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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schultern. »Was er bringt. Neue Sklaven werden grundsätzlich immer versteigert. Manchmal haben sie Freunde oder Familie, die sie freikaufen wollen.
    Oder Feinde, die sie unbedingt als Sklaven haben wollen. Auf den Auktionen kann es ziemlich heftig zugehen. Und manchmal auch amüsant.«
    Der Wächter hatte bemerkt, wer hier die Macht besaß, und redete ihm nach dem Mund. »Ihr könntet warten und ihn dann zurückkaufen. Vielleicht spart Ihr so eine oder zwei Münzen. Möglicherweise müsst Ihr auch mehr zahlen. Aber er wäre dann bereits gebrandmarkt, mit dem Siegel des Satrapen. Ihr oder sein Vater könntet ihm natürlich danach die Freiheit wiedergeben. Aber er muss dann eine Tätowierung von Euch bekommen und eine Art Papier oder einen Ring, der besagt, dass er frei ist.«
    »Könnten wir die Tätowierung nicht einfach wegbrennen?«, fragte Torg grausam. Er ließ Wintrow nicht aus den Augen und wartete auf ein Anzeichen von Furcht. Wintrow weigerte sich jedoch, ihm diesen Gefallen zu tun. Torg würde außerdem niemals so weit gehen. Er gab nur wieder dem Spott und der Quälerei nach, die typisch für ihn waren. Wenn Wintrow zeigte, dass er sich darüber aufregte, würde Torg nur noch mehr darin schwelgen. Er sah an Torg vorbei, als wäre er nicht länger an ihm oder seinen Worten interessiert.
    »Es ist illegal, eine Sklaventätowierung wegzubrennen!«, verkündete der Wächter gebieterisch. »Eine Person, die eine verbrannte Narbe links neben der Nase hat, wird für einen geflohenen und gefährlichen Sklaven gehalten und sofort wieder hierher gebracht, als hätte man ihn gefangen. Und bekommt erneut das Siegel des Satrapen.«
    Torg schüttelte wehmütig den Kopf, aber er grinste boshaft dabei. »Was für eine Schande, ein so hübsches Gesicht mit einem Brandzeichen zu verunstalten, hm? Na gut…«
    Er wandte sich abrupt von ihm ab. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Sklaven, die er noch nicht inspiziert hatte. »Machen wir weiter?«
    Der Wächter runzelte die Stirn. »Soll ich einen Läufer kommen lassen? Der seinen Vater benachrichtigt?«
    »Nein, nein, macht Euch keine Umstände. Ich sorge dafür, dass sein Vater erfährt, wo er ist. Er wird sich über den Jungen allerdings nicht besonders freuen. Was ist mit dieser Frau? Hat sie besondere Fähigkeiten oder eine besondere Ausbildung?«
    Er sprach die beiden letzten Worte beinahe zärtlich aus, womit er einen grausamen Witz über das alte Weib machte, das vor ihm kauerte.
    Wintrow blieb zitternd in seiner Zelle zurück. Er konnte die Wut kaum unterdrücken, die in ihm aufstieg. Torg würde ihn hier lassen, in der Kälte und in dem Schmutz, und zwar so lange er konnte. Aber er würde es seinem Vater erzählen und dann mit ihm herkommen, um die Auseinandersetzung der beiden mit anzusehen. Wintrow sank der Mut, als er sich vorstellte, wie gewaltig der Zorn seines Vaters sein würde. Er würde sich auch gedemütigt fühlen. Und Kyle Haven ließ sich überhaupt nicht gerne demütigen. Er würde zweifellos Wege finden, das seinem Sohn gegenüber auszudrücken. Wintrow lehnte sich gegen die Wand seiner Zelle. Er fühlte sich erbärmlich. Er hätte warten und es ertragen sollen. In weniger als einem Jahr wurde er fünfzehn. Wenn es soweit war, konnte er sich zu einem Mann erklären, der vom Willen seines Vaters unabhängig war, und das Schiff einfach verlassen, ganz gleich, wo es gerade lag. Dieser närrische Versuch wegzulaufen machte die folgenden Monate nur länger. Warum hatte er nicht gewartet? Er ließ sich langsam auf das Stroh in der Ecke seiner Zelle sinken. Er schloss die Augen und schlief ein. Schlafen war weit besser, als sich den Zorn seines Vaters auszumalen.

    »Raus!«, wiederholte Kennit. Es war ein heiseres Knurren.
    Etta blieb stehen, wo sie war. Sie war blass und ihr Mund entschlossen zusammengekniffen. In der einen Hand hielt sie ein Becken mit Wasser, in der anderen Verbandszeug.
    »Ich dachte, ein frischer Verband wäre angenehmer«, wagte sie zu widersprechen. »Der da ist steif vom Blut und…«
    »Raus!«, schrie er. Sie wirbelte herum und verspritzte Wasser, während sie floh. Die Tür der Kabine schloss sich mit einem vernehmlichen Knall hinter ihr.
    Er war seit dem frühen Morgen wach und bei Bewusstsein gewesen, aber das hier waren die ersten Worte, die er zu jemandem gesprochen hatte. Er hatte die meiste Zeit dagelegen und an die Wand gestarrt. Es war ihm unbegreiflich, dass sein Glück ihn verlassen haben sollte. Wie konnte ihm

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