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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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will, dass das hier sauber gemacht wird.«
    Er schaffte es, befehlend zu wirken, als spräche er über ein schmutziges Deck. »Ein Matrose soll heißes Wasser für mich zubereiten. Und legt mir ein sauberes Hemd bereit.«
    Er sah, wie Sorcor ihn ungläubig anstarrte, und bemerkte, dass er ihn eher wie einen Kammerdiener behandelte als wie den zweiten Mann an Bord. »Du verstehst doch, dass es wichtig ist, wie ich wirke, wenn ich die Gefangenen verhöre. Sie dürfen mich nicht als ein verkrüppeltes Wrack in einem schmutzigen Verband sehen.«
    »Gefangene?«, fragte Sorcor verständnislos.
    »Gefangene«, wiederholte Kennit entschlossen. »Ich habe angeordnet, dass drei am Leben gelassen werden sollten, oder nicht?«
    »Jawohl, Sir. Aber das war…«
    »Und wurden drei am Leben gelassen, damit ich sie verhören kann?«
    »Ich habe noch einen«, gab Sorcor kleinlaut zu. »Das heißt, das, was von ihm übrig ist. Eure Frau hat sich auf ihn gestürzt.«
    »Was?«
    »Es war sein Fehler«, knurrte Etta. Sie klang wie eine drohende Raubkatze. »Es war sein Fehler, dass Ihr verletzt worden seid.«
    Sie hatte die Augen zu Schlitzen zusammengezogen.
    »Na gut. Einen, sagt ihr.«
    Kennit versuchte sich zu fassen. Was für ein Geschöpf hatte er hier an Bord dieses Schiffes geholt?
    Daran wollte er jetzt nicht denken. Übernimm das Kommando! »Dann befolgt meine Befehle. Wenn ich mich einigermaßen präsentabel gemacht habe, will ich, dass der Gefangene hergebracht wird. Ich möchte im Moment niemanden von der Mannschaft sehen. Wie ist der Rest der Kaperung verlaufen?«
    »So glatt wie ein Teller Innereien, Sir. Und wir haben auch noch einen kleinen Bonus bekommen.«
    Trotz der Sorge in seinem Gesicht konnte Sorcor grinsen. »Anscheinend war dieses Schiff etwas Besonderes. Es hatte einen Haufen gewöhnlicher Sklaven an Bord, aber im Vorschiff war eine besondere Ladung, ein Geschenk des Satrapen von Jamaillia höchstpersönlich an irgendeinen hohen Drecksbonzen in Chalced. Eine Gruppe Tänzerinnen und Musiker, zusammen mit ihren Instrumenten und aller Schminke und Kleidung.
    Dazu Juwelen, einige hübsche kleine Fässer mit funkelnden Steinchen… Ich habe sie unter Eurer Koje verstaut, Sir. Und eine Reihe schöner Kleidungsstücke, einige Silberstatuen und Brandy in Flaschen. Eine sehr nette Beute. Zwar nicht viel, aber alles von bester Qualität.«
    Er warf einen kurzen Seitenblick auf Kennits Stumpf. »Vielleicht möchtet Ihr ja den Brandy selbst probieren.«
    »Gleich. Diese Tänzerinnen und Musiker… Sind sie fügsam?
    Wie finden sie es, dass ihre Reise so plötzlich unterbrochen wurde?«
    Warum hatten sie sie nicht mit dem Rest der Mannschaft über Bord geworfen?
    »Wundervoll, Sir. Sie waren alle Sklaven, versteht Ihr? Die Gesellschaft hatte Schulden, und als die Eigentümer pleite gemacht haben, hat der Satrap befohlen, die Tänzerinnen und Musiker ebenfalls in Ketten zu legen. Das ist zwar nicht ganz legal, aber wenn man Satrap ist, muss man sich anscheinend darüber keine Gedanken machen. Nein, sie sind ausgesprochen glücklich darüber, dass sie von Piraten gefangen genommen worden sind. Ihr Kapitän hatte sie bereits arbeiten lassen. Sie denken sich Lieder und Tänze aus, um die ganze Geschichte zu erzählen. Ihr seid natürlich der Held in dem Stück.«
    »Natürlich.«
    Lieder und Tänze. Kennit fühlte sich plötzlich unendlich müde. »Wir… wir liegen vor Anker. Wo? Und warum?«
    »Die Bucht hat keinen Namen, soweit ich weiß, aber hier ist es seicht. Die Sicerna , ist leckgeschlagen. Anscheinend schon vor einiger Zeit. Die Sklaven auf dem Boden konnten ihre Köpfe gerade so über die Wasserlinie halten Es schien das Beste zu sein, sie hier zu verankern, wo sie nicht zu weit absinken kann, während wir sie mit zusätzlichen Pumpen ausrüsten. Dann wollte ich nach Bullenbach weitersegeln. Wir haben genug Leute, die die Pumpen den ganzen Weg über bedienen können.«
    »Warum nach Bullenbach?«, fragte Kennit.
    Sorcor zuckte mit den Schultern. »Dort ist ein anständiger Strand, auf den man sie ziehen kann.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es wird eine Menge Arbeit sein, bis sie wieder seetüchtig ist. Und Bullenbach ist im letzten Jahr zweimal von Sklavenschiffen überfallen worden. Ich dachte, man würde uns dort willkommen heißen.«
    »Da, siehst du«, erwiderte Kennit schwach. Er lächelte. Sorcor hatte recht. Der Mann hatte viel von ihm gelernt. Man brachte ein Schiff dorthin, redete überzeugend, und schon

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