglied meiner Mannschaft, das ich nicht in mein Haus lassen mag, lasse ich schon gar nicht auf mein Deck!«
    Brashen kam allerdings nicht oft in ihr Haus, geschweige denn, dass er häufig mit ihnen aß.
    Und auf dem Schiff waren ihr Vater und Brashen strikt Herr und Untergebener. Vermutlich sprach ihr Vater nur ihr gegenüber bewundernd von dem Köpfchen des Jungen, der sich zusammengerissen und etwas aus sich gemacht hatte. Aber Kyle wollte sie davon nichts sagen. Sollte er in den Augen ihres Vaters noch einen Fehler machen. Sollte ihr Vater doch erkennen, wie viele Veränderungen Kyle auf der Viviace vornehmen würde, wenn man ihn nicht kontrollierte.
    Sie hätte große Lust gehabt, hinaus auf Deck zu gehen, einfach nur, um sich Kyles Befehlen zu widersetzen. Was konnte er schon tun? Einem Matrosen befehlen, sie wieder in ihr Quartier zu bringen? Es gab keinen einzigen Seemann auf dem Schiff, der Hand an sie legen würde, und zwar nicht nur, weil sie Althea Vestrit war. Die meisten Männer mochten und respektierten sie, was sie sich selbst verdient und nicht durch

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