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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verstärkte sich. »Wie sollte sie es nicht wissen? Was Kapitän Vestrit und sein Vater und seine Großmutter über das Leben auf einem Schiff wussten, weiß sie jetzt.«
    Er sah zur Seite und schüttelte leicht den Kopf. »Ich dachte, alle Vestrits wüssten über Zauberschiffe Bescheid.«
    »Danke«, antwortete Wintrow und ignorierte den letzten Seitenhieb des Mannes. »Ich suche Torg. Macht weiter.«
    Er bückte sich und hob die Decke wieder auf. Als er den dämmrigen Lichtkreis verließ, ging er vorsichtig weiter und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Die Tür zu Altheas Kajüte stand offen, und aus dem Spalt drang Licht an Deck. Die Kisten, die noch nicht von Bord gebracht worden waren, stapelten sich unordentlich auf einer Seite. Der Maat war dabei, seine eigenen Besitztümer in der Kabine zu verteilen.
    Wintrow klopfte laut an die offene Tür und versuchte, sich nicht über Torgs schuldbewussten Blick zu amüsieren.
    »Was?«, wollte der Mann wissen und drehte sich zu ihm um.
    »Mein Vater sagte, Ihr solltet mir eine Decke geben«, sagte Wintrow ruhig.
    »Sieht aus, als hättet Ihr eine bekommen«, stellte Torg fest. Er konnte seine Häme nicht ganz verbergen. »Oder glaubt der Priesterjunge, dass sie nicht gut genug für ihn ist?«
    Wintrow ließ die Decke auf den Boden fallen. »Die hier genügt allerdings nicht«, sagte er ruhig. »Sie ist schmutzig. Ich habe nichts gegen eine benutzte oder geflickte Decke, aber niemand muss freiwillig Dreck erdulden.«
    Torg sah sie nicht einmal an. »Wenn sie schmutzig ist, dann wascht sie doch.«
    Er drehte sich um und räumte demonstrativ seine Sachen weiter ein.
    Wintrow ließ sich jedoch nicht einschüchtern. »Ich sollte eigentlich nicht darauf hinweisen müssen, dass die Decke dann nicht mehr rechtzeitig trocknen kann«, stellte er freundlich fest.
    »Ich bitte Euch einfach nur, das zu tun, was mein Vater Euch befohlen hat. Ich bin für diese Nacht an Bord, und ich brauche eine Decke.«
    »Ich habe den Befehl Eures Vaters befolgt, und Ihr habt eine Decke.«
    Die grausame Belustigung in Torgs Stimme war jetzt kaum noch zu überhören.
    »Warum amüsiert es Euch so, mir Unbehagen zu bereiten?«, fragte er Torg aus echter Neugier heraus. »Wie kann es Euch mehr Schwierigkeiten machen, mir eine saubere Decke zu geben, als mir einen schmutzigen Lumpen zuzumuten und mich zu zwingen, Euch um das anzubetteln, was ich brauche?«
    Die Ehrlichkeit dieser Frage überrumpelte den Maat. Er starrte Wintrow sprachlos an. Wie viele instinktiv grausame Menschen hatte er sich niemals wirklich überlegt, warum er sich verhielt, wie er es tat. Es genügte ihm, dass er es tun konnte.
    Sehr wahrscheinlich war er schon von früher Jugend an ein Schläger gewesen und würde es auch bleiben, bis er eines Tages in Segeltuch gehüllt von Bord ging. Zum ersten Mal betrachtete Wintrow den Mann genauer. Sein Schicksal war ihm deutlich anzusehen. Er hatte kleine, runde Augen, blau wie die eines weißen Schweines. Die Haut unter seinem runden Kinn fing bereits an abzusacken. Das Tuch, das er um den Hals geschlungen hatte, starrte vor verkrustetem Dreck, und der Kragen seines blau-weiß gestreiften Hemdes hatte innen einen braunen Rand. Es waren nicht der Dreck und der Schweiß ehrlicher Arbeit, sondern der eingefressene Schmutz der Schlampigkeit. Der Mann pflegte sich nicht. Das zeigte sich schon in der Art, wie seine Besitztümer in der Kabine verteilt waren. In vierzehn Tagen würde sie ein stinkender Schweinestall aus ungewaschenen Kleidungsstücken und schimmelnden Essensresten sein.
    In diesem Moment entschied sich Wintrow, den Streit nicht weiterzutreiben. Er würde in seinen Kleidern an Deck schlafen, was sicher unbequem war, aber er würde es überleben.
    Vermutlich war es sinnlos, weiter mit diesem Kerl zu zanken.
    Er würde niemals begreifen, wie widerlich Wintrow diese schmutzige Decke fand – und wie beleidigend. Wintrow schalt sich, weil er den Mann nicht schon vorher genauer betrachtet hatte. Es hätte ihnen beiden eine Menge nutzloses Gerede erspart.
    »Macht nichts«, sagte er beiläufig und drehte sich unvermittelt um. Er zwinkerte einige Male mit den Augen, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und ging dann vorsichtig weiter. Er hörte, wie der Maat an die Tür trat und hinter ihm herstarrte.
    »Das Jüngelchen wird vermutlich zu seinem Papa laufen und sich beschweren«, rief Torg ihm höhnisch nach. »Aber er wird feststellen, dass sein Vater

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