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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war nicht das Unglück eines frühen Hagelschauers oder eines anschwellenden Flusses, eine Laune der Natur, die man am besten mit Gleichmut überstand.
    Dies war die Grausamkeit von Menschen, und niemand erwartete von einem Priester Sas, so etwas schweigend zu akzeptieren, ganz gleich, ob diese Grausamkeit sich gegen ihn oder andere richtete.
    Er straffte die Schultern. Was sie von ihm hielten, wusste er.
    Der Sohn des Kapitäns, ein Junge, ein Zwerg, den man in ein Kloster gesteckt hatte, damit er dort im Glauben an Güte und Freundlichkeit aufgezogen wurde. Er wusste, dass viele dies als Schwäche ansehen, Priester und Priesterinnen Sas als geschlechtslose Trottel betrachteten, die ihr Leben lang herumwanderten und dafür beteten, dass die Welt ein schöner, friedlicher Ort werde. Wintrow hatte die andere Seite des Priesterlebens kennengelernt. Er hatte Priester gepflegt, die in das Kloster zurückgebracht worden waren, Priester, die von der Grausamkeit zermalmt worden waren, gegen die sie gekämpft hatten, oder an Seuchen gestorben waren, als sie anderen Opfern geholfen hatten. Eine klare Stimme und ein ruhiges Auge, so riet er sich selbst. Er legte die widerliche Decke über den Arm und ertastete sich sorgsam den Weg zum Achterdeck, wo eine einzelne Laterne brannte.
    Drei Männer saßen in einem dämmrigen Kreis, und auf dem Boden lagen Würfel verstreut. Wintrow nahm den beißenden Geruch von billigem Schnaps wahr und runzelte die Stirn. Die winzige Flamme der Wut, die in ihm loderte, flammte heller auf.
    Als wäre die Beseeltheit seiner Großmutter auf ihn übergegangen, trat er kühn in den Kreis der Laterne und warf die Decke auf den Boden. »Seit wann trinkt die Wache an Bord dieses Schiffes während des Dienstes?«, fragte er kalt.
    Alle zogen sich aus seine Richtung zurück, bis sie sahen, wer da gesprochen hatte.
    »Es ist der junge Priester«, meinte schließlich einer verächtlich und ließ sich wieder zurücksinken.
    Erneut flammte Zorn in ihm hoch. »Es ist auch Wintrow Haven vom Geblüt der Vestrits, und an Bord dieses Schiffes trinkt die Wache nicht und spielt auch keine Spiele. Die Wache wacht!«
    Die drei Männer rappelten sich hoch. Sie waren alle erheblich größer als er und viel kräftiger, verfügten über die festen Muskeln erwachsener Männer. Wenigstens einer wirkte beschämt, doch die beiden anderen waren zu betrunken und ließen sich nicht abschrecken.
    »Wachen über was?«, verlangte ein schwarzbärtiger Kerl anmaßend zu wissen. »Wachen, während Kyle Haven das Schiff des alten Mannes übernimmt und die Mannschaft durch seine Spießgesellen ersetzt? Wachen, während all die Jahre, die wir geschuftet haben, und zwar loyal geschuftet haben, über Bord gehen, als würden sie nichts gelten?«
    Der zweite fiel in die Litanei mit ein. »Sollen wir wachen, während Haven das Schiff stiehlt, das von einem Vestrit geführt werden sollte? Althea ist vielleicht eine freche kleine Füchsin, aber sie ist eine Vestrit bis auf die Knochen. Es sollte ihr Schiff sein, Weib oder nicht.«
    Tausend mögliche Antworten schossen Wintrow durch den Kopf. Er entschied sich für die, die er für die beste hielt. »Nichts davon hat etwas damit zu tun, während der Wache zu trinken. Das ist eine armselige Art, Ephron Vestrits Andenken zu ehren.«
    Die letzte Bemerkung schien mehr Wirkung zu haben als alles andere, was er gesagt hatte. Der Mann mit der beschämten Miene trat vor. »Ich habe Wache, und ich trinke nicht. Die anderen leisten mir bloß Gesellschaft und reden.«
    Dazu fiel Wintrow nichts ein, also nickte er nur ernst. Dann fiel sein Blick wieder auf die Decke, und er erinnerte sich an sein eigentliches Anliegen. »Wo ist der Zweite Maat? Torg?«
    Der schwarzbärtige Mann schnaubte verächtlich. »Er hat zuviel damit zu tun, seine Sachen in Altheas Kabine zu bringen, als dass er auf irgendetwas anderes achten würde.«
    Wintrow nickte auch dazu und ließ die Bemerkung kommentarlos durchgehen. Er richtete seine nächsten Worte an keinen der Männer direkt, als er hinzufügte: »Ich glaube nicht, dass ich unbemerkt an Bord der Viviace hätte kommen dürfen, nicht einmal in ihrem Heimathafen.«
    Der Wachhabende sah ihn merkwürdig an. »Das Schiff ist erwacht. Sie hätte uns schnell ein Lied gesungen, wenn ein Fremder versucht hätte, sie zu besteigen.«
    »Seid Ihr sicher, dass sie weiß, was sie zu tun hat, falls ein Fremder an Bord kommt?«
    Der ungläubige Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes

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