Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
glücklich. Comfreys Worte waren kein direkter Befehl, weil Comfrey nicht berechtigt war, ihm Befehle zu erteilen. Aber wenn er diesen Vorschlag ignorierte und Wintrow in Schwierigkeiten geriet…
»Ich komme zurecht«, sagte Wintrow hartnäckig. »Ich bin nicht zum ersten Mal in einer fremden Stadt. Ich weiß, wie ich auf mich aufpassen muss. Und wir verschwenden nur unsere Zeit, wenn wir hier herumstehen und uns streiten. Ich treffe euch am Boot wieder, und zwar lange vor Sonnenuntergang.
Ich verspreche es.«
»Das solltest du auch besser tun«, sagte Comfrey drohend, aber seine Laune besserte sich trotzdem schlagartig. »Du kannst uns in der Matrosengasse finden, wenn du deine Mauer lange genug begafft hast. Sei rechtzeitig da. Da du jetzt anfängst, dich wie ein richtiger Seemann zu benehmen, wird es auch Zeit, dass wir dich als einen von uns kennzeichnen.«
Comfrey tippte auf die komplizierte Tätowierung auf seinem Arm, während Wintrow grinste und heftig den Kopf schüttelte. Der alte Seemann zog ihn an der Nase. »Na gut. Sei trotzdem rechtzeitig da.«
Wintrow wusste, dass sie sich alle damit herausreden konnten, dass er freiwillig allein losgegangen war, wenn ihm jetzt etwas zustieß. Und dass sie nichts hatten dagegen tun können. Es war ein bisschen beunruhigend mitanzusehen, wie bereitwillig sie ihn allein ließen. Er war immer noch ein Teil der Gruppe, während sie den Strand entlanggingen, doch als sie die Handelsdocks erreichten, schwärmten die Männer aus und machten sich auf den Weg zu den Bars und den Bordellen am Ufer. Wintrow zögerte einen Moment und sah ihnen mit einem sehnsüchtigen Gefühl hinterher. Sie lachten laut auf, eine Gruppe von Seeleuten, die in eine Stadt stürmten, sich freundlich schubsten und mit Gesten verrieten, welche Pläne sie für den Nachmittag hatten. Mild hopste ihnen beinahe wie ein freundlicher Hund hinterher, und Wintrow war sich plötzlich sicher, dass er jetzt in dieser Bruderschaft akzeptiert wurde, dass er nur dahin befördert worden war, weil Wintrow seinen Platz auf der untersten Stufe der Schiffshierarchie eingenommen hatte.
Nun, das machte ihm nichts aus. Jedenfalls nicht wirklich. Er wusste genug vom Leben unter Männern, um zu erkennen, dass es normal war, ein Teil dieser Gruppe sein zu wollen, zu tun, was er tun musste, um dazuzugehören. Und, sagte er sich streng, ich weiß auch genug von Sa, um zu erkennen, wann es Zeit ist, sich von der Gruppe zu trennen. Es war schon schlimm genug, dass er kein einziges Wort gegen ihre Pläne geäußert hatte, zu trinken und zu huren. Er versuchte Gründe dafür zu finden, aber er wusste, dass es nur Ausflüchte waren, und schob die Frage beiseite. Er hatte getan, was er konnte, und heute Abend würde er darüber meditieren und versuchen, eine Perspektive zu finden. Jetzt hatte er nur ein paar Stunden Zeit, sich die ganze Stadt anzusehen.
Er konnte sich auf dem Weg durch die Stadt nach der Erinnerung seines Großvaters richten. Auf eine seltsame Weise war es fast so, als würde der alte Kapitän mit ihm gehen, denn er sah die Veränderungen, die es seit Ephrons letztem Besuch in diesem Hafen gegeben hatte. Einmal trat ein Ladeninhaber aus seinem Geschäft und richtete die Plane über seinen ausgestellten Früchten. Wintrow erkannte ihn und hätte ihn beinahe mit Namen gegrüßt. Stattdessen grinste er den Mann einfach an und dachte, dass sein Bauch in den letzten Jahren ziemlich zugelegt hatte. Der Mann starrte ihn seinerseits an und maß den Jungen von Kopf bis Fuß, als fühlte er sich beleidigt.
Wintrow sagte sich, dass sein Lächeln wohl etwas zu vertraulich gewesen war, und eilte rasch an ihm vorbei, in das Zentrum der Stadt.
Er kam an den Brunnenplatz und blieb fasziniert stehen. Cress hatte einen artesischen Brunnen als Wasserquelle. Er erhob sich in der Mitte eines großen steinernen Bassins und hatte genug Kraft, das Wasser in der Mitte wie eine große Blase sprudeln zu lassen, als käme es mit viel Druck aus der Erde. Vom Hauptbecken wurde es in verschiedene andere Becken geleitet, von denen einige dem Waschen von Kleidung dienten, andere für Trinkwasser reserviert waren, und wieder andere waren dafür gedacht, Tiere zu tränken. Jedes Becken war Wunderschön mit Reliefs verziert, die den jeweiligen Verwendungszweck zeigten.
Zwischen den verschiedenen Becken waren Blumen und Sträucher gepflanzt.
Eine Anzahl junger Frauen, einige mit kleinen Kindern, die neben ihnen spielten, nutzten den klaren,
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