Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Strandgut? Die Besitzer sind wahrscheinlich froh, ihn los zu werden. Wenn dies Schiff seetauglich wäre, würde es kaum so an einen Strand gefesselt sein.«
»Nun.«
Davad schwieg einen Moment. »Ich glaube, dass sich nicht einmal die Ludlocks zum Verkauf bewegen ließen, wenn er anschließend in kleine Stücke zerhackt werden soll.«
Er holte tief Luft. »Mingsleh, ich rate dir dringend, das nicht zu tun. Das Schiff zu kaufen und es umzubauen ist eine Sache. Du jedoch sprichst von etwas vollkommen anderem. Keiner der alten Händler würde noch mit dir Geschäfte machen, wenn du so etwas tätest. Und ich, ich wäre vollkommen ruiniert.«
»Dann solltest du das lieber verschweigen, wenn du mein Angebot überbringst. So wie ich auch niemandem gesagt habe, dass ich diesen Holzstoß kaufen will.«
Mingsleh klang verächtlich. »Ich weiss, dass viele Händler in Bingtown altem Aberglauben anhängen. Und ich habe nicht das geringste Verlangen, sie darin auch noch zu bestätigen. Wenn mein Angebot akzeptiert wird, werde ich das Schiff flottmachen und es abschleppen lassen, bevor ich es zerlege. Aus den Augen aus dem Sinn, wie man so sagt. Genügt dir das?«
»Ich denke, das muss es wohl«, knurrte der Andere mürrisch.
»Ich nehme an, das muss es.«
»Ach, sei nicht so schlecht gelaunt. Komm, gehen wir in die Stadt zurück. Ich lade dich zum Essen ein. Bei Souskas. Das ist doch wohl ein nettes Angebot, das musst du zugeben. Du kennst die Preise dort, und ich habe gesehen, wie du isst.«
Der jüngere Mann lachte anerkennend über seinen Witz. Der ältere stimmte jedoch nicht darin ein. »Und dann machst du noch heute Abend der Ludlock-Familie deine Aufwartung und überbringst ›diskret‹ mein Angebot. Geld für die Ludlocks, eine Provision für dich und eine große Ladung seltenes Hexenholz für meine Hintermänner. Zeig mir, wo da ein Unglück liegt, Davad.«
»Das kann ich nicht«, erwiderte der ältere Mann ruhig. »Aber ich fürchte, dass du das selbst herausfinden wirst. Ob es nun spricht oder nicht: Dieses Schiff ist erwacht, und es hat seinen eigenen Willen. Versuch nur, ihn auszuschlachten. Ich bin davon überzeugt, dass er dann nicht mehr lange ruhig sein wird.«
Der Jüngere lachte. »Du machst das nur, um mein Interesse zu steigern, Davad. Ich kenne dich. Komm schon. Gehen wir zurück in die Stadt. Und zu Souskas. Einige meiner Hintermänner möchten dich zu gerne kennenlernen.«
»Du hast doch versprochen, diskret zu sein!«, protestierte der ältere Mann.
»Und das war ich auch, ehrlich. Doch du kannst nicht erwarten, dass Leute mir ihr Geld nur auf mein Wort hin vorschießen. Sie wollen wissen, was sie da kaufen und von wem. Aber es sind sehr diskrete Männer, der eine wie der andere, das verspreche ich dir.«
Paragon lauschte lange ihren langsam verklingenden Schritten.
Schließlich wurden diese Geräusche von dem Rauschen der Wellen und den Schreien der Möwen überlagert.
»In Stücke hacken.«
Paragon sprach diesen Satz laut vor sich hin. »Nun, das klingt nicht sonderlich erfreulich. Andererseits ist es zumindest interessanter, als hier herumzuliegen. Und es könnte mich umbringen. Vielleicht. Möglicherweise.«
Diese Aussicht gefiel ihm. Er ließ seine Gedanken wieder schweifen und spielte mit dieser neuen Vorstellung. Sonst hatte er nichts, womit er sich hätte ablenken können.
3. Ephron Vestrit
Ephron Vestrit lag im Sterben. Ronica betrachtete das eingefallene Gesicht ihres Ehemannes und hämmerte sich diesen Gedanken in ihr Gehirn. Ephron Vestrit stirbt. Angst rollte über sie hinweg, gefolgt von Ärger über ihn. Wie konnte er ihr das antun? Wie konnte er so einfach sterben und sie mit allem allein zurücklassen?
Doch sie wusste, dass irgendwo unter diesen oberflächlichen Gefühlen ihr Leid lauerte und sie hinabzuziehen und zu ertränken drohte. Sie kämpfte heftig dagegen an, bemühte sich, nur Ärger und Wut zu empfinden. Später, sagte sie sich. Später, wenn ich all das überstanden und alle Dinge getan habe, die nötig waren, dann werde ich innehalten und auf meine Gefühle lauschen. Später.
Jetzt presste sie verzweifelt die Lippen zusammen. Sie tauchte ein Tuch in das warme, mit einem Balsam angereicherte Wasser und wischte sanft sein Gesicht damit ab und dann seine schlaffen Hände. Er bewegte sich leicht unter ihren Liebesdiensten, aber er wachte nicht auf. Das hatte sie auch nicht erwartet. Sie hatte ihm heute schon zweimal den Mohnsirup verabreicht, um ihm die
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