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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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können. Er ließ seinen Blick unscharf werden und holte mehrmals tief Luft, um die Szenerie vor ihm vollkommen konzentriert aufnehmen zu können.
    Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter. »Der Schiffsjunge hat sich schon wieder verirrt«, bemerkte der jüngere Stadtwächter. Noch während Wintrows Kopf herumfuhr, erhielt er einen Stoß, der ihn auf das Pflaster warf.
    Der ältere Posten sah ihn beinahe bedauernd an.
    »Ich glaube, diesmal müssen wir ihn dorthin bringen, wohin er gehört«, sagte er, während sich der kräftige Posten Wintrow näherte. Seine sanften Worte ließen Wintrow einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Und noch schlimmer waren die drei Leute, die stehen geblieben waren und zusahen. Keiner von ihnen machte Anstalten, sich einzumischen. Als er sie um Hilfe flehend ansah, erwiderten sie seinen Blick ohne jede Regung und schienen nur daran interessiert, was als nächstes passierte.
    Der Junge rappelte sich hastig hoch und wich langsam zurück.
    »Ich habe niemandem etwas zuleide getan« protestierte er. »Ich wollte einfach nur die Idishi-Halle sehen. Mein Großvater hat sie gesehen und…«
    »Wir mögen es nicht, wenn die Wasserratten unsere Straßen entlangrennen und unsere Leute begaffen. Hier in Cress ersticken wir jeden Ärger im Keim.«
    Der ältere Mann redete, aber Wintrow hörte ihm kaum zu. Er wirbelte herum und wollte weglaufen, aber mit einem Satz hatte der kräftige Posten ihn am Kragen gepackt.
    Er hielt ihn fest, würgte Wintrow und schüttelte ihn dann.
    Benommen merkte der Junge, wie seine Füße vom Boden gehoben wurden und er plötzlich nach vorn flog. Er rollte sich ab und ließ sich vom Schwung mittragen. Ein unebener Pflasterstein traf schmerzhaft seine Rippen, aber wenigstens brach er sich keine Knochen. Er kam schnell wieder hoch, aber nicht schnell genug, um dem jüngeren Posten zu entgehen.
    Erneut packte der Wintrow, schüttelte ihn und schleuderte ihn in Richtung des Ufers.
    Diesmal prallte er gegen ein Gebäude. Der Zusammenstoß kostete ihn ein Stück Haut, aber es gelang ihm, auf den Beinen zu bleiben. Er stolperte weiter, während der grinsende Wachposten ihn unerbittlich verfolgte. Der ältere Soldat folgte ihm beinahe gemächlich und belehrte ihn dabei. Wintrow kam es fast so vor, als würden die Worte nicht ihm, sondern den Leuten gelten, die stehen blieben und zusahen, um sie daran zu erinnern, dass die Wächter nur ihre Arbeit taten. »Wir haben nichts gegen Seeleute, solange sie und ihr Ungeziefer am Ufer bleiben, wo sie hingehören. Wir haben versucht, nett zu dir zu sein, Junge, weil du so ein grüner Bursche bist. Wenn du zur Matrosengasse gegangen wärst, hättest du sicher schnell festgestellt, dass es dir dort gefallen hätte. Jetzt wirst du jedenfalls zum Ufer gebracht. Aber du hättest uns eine Menge Arbeit und dir eine Menge blauer Flecken ersparen können, wenn du nur gehört hättest.«
    Die ruhige Besonnenheit in der Stimme des älteren Mannes war beinahe noch entsetzlicher als die offensichtliche Freude, die der andere Soldat bei seiner Aufgabe zu empfinden schien.
    Der Mann war schnell wie eine Schlange. Irgendwie hatte er schon wieder Wintrows Kragen gepackt. Diesmal schüttelte er den Jungen, wie ein Hund eine Ratte schüttelt, und schleuderte ihn gegen eine Steinwand. Wintrows Kopf streifte einen Stein, und einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Er schmeckte Blut. »Ich bin – kein Seemann!«, platzte er heraus. »Ich bin ein Priester. Ein Priester von Sa.«
    Der junge Posten lachte. Der ältere Mann schüttelte bedauernd den Kopf. »Oho. Dann bist du sowohl ein Häretiker als auch eine Wasserratte! Weißt du denn nicht, dass die Anhänger von Odava wenig für diejenigen übrig haben, die ihn nur als eine Verkörperung ihres eigenen Gottes sehen? Ich wollte Flav eigentlich sagen, dass du genug hast, aber vielleicht beschleunigen ein oder zwei weitere Schläge ja deine Erleuchtung.«
    Die Hand des Wächters hielt seinen Kragen gepackt und zog ihn auf die Füße. Panisch zog Wintrow seinen Kopf durch den übergroßen Kragen und schlüpfte auch mit den Armen heraus. Er fiel sozusagen aus seinem Hemd, als der Wächter daran zog. Die Angst spornte ihn an, er krabbelte davon und rannte los, während er sich noch aufrichtete. Die Zuschauer lachten schallend. Wintrow warf einen kurzen Blick auf den überraschten jüngeren Posten und sah, wie sich das Gesicht des alten Mannes vor Belustigung verzog. Sein Lachen und der wütende

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