Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
des Lächelns ihres Vaters zu schenken und ruhig zu sagen: »Ich bin sicher, dass alles wieder gut wird, Tante Althea. Denn es geschieht nicht nur aufgrund des Willens unseres Vaters, dass wir Tragödien und Enttäuschungen in unserem Leben hinnehmen, sondern auch durch den von Sa. Wenn wir gelassen ertragen, was er uns sendet, dann wird auch die Belohnung dafür niemals ausbleiben.«
»Geschenkt«, knurrte sie ihn an. Ihre Stimme war tief und wild. Wie konnte er es wagen, ihr jetzt solche Plattheiten zuzumuten, dieser Spross von Kyle, der all das gewinnen würde, was sie verloren hatte! Zweifellos konnte er sein Schicksal mit Leichtigkeit ertragen. Beim Anblick seiner schockierten Miene hätte sie beinahe laut aufgelacht. Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück.
»Althea!«, rief ihre Mutter schockiert und tadelnd.
Althea fuhr sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht und erwiderte ungerührt den finsteren Blick ihrer Mutter.
»Glaube nicht, dass ich nicht weiß, wessen Idee es war, dass Keffria das Schiff erbt«, erklärte sie hitzig.
»Ach, Althea!«, rief Keffria, und der Schmerz in ihrer Stimme klang beinahe echt. Die Trauer und die Bestürzung in der Miene ihrer Schwester hätten sie fast erweicht. Früher einmal hatten sie sich so nahe gestanden…
Doch dann trat Kyle in ihre Mitte und verkündete ärgerlich:
»Irgendwas stimmt nicht. Der Pflock will nicht in die Galionsfigur hineinpassen.«
Alle drehten sich um und starrten ihn an. Die Ungeduld und der Ärger in seiner Stimme wirkten befremdlich. Einen Moment dauerte das Schweigen an, und selbst Kyle wirkte beschämt. Er stand da, hielt den silbergrauen Pflock in der Hand und sah sich um, als könnten seine Augen nirgendwo Ruhe finden. Althea holte zittrig Luft, doch bevor sie etwas sagen konnte, hörte sie Brashens Stimme. Sie troff geradezu vor Sarkasmus.
»Vielleicht wisst Ihr nicht, dass nur ein Familienmitglied desselben Blutes ein Zauberschiff erwecken kann?«
Wut verzerrte Kyles Gesicht, und er lief rot an, wie Althea es noch nie gesehen hatte. »Was gibt dir das Recht, hier zu sprechen, Hund? Ich lasse dich vom Schiff werfen!«
»Das werdet Ihr zweifellos«, erwiderte Brashen gelassen.
»Aber nicht, bevor ich nicht meinem Kapitän gegenüber meine letzte Pflicht erfülle. Selbst für einen Sterbenden hat er deutlich genug gesprochen. ›Hilf ihr, dies alles durchzustehen‹, hat er zu mir gesagt. Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass auch Ihr diesen Befehl gehört habt. Und ich werde ihn befolgen. Gebt Althea den Pflock. Wenigstens das Erwecken des Schiffes könnt Ihr ihr nicht nehmen.«
Er weiß nie, wann er den Mund halten muss. Das war immer die schärfste Kritik ihres Vaters an seinem jungen Ersten Maat gewesen, doch jedesmal, wenn er das sagte, klang seine Stimme beinahe respektvoll. Althea hatte das nie verstanden. Bis heute.
Da stand Brashen, zerlumpt und abgerissen wie alle anderen Matrosen nach einer langen Reise, und begehrte gegen den Mann auf, der das Schiff kommandiert hatte und es vermutlich auch wieder befehligen würde. Er musste sich anhören, wie er in aller Öffentlichkeit entlassen wurde, und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie wusste, dass Kyle seiner Forderung niemals nachkommen würde; ja, sie gestattete ihrem Herzen nicht einmal, sich danach zu sehnen. Aber als Brashen dies forderte, wurde ihr plötzlich klar, was ihr Vater in ihm gesehen hatte.
Kyle stand finster da. Sein Blick glitt über den Kreis der Trauernden, aber Althea wusste, dass er sich auch des äußeren Kreises der Mannschaft und selbst der Schaulustigen bewusst war, die auf die Docks geströmt waren, um dem Erwachen eines Zauberschiffs, eines Lebensschiffs, beizuwohnen.
Schließlich entschied er sich dafür, Brashens Worte einfach zu ignorieren.
»Wintrow!«, befahl er. Seine Stimme klang wie ein Peitschenschlag. »Nimm den Pflock und erwecke das Schiff.«
Alle Blicke richteten sich auf den Jungen. Er wurde blass, und seine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit. Sein Mund zitterte, doch dann presste er die Lippen zusammen. Er holte tief Luft. »Das ist nicht mein Recht.«
Er sprach nicht laut, aber seine junge Stimme war deutlich zu hören.
»Verdammt, du bist genausoviel Vestrit wie Haven! Es ist dein Recht, und das Schiff wird eines Tages dir gehören. Nimm den Pflock und erwecke es!«
Der Junge sah ihn verständnislos an. Als er antwortete, zitterte seine Stimme. »Mir ist bestimmt, ein Priester des Sa zu werden.
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