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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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noch an der unregelmäßigen Kräuselung der Wellen, dass sie da war.
    Für Kyle war es, als wäre er aus einem Alptraum erwacht. Er wusste nicht mehr, was er tat und warum. Er betrachtete den Jungen, den er immer noch festhielt, ohne dass er dahintergekommen wäre, was er mit ihm überhaupt vorgehabt hatte. Und plötzlich verließ ihn auch seine Kraft. Er ließ Wintrow einfach vor sich auf das Deck fallen.
    Schweratmend drehte sich Gantry zu Kyle um. »Was ist los?«, wollte er wissen. »Wie hat das angefangen?«
    Viviace stieß jetzt leise, keuchende Schreie aus, denen verzweifelte Schreie der Sklaven in den Laderäumen antworteten. Wintrow lag immer noch ausgestreckt da, wo Kyle ihn fallen gelassen hatte. Gantry machte zwei Schritte, sah dann auf den Jungen hinab und blickte anschließend ungläubig zu Kyle hoch. »Habt Ihr das getan?«, fragte er. »Warum? Der Junge ist bewusstlos geschlagen worden.«
    Kyle starrte ihn einfach nur an. Ihm fehlten die Worte. Gantry schüttelte den Kopf und sah dann zum Himmel hinauf, als wolle er Hilfe von oben erflehen. »Sei ruhig!«, fuhr er die Galionsfigur an. »Ich kümmere mich um ihn. Aber sei jetzt ruhig! Du regst alle auf. Mild! Mild, hol mir den Medizinkasten. Und sag Torg, ich will sofort den Schlüssel für diese albernen Fesseln. Ruhig, nur ruhig, meine Lady, wir werden alles gleich in Ordnung bringen, soweit ich das kann.
    Bitte, beruhige dich. Das Vieh ist weg, und ich kümmere mich ja um den Jungen. Evans!«, schrie er einen gaffenden Matrosen an.
    »Geh runter und wecke meine Wache. Sie sollen zu den Sklaven gehen und sie beruhigen. Sie haben nichts zu befürchten.«
    »Ich habe ihn berührt«, hörte Kyle Viviace atemlos zu Gantry sagen. »Ich habe ihn geschlagen, und als ich ihn schlug, kannte er mich. Nur war ich nicht ich!«
    »Es wird alles gut«, wiederholte Gantry hartnäckig.
    Eine Erschütterung lief durch das Schiff, als sich Viviace bückte und ihre Hände im Meerwasser wusch. Sie gab immer noch leise, verängstigte Laute von sich.
    Kyle zwang sich, seinen Sohn anzublicken. Wintrow war immer noch bewusstlos. Er massierte die geschwollenen Knöchel seiner rechten Hand und erinnerte sich plötzlich daran, wie hart er den Jungen geschlagen hatte. Bestimmt hart genug, um einige seiner Zähne zu lockern. Vielleicht hatte er ihm sogar das Jochbein oder den Kiefer gebrochen. Verdammt.
    Er war kurz davor gewesen, den Jungen an die Seeschlange zu verfüttern. Seinen eigenen Sohn. Er wusste, dass er Wintrow geschlagen hatte. Daran konnte er sich erinnern. Was er nicht mehr wusste, war, aus welchem Grund. Was hatte ihn dazu verleitet? »Er wird schon wieder«, knurrte er Gantry an.
    »Vermutlich täuscht er es nur vor.«
    »Sehr wahrscheinlich«, erwiderte Gantry sarkastisch. Er holte tief Luft, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich aber plötzlich anders. Einen Moment später sagte er leise: »Sir, wir sollten uns eine Waffe basteln. Eine Pike oder einen Speer. Etwas, mit dem wir das Monster in Schach halten können.«
    »Wir haben es vermutlich nur wütend gemacht«, erwiderte Kyle. »Die Seeschlangen folgen schon immer den Sklavenschiffen. Ich habe noch nie gehört, dass sie das Schiff selbst angegriffen hätten. Sie wird sich mit den toten Sklaven zufrieden geben.«
    Gantry sah ihn an, als hätte er ihn nicht richtig verstanden.
    »Was ist, wenn wir keine haben?«
    Er sprach klar und deutlich.
    »Was ist, wenn wir so klug und geschickt sind, wie Ihr gesagt habt, und wir nicht die Hälfte auf der Reise verlieren? Wenn sie dann hungrig wird? Und wenn das Schiff sie einfach nicht mag?
    Sollten wir nicht versuchen, die Schlange schon ihretwegen los zu werden?«
    Etwas spät fiel sein Blick auf die Matrosen, die sich versammelt hatten und diesem Gespräch folgten. »Geht an Eure Arbeit!«, schrie er. »Und wenn jemand nichts zu tun hat, soll er es mir sagen. Mir fällt schon etwas für ihn ein.«
    Als die Seeleute verschwanden, kümmerte er sich wieder um Wintrow. »Ich glaube, er ist einfach nur betäubt«, sagte er leise. »Mild!«, brüllte er, als der Leichtmatrose auch schon mit seinem Schlüssel in der Hand und der Medizinkiste unterm Arm aus der Luke sprang.
    Wintrow regte sich, und Gantry half ihm, sich aufzusetzen. Er stützte sich mit gespreizten Armen und beiden Händen auf dem Deck ab und sah benommen zu, wie Gantry ihm die Fußfesseln abnahm. »Das ist albern«, zischte der Mann verärgert. Er betrachtete die eiternden Geschwüre an Wintrows

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