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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich vermutlich mit mehr Geld nach Hause, wenn ich jetzt auslaufe, als wenn ich warte, bis ich auf einem Schiff anheuern kann, das mich bezahlt.«
    »Verstehe.«
    Kapitän Tenira sah auf den Teller auf dem Tisch vor sich und schob ihn achtlos zur Seite. Einen Augenblick fühlte er mit der Zunge in einer Zahnlücke. »Nun. Das ist bewundernswert. Aber ich muss dich trotzdem durchfüttern, denke ich. Und auf einem Zauberschiff zu arbeiten ist nicht dasselbe, wie auf einem anderen Schiff zu dienen. Sie sind auf eine Weise lebendig, die nichts mit Wind und Wetter zu tun hat.
    Und die Ophelia kann eine sehr dickköpfige Dame sein.«
    Althea biss sich auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken. Die Ophelia war eines der ältesten Lebensschiffe.
    Sie gehörte noch zur ersten Generation. Sie war eine dicke, alte Kogge, störrisch und gerissen, wenn sie ihre Launen hatte, und herrisch und gebieterisch bei anderen Gelegenheiten. Eine dickköpfige Dame war die bisher netteste Titulierung, mit der jemand die Ophelia bedacht hatte.
    »Ihre Matrosen müssen schneller und klüger sein«, dozierte Kapitän Tenira. »Und standfest. Man darf weder Angst vor ihr haben, noch abergläubisch sein. Und man darf sich auch nicht von ihr einschüchtern lassen. Warst du jemals an Bord eines Lebensschiffes, Junge?«
    »Ein wenig«, gab Althea zu. »Bevor ich Seemann wurde, bin ich oft an den Nordwall des Hafens von Bingtown gegangen und habe mit ihnen geredet. Ich mag sie, Sir. Und ich habe keine Angst vor ihnen.«
    Der Kapitän räusperte sich. »Und ein Handelsschiff unterscheidet sich erheblich von einem Schlachtschiff«, fuhr er dann mit veränderter Stimme fort. »Wir segeln viel schneller, und wir sind erheblich sauberer. Wenn der Maat dir befiehlt zu springen, dann springst du auf der Stelle. Glaubst du, dass du das kannst?«
    »Ja, Sir, das kann ich. Und ich bin sauber und halte meinen Platz rein.«
    Althea nickte wie eine Marionette.
    »Hm.«
    Der Kapitän dachte nach. »Ich brauche dich trotzdem nicht, weißt du. Viele Männer würden sogar durch einen brennenden Reifen springen, nur um auf einem Zauberschiff dienen zu dürfen. Du würdest eine Position antreten, die ich ohne Schwierigkeiten mit einem älteren, erfahreneren Mann besetzen könnte.«
    »Ich weiß, Sir. Und ich weiß das auch zu schätzen, Sir.«
    »Vergiss das nicht. Ich bin ein harter Mann, Athel. Du bereust deine Entscheidung vielleicht, lange bevor wir Bingtown erreichen.«
    »Entschuldigt, Sir, aber das habe ich über Euch gehört. Dass Ihr hart wärt, aber gerecht.«
    Sie sah ihn demütig an. »Ich habe keine Angst, unter einem fairen Mann zu arbeiten.«
    Es war genau die richtige Dosis Schmeichelei. Der Kapitän hätte beinahe gelächelt. »Dann geh und melde dich beim Maat.
    Er heißt Grag Tenira. Sag ihm, ich hätte dich angeheuert und dass du den Rost von der Ankerkette abschmirgeln möchtest.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Althea mit einer kleinen Grimasse.
    Rost von einer Ankerkette zu schleifen war eine anstrengende Arbeit.
    Dann jedoch rief sie sich ins Gedächtnis, dass Rost von der Ankerkette eines Zauberschiffs zu kratzen immer noch besser war als jede Aufgabe auf der Reaper . »Danke, Sir!«
    »Geh nur«, meinte Kapitän Tenira herzlich. Er beugte sich vor, packte seinen Bierkrug und winkte damit dem Tavernenjungen.
    Althea stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie draußen auf dem Bürgersteig stand. Den kalten Wind, der sie umwehte, spürte sie kaum. Tenira hatte sie nicht erkannt, und vermutlich würde er das jetzt auch nicht mehr tun. Als einfacher Schiffsjunge würde sie den Kapitän kaum zu Gesicht bekommen. Da er sie einmal als Athel gesehen hatte, würde er sie vermutlich auch weiterhin als Athel sehen. Und sie war davon überzeugt, dass sie auch Grag Tenira täuschen konnte.
    Athel, der Schiffsjunge, wies keinerlei Ähnlichkeit zu Althea, seiner Tanzpartnerin, auf. Ihre Laune verbesserte sich schlagartig, als sie begriff, dass sie es geschafft hatte. Sie hatte eine Überfahrt zurück nach Bingtown. Und wenn das, was sie über Kapitän Tenira gehört hatte, stimmte, dann würde sie auch ein bisschen Geld auf der Fahrt verdienen. Der Mann war fair.
    Wenn er sah, dass sie hart arbeitete, würde er sie auch entlohnen. Sie lächelte unwillkürlich. Die Ophelia , würde morgen auslaufen. Sie musste nur noch ihren Seesack auf das Schiff bringen und einen Platz für ihre Hängematte finden.
    Morgen war sie unterwegs nach Hause.
    Und

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