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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und Tran. Und es gab nur wenige Männer, die ihr gefielen. Diejenigen, die noch jung, gutgebaut und einigermaßen attraktiv aussahen, waren weder sauber, noch besaßen sie Manieren. Vielleicht liegt das ja am Tranhandel, sagte sich Althea. Ihr ganzes Leben jagten und töteten sie und handelten mit Blut, Salz und Tran. Die Seeleute auf den Handelsschiffen waren reinlicher oder vielleicht auch nur die von der Viviace . Ihr Vater hatte darauf geachtet, dass die Männer sich selbst und auch das Schiff sauber und von Ungeziefer frei hielten.
    Der Gedanke an die Viviace und ihren Vater schmerzte Althea nicht so sehr wie noch vor einiger Zeit. Hoffnungslosigkeit hatte den Schmerz verdrängt. Sie nahm sich zusammen und zwang sich, an das zu denken, dem sie eben noch aus gewichen war. Es war beinahe unmöglich, unter ihrem richtigen Namen ein Schiffszeugnis zu bekommen. Und das nur, weil sie eine Frau war. Das Gefühl des Scheiterns, das sie urplötzlich überkam, erstickte sie fast. Ihr Essen lag plötzlich wie Steine in ihrem Magen, und sie zitterte, als wäre ihr kalt. Sie presste die Füße fest auf den Boden und die Hände auf die Kante des Tisches, damit es aufhörte. Ich will nach Hause, dachte sie kläglich.
    Irgendwohin, wo es warm ist, wo man mich kennt und ich aufgehoben bin. Doch nein, ihr Zuhause bot ihr all das nicht, nicht mehr. Der einzige Ort, an dem diese Dinge für sie noch existierten, war die Vergangenheit, als ihr Vater noch lebte und die Viviace ihr Heim war. Sie suchte nach diesen Erinnerungen, aber es fiel ihr schwer, sie sich zu vergegenwärtigen. Sie waren zu weit entfernt, und sie war schon zu sehr von ihnen entfremdet. Sich nach ihnen zu sehnen, machte sie nur noch einsamer und hoffnungsloser. Brashen, dachte sie plötzlich. Er war das Nächste, was sie an Heimat in dieser schmutzigen Stadt finden konnte. Nicht, dass sie Interesse gehabt hätte, ihn zu suchen, aber plötzlich wurde ihr klar, dass sie es tun konnte. Das konnte sie tun, wenn sie wollte, wenn sie wirklich leichtsinnig sein und sich den Teufel um das Morgen scheren wollte. Sie konnte Brashen suchen und sich einige Stunden lang warm und geborgen fühlen.
    Aber das würde sie nicht tun. Nein. Das mit Brashen war keine gute Idee. Wenn sie zu ihm ging, würde er glauben, dass sie wieder mit ihm ins Bett gehen wollte. Einen Moment erwog sie diese Vorstellung. Ein schwaches Interesse regte sich, aber sie schnaubte verächtlich und zwang sich, ernsthaft darüber nachzudenken. Die Geräusche aus dem ersten Stock hörten sich plötzlich erniedrigend und albern an. Nein. Sie war nicht wirklich daran interessiert, es mit irgendjemandem zu tun, und schon gar nicht mit Brashen. Es wäre die denkbar schlechteste Idee, wenn sie es noch einmal miteinander machten. Früher oder später würde nämlich der eine oder der andere nach Bingtown zurückkehren, vielleicht sogar sie beide. Es war schon keine gute Idee gewesen, mit Brashen auf dem Schiff zu schlafen. Sie waren beide müde und halb betrunken gewesen, ganz zu schweigen von dem Cindin. Nur deshalb war es überhaupt passiert. Aber wenn sie ihn heute Abend traf und es wieder passierte, dann glaubte er vielleicht, dass es etwas zu bedeuten hatte. Und wenn sie sich dann noch in Bingtown begegneten… Nun, was auf dem Schiff geschehen war, war eine Sache, aber in Bingtown würde das etwas vollkommen anderes sein. Bingtown war Heimat. Also. Sie würde nicht zu ihm gehen, und sie würde ihn auch nicht ins Bett zerren. Für sie war damit die ganze Sache klar.
    Die einzige Frage, die jetzt noch blieb, war: Was sollte sie mit dem Rest des Abends anstellen? Sie hob den Krug, um eine Serviererin auf sich aufmerksam zu machen. Als das Mädchen nachschenkte, lächelte Althea gequält. »Ich bin müder, als ich dachte«, sagte sie freundlich. »Könnt Ihr mir eine ruhige Pension oder ein Gasthaus empfehlen? Eines, in dem ich auch ein Bad bekomme?«
    Das Mädchen kratzte sich nachdrücklich am Nacken. »Ein Zimmer könnt Ihr hier auch bekommen, aber es ist nicht leise.
    Dafür gibt es am Ende der Straße ein Badehaus.«
    Althea beobachtete, wie das Mädchen sich kratzte, und beschloss, auf keinen Fall in einem der Betten dieser Taverne zu schlafen, selbst wenn es hier leise gewesen wäre. Sie hatte eigentlich vor, sich allen Ungeziefers zu entledigen, nicht, sich noch neues dazuzuholen. »Ein ruhiges Haus?«, wiederholte sie.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Das Goldene Pferd, wenn es Euch nichts

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