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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schmerzen erträglicher zu machen. Vielleicht hatte dieser Schmerz ihn im Augenblick nicht in seiner eisernen Klammer. Sie hoffte es jedenfalls.
    Zärtlich wischte sie ihm über den Bart. Diese ungeschickte Rache hatte ihn wieder überall mit Brühe vollgekleckert.
    Ronica kam es so vor, als ob die Frau einfach keine Lust hatte, ihre Arbeit ordentlich zu erledigen. Vermutlich wäre es das Beste, wenn sie sie zu Davad Restate zurückschickte. Aber sie würde es nicht gern tun, denn die Frau war jung und intelligent.
    Sie hatte es nicht verdient, als Sklavin zu enden.
    Davad hatte die Frau eines Tages einfach in ihr Haus gebracht.
    Ronica dachte, sie wäre eine Verwandte oder ein Gast von Davad, denn wenn sie nicht traurig ins Leere starrte, ließen ihre gebildete Aussprache und ihre guten Manieren vermuten, dass sie von edler Herkunft war. Entsprechend schockiert war Ronica gewesen, als Davad ungeschminkt verkündet hatte, dass er ihr die Frau als Dienerin anbot. Er wage es nicht, sie in seinem eigenen Haus zu behalten. Diese Bemerkung hatte er niemals befriedigend erklärt, und Rache weigerte sich, auch nur ein Wörtchen zu diesem Thema beizutragen. Ronica vermutete, dass Davad sie einfach als Sklavin nach Chalced verkaufen würde, wenn sie sie ihm zurückschickte. Solange sie in Bingtown blieb, war sie offiziell eine Vertragsdienerin. Damit bewahrte sie sich die Chance, irgendwann einmal ein selbständiges Leben führen zu können, falls sie es nur entschieden genug versuchte. Doch stattdessen weigerte sich Rache einfach, ihren neuen Status zu akzeptieren. Sie gehorchte zwar den Befehlen, die man ihr gab, aber nicht gerade freundlich, ja nicht einmal mit gutem Willen.
    Im Gegenteil: Während die Wochen verstrichen, kam es Ronica so vor, als würde Rache ihren Pflichten immer unwilliger nachkommen. Gestern hatte Ronica sie gebeten, Seiden für einen Tag zu übernehmen, und die Frau hatte sie nur bestürzt angesehen. Ihr Enkelsohn war zwar erst sieben, aber Rache schien eine merkwürdige Aversion gegen ihn zu empfinden.
    Sie hatte den Kopf geschüttelt, heftig und stumm, und den Blick gesenkt. Ronica hatte sie schließlich stattdessen in die Küche abkommandiert. Vielleicht wollte sie ja ausprobieren, wie weit sie bei ihrer neuen Herrin gehen konnte, was sie sich herausnehmen konnte, bevor Ronica sie bestrafen ließ.
    Nun, sie würde bald feststellen, dass Ronica Vestrit ihre Diener nicht auspeitschen ließ oder ihre Rationen kürzte. Wenn Rache nicht von sich aus akzeptieren konnte, behaglich in einem gut bestellten Haus zu leben, wo sie relativ leichte Dienste leisten musste und eine freundliche Herrin hatte, dann musste sie eben zu Davad zurückkehren, schließlich ihren Platz auf dem Sklavenmarkt einnehmen und abwarten, wohin das Schicksal sie als Nächstes verschlug. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Aber es war schade, denn die Frau war wirklich vielversprechend.
    Und es war auch schade, dass trotz Davads Freundlichkeit, ihr Raches Dienste anzubieten, der alte Händler gefährlich nahe daran war, zum Sklavenhändler zu werden. Sie hätte nie gedacht, dass sich eines der alten Familiengeschlechter jemals zu einem so gemeinen Handel herablassen würde. Ronica schüttelte den Kopf und dachte nicht mehr an Rache oder Davad. Sie hatte Wichtigeres zu bedenken als Raches schlechte Laune und Davads Ausflüge in halblegale Unternehmungen.
    Immerhin lag Ephron im Sterben.
    Sie spürte wieder einen Stich, als sie dieses Wissen erneut überfiel. Es war wie ein Splitter im Fuß, den man nicht finden und herausziehen konnte. Die Erkenntnis stach bei jedem Schritt.
    Ephron starb. Ihr großer, kühner Ehemann, ihr verwegener und gutaussehender junger Seekapitän, der starke Vater ihrer Kinder, ihr Gatte, war plötzlich ein dahinsiechender Körper und schwitzte und stöhnte und wimmerte wie ein Kind. Als sie frisch verheiratet gewesen waren, hatte sie nicht einmal mit beiden Händen seinen Oberarm umspannen können. Jetzt war dieser Arm nur noch ein Stück spröder Knochen in einem schlaffen Hautsack. Sie blickte in sein Gesicht. Es hatte die wettergegerbte Farbe verloren, die die See der Haut verlieh, und beinahe die Farbe des Leinens angenommen, auf dem er lag.
    Sein Haar war so schwarz wie immer, aber es glänzte nicht mehr, sondern war stumpf, wo es nicht schweißnass war. Nein.
    Es war schwer, eine Spur von Ephron, den sie sechsunddreißig Jahre gekannt und geliebt hatte, in dem Mann hier zu entdecken.
    Sie legte das Becken

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