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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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effektiver so, und das war typisch Sorcor. Kennit reichte ihm eine pralle Börse, und der Erste Maat nahm sie wortlos entgegen. »Also, Sorcor, kommst du mit und tauschst unsere Ware in Gold um?«
    Sorcor trat verlegen einen Schritt zur Seite. »Wenn der Kapitän es gestattet, dann würde ich gern zuerst ein bisschen Zeit für mich allein haben.«
    Kennit verbarg seine Enttäuschung. »Mir ist es gleich«, log er und sagte dann ruhig: »Ich habe vor, die Männer auszutauschen, die sich ihre Beute immer in Ware auszahlen lassen. Je mehr ich als Ganzes verkaufen kann, desto besser ist der Preis, den ich dafür bekomme. Was hältst du davon?«
    Sorcor schluckte und räusperte sich. »Es ist ihr gutes Recht, Sir. Sich ihren Anteil als Waren auszahlen zu lassen, wenn sie es wollen. So wurde es in Divvytown schon immer gehalten.«
    Er kratzte sich seine zernarbte Wange. Kennit wusste, dass er die Worte abwog, bevor er sie aussprach. »Es sind gute Männer, Sir. Gute Seeleute, gute Kameraden, und kein einziger drückt sich, wenn es darum geht, ein Segel zu flicken oder ein Schwert zu schleifen. Aber sie sind nicht Piraten geworden, um unter den Regeln eines anderen Mannes zu leben, ganz gleich, wie gut diese Regeln auch für sie sein mögen.«
    Es fiel ihm sichtlich schwer, Kennits Blick standzuhalten, als er hinzufügte: »Kein Mann wird Pirat, weil er von einem anderen Mann Befehle empfangen will.«
    Seine Selbstsicherheit wuchs, als er weitersprach. »Und wir würden einen höllischen Preis zahlen müssen, um diese Leute zu ersetzen. Es sind erfahrene Matrosen, nicht der Abschaum vom Boden eines Bordells. Die Männer, die Ihr bekommen würdet, wenn Ihr nur Männer nehmt, die sich ihren Anteil von Euch verkaufen lassen, hätten nicht das Rückgrat, selbständig zu handeln. Sie wären die Art Männer, die nur herumstehen, während Ihr das Deck eines anderen Schiffes säubert, und erst herüberkommen, wenn der Sieg sicher ist.«
    Sorcor schüttelte den Kopf, aber er schien mehr sich als seinen Kapitän zu meinen. »Ihr habt diese Leute für Euch gewonnen, Sir. Sie folgen Euch. Aber es wäre nicht klug, sie zu zwingen, ihren Willen für Euch aufzugeben. All dieses Gerede von Königen und Führern bereitet ihnen Unbehagen. Ihr könnt einen Mann nicht dazu zwingen, gut für Euch zu kämpfen…« Er verstummte und blickte plötzlich auf, als würde ihm erst jetzt klar, mit wem er sprach.
    Kennit fühlte einen eisigen Ärger in sich aufwallen. »Das ist zweifellos richtig, Sorcor. Sorge dafür, dass eine gute Wache an Bord ist. Ich komme heute Nacht nicht zurück. Dir übergebe ich die Verantwortung.«
    Damit drehte sich Kennit um und ließ ihn stehen. Er blickte nicht einmal zurück, um den Ausdruck auf der Miene des Maats zu sehen. Er hatte ihn soeben die ganze Nacht auf dem Schiff festgesetzt, denn es herrschte ein Abkommen zwischen ihnen, dass immer einer von ihnen an Bord schlief, solange das Schiff im Hafen lag. Nun, sollte er doch murren. Sorcor hatte soeben alle Träume ruiniert, die Kennit während der letzten Monate genährt hatte. Als er über das Deck schritt, fragte sich Kennit, wie er ein solcher Narr hatte sein können. Er war, was er immer sein würde: Kapitän eines Schiffes voller Nichtsnutze, die nicht über ihre eigenen Schwänze hinausblicken konnten.
    Er sprang leichtfüßig vom Deck auf den Pier. Sofort stürmte die Meute Verkäufer auf ihn zu, aber ein einziger finsterer Blick ließ sie zurückweichen. Wenigstens hatte er noch diesen Ruf in Divvytown. Der Gedanke machte ihn jedoch noch wütender.
    Sie machten Platz, als er sich an ihnen vorbeischob. Ein Ruf in Divvytown! Hah, das war mindestens ebensogut, wie sein Spiegelbild in einer Pisspfütze zu bewundern. Er war also Kapitän eines Schiffes. Und wie lange? Solange die Schufte, die unter ihm dienten, an seine Faust und sein Schwert glaubten. In zehn Jahren gab es vielleicht einen größeren und schnelleren oder gerisseneren Mann, und dann konnte sich Kennit darauf freuen, einer dieser graugesichtigen Bettler zu sein, die sich in den Gassen herumtrieben, Betrunkene ausplünderten und vor den Tavernen um Almosen bettelten.
    Sein Ärger schien sein Blut zu vergiften. Er wusste, dass es klüger gewesen wäre, sich einen Platz zu suchen, wo er allein war, bis seine Laune sich gebessert hatte. Aber sein Hass auf sich selbst und seine Welt war so groß, dass es ihn nicht kümmerte, was klüger war. Der klebrige schwarze Schlamm in den Straßen und Gassen

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