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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Flammen.
    Mit einem weiteren Klopfen kündigten sich zwei Bedienstete an. Einer stellte ein Tablett mit Essen auf einen Tisch, der mit einem schneeweißen Tischtuch gedeckt war, während ein anderer ihm eine Schüssel mit dampfendem Wasser reichte, das nach Lavendel duftete. Wenigstens das hat sich Bettel gemerkt, dachte Kennit, und fühlte sich unwillkürlich geschmeichelt. Er wusch sich erneut Gesicht und Hände und schickte dann die Diener aus dem Zimmer, bevor er sich zum Essen niedersetzte.
    Eine Mahlzeit musste nicht sonderlich gut sein, um mit dem Fraß an Bord eines Schiffes mithalten zu können, aber dieses Essen war exzellent. Das Fleisch war zart, schwamm in einer dunklen, würzigen Soße, das Brot war noch warm, und das Kompott aus gewürzten Früchten ergänzte das Fleisch ganz hervorragend. Der Wein war zwar nicht ganz so gut, aber er war trinkbar. Kennit ließ sich Zeit beim Essen. Er gab sich selten körperlichen Freuden hin, außer wenn er schlechte Laune hatte.
    Dann genoss er diese kleinen Mühen, um sich zu trösten. Die Ablenkung, die er sich jetzt gestattete, erinnerte ihn irgendwie daran, wie seine Mutter ihn früher verwöhnt hatte, wenn er krank gewesen war. Er schnaubte verächtlich bei diesem Gedanken und schob ihn zusammen mit dem leeren Teller beiseite. Er schenkte sich noch ein Glas Wein ein, entledigte sich seiner Stiefel und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
    Während er in die Flammen starrte, bemühte er sich, an nichts zu denken.
    Ein Klopfen an der Tür kündigte den Nachtisch an. »Herein«, sagte Kennit teilnahmslos. Die kurze Ablenkung durch das Essen war vorbei, und der Abgrund der Depression, der sich vor ihm auftat, schien bodenlos. Es war sinnlos, das alles. Sinnlos und vergänglich.
    »Ich habe Euch einen warmen Apfelkuchen und Sahne mitgebracht«, sagte Etta ruhig.
    Er drehte nur den Kopf und betrachtete sie. »Das ist nett«, erwiderte er ausdruckslos und sah zu, wie sie auf ihn zukam. Sie ist wirklich wohlgeformt und gertenschlank, dachte er. Und sie trug nur ein weißes Gewand. Sie war fast so groß wie er, hatte lange Glieder und war biegsam wie ein Weidenzweig. Er lehnte sich zurück und kreuzte die Arme vor der Brust, während sie den weißen Porzellanteller mit dem Dessert vor ihm abstellte.
    Der Duft von Zimt und Apfel mischte sich mit dem süßen Duft ihrer Haut. Sie richtete sich auf, und er betrachtete sie einen Augenblick. Ihre dunklen Augen erwiderten seinen Blick leidenschaftslos. Und ihr Mund verriet nichts.
    Plötzlich begehrte er sie.
    »Zieh dich aus und leg dich aufs Bett. Aber schlag erst die Decken zurück.«
    Sie gehorchte ihm, ohne zu zögern. Es war ein Vergnügen zu beobachten, wie sie sich auf seine Befehle hin bewegte, das Bettzeug zurückschlug und die blanken Laken freilegte, sich aufrichtete, sich dann bückte, den Saum ihres Gewandes ergriff und es sich über den Kopf zog. Sie legte es umständlich auf die kleine Kommode am Fußende des Bettes. Kennit sah ihr zu, sah ihre schlanken Hüften, ihren leicht gerundeten Bauch, ihre festen, nicht zu kleinen Brüste. Ihr Haar trug sie glatt und kurz, fast wie das eines Jungen. Selbst ihre Gesichtszüge waren lang und flach. Sie sah ihn nicht an, als sie sich auf das Bett legte, und sie sprach auch nicht, während sie auf ihn wartete.
    Er stand auf und knöpfte sich das Hemd auf. »Bist du sauber?«, fragte er gefühllos.
    »So sauber, wie Seife und heißes Wasser mich machen können«, erwiderte sie. Sie lag still da. Ob sie ihn fürchtete?
    »Hast du Angst vor mir?«, fragte er.
    »Manchmal«, antwortete sie. Ihre Stimme war entweder sehr kontrolliert oder gleichgültig. Kennit hängte seine Jacke an den Bettpfosten. Sein Hemd und seine gefaltete Hose leisteten ihrem Kleid auf der Kommode Gesellschaft. Es gefiel ihm, dass sie warten musste, während er umständlich seine Kleidung auszog und ablegte. Aufgeschobenes Vergnügen, dachte er, wie der warme Apfelkuchen und die Sahne auf dem Tablett neben dem Kamin. Dieser Genuss wartete ebenfalls auf ihn.
    Er setzte sich auf die Bettkante neben sie und strich mit den Händen über ihre glatte Haut. Sie bekam eine leichte Gänsehaut.
    Sie sprach weder, noch bewegte sie sich. Sie hatte mit den Jahren gelernt, was er wollte. Er zahlte für seine Befriedigung. Er wollte weder ihre Aufmunterung noch ihre Begeisterung, und er brauchte auch ihre Anerkennung nicht. Dies hier diente ausschließlich seinem Vergnügen, nicht ihrem. Er beobachtete ihr Gesicht,

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