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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder an Bord eines Zauberschiffs. Das jedoch bereitete ihr eher gemischte Gefühle. Die Ophelia war nicht die Viviace . Sie würde nichts verbinden. Auf der anderen Seite war die Ophelia kein totes Stück Holz, das nur von Wind und Wellen herumgeschubst wurde. Es war bestimmt großartig, wieder an Bord eines Schiffes zu sein, das auf die kleinste Berührung reagierte. Und sie war heilfroh, dieser schmierigen kleinen Stadt endlich den Rücken kehren zu können.
    Sie ging zu der heruntergekommenen Taverne zurück, in der sie übernachtet hatte. Noch heute Abend würde sie an Bord der Ophelia gehen und morgen in See stechen. Sie hatte keine Zeit mehr, Brashen zu suchen und sich von ihm zu verabschieden.
    Außerdem wusste sie auch nicht, wo er war. Vielleicht hatte er sich sogar schon wieder eingeschifft, was wusste sie denn?
    Außerdem, welchen Sinn hätte es gemacht? Sie ging ihren Weg, er seinen. So einfach war das. Sie hatte eigentlich keine echte Beziehung zu dem Mann. Überhaupt keine. Sie wusste nicht einmal, warum sie über ihn nachdachte. Sicher gab es nichts mehr, was sie ihm hätte sagen können. Und ihn zu sehen, würde nur schwierige Gespräche und Themen aufwerfen.

    Das Büro des Schiffsmaklers war klein und stickig. In dem Kamin loderte ein für diesen winzigen Raum gewaltiges Feuer.
    Es roch rauchig, vor allem im Gegensatz zu der frischen Luft draußen. Brashen zog an seinem Kragen und zwang sich dann, die Hände ruhig in den Schoß zu legen.
    »Ich heure Leute für die Springeve an. So sehr vertraut mir der Kapitän. Und dieses Vertrauen nehme ich sehr ernst. Wenn ich ihn mit einem schlampigen Mann oder einem Trunkenbold hinausschicke, kann das das Schiff Geld, Zeit und Leben kosten. Also achte ich sehr sorgfältig darauf, wen ich anheure.«
    Der Agent war ein kahlköpfiger Mann. Er schien auf eine Antwort zu warten, also dachte sich Brashen eine aus. »Das ist eine gewaltige Verantwortung«, sagte er dann.
    Der Agent stieß eine gelbliche Rauchwolke aus. Sie brannte in Brashens Augen, aber er bemühte sich, das nicht zu zeigen. Er wollte nur die Position des Maats, die draußen vor dem Büro auf dem Schild ausgeschrieben war. Die Springeve war ein kleines, niedriges Boot, das an der Küste zwischen Candletown und Bingtown entlang segelte. Die Fracht, die sie in einem Hafen aufnahm oder löschte, bestimmte ihren nächsten Hafen. So hatte der Agent es erklärt. Für Brashen klang das sehr verdächtig. Er vermutete, dass die Springeve mit Piraten zusammenarbeitete und gestohlene Ladung von anderen Schiffen kaufte und verkaufte. Brashen wusste nicht genau, ob er eigentlich mit dieser Art Arbeit etwas zu tun haben wollte. Eigentlich wollte er überhaupt keine Arbeit haben. Aber er hatte fast kein Geld mehr und auch kein Cindin. Also musste er arbeiten, und dieser Pott war so gut wie jeder andere auch. Der Mann redete weiter, und Brashen tat, als lausche er aufmerksam.
    »… haben wir ihn verloren. Das war eine Schande, denn er war schon jahrelang bei uns. Aber wie Ihr sicher wisst…«
    Er zog ausgiebig an seiner Pfeife und blies den Rauch durch die Nase.
    »Die Zeit und die Gezeiten warten auf niemanden. Genauso wenig wie verderbliche Fracht. Die Springeve muss in See stechen, und wir brauchen einen neuen Maat. Ihr scheint Euch in den Gewässern auszukennen, von denen hier die Rede ist.
    Aber wir können Euch vielleicht nicht das zahlen, was Ihr fordert.«
    »Was könntet Ihr mir denn zahlen?«, fragte Brashen unverblümt. Er lächelte, um seine groben Worte etwas abzumildern. Seine Kopfschmerzen meldeten sich zurück; jedesmal, wenn der Mann ihm eine Rauchwolke ins Gesicht blies, glaubte er, dass er sich übergeben müsse.
    »Nun.«
    Der kleine Mann schien von seiner Frage ein wenig aus der Fassung gebracht. »Das kommt natürlich darauf an. Ihr habt Euer Zeugnis von der Reaper , aber nichts von den anderen Schiffen, auf denen Ihr angeblich gedient habt. Ich muss darüber nachdenken.«
    Er hoffte also, dass jemand mit mehr Schiffszeugnissen sich um die Stelle bewerben würde. »Verstehe. Wann wisst Ihr, ob Ihr mich wollt?«
    Auch diese Frage war viel zu unverblümt gestellt.
    Sowie er die Worte ausgesprochen hatte, hörte er das selbst. Aber anscheinend konnte er seine Zunge einfach nicht im Zaum halten. Er lächelte den Mann an und hoffte, dass diese Grimasse nicht so elend wirkte, wie er sich fühlte.
    »Vermutlich morgen früh.«
    Als der Mann wieder an seiner Pfeife zog, bückte sich Brashen und

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