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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geld, du kannst es verdoppeln.«
    Er beugte sich zu Wintrow »Es ist eine sichere Sache. Wir haben gerade gesehen, wie ein Mann gewonnen hat. Er musste nur auf den Rücken des Bären kommen, da hat der sofort aufgegeben. Eigentlich wollte der Dompteur niemanden mehr gegen ihn antreten lassen, aber Comfrey hat darauf bestanden.«
    Mild betrachtete Wintrow plötzlich staunend. »Heh! Was ist mit deinem Hemd passiert?«
    »Ich habe es beim Ringen mit den Stadtwachen verloren.«
    Wintrow konnte mittlerweile fast einen Scherz daraus machen.
    Er war zwar ein bisschen verletzt, wie kommentarlos Mild seine Worte hinnahm, aber dann bemerkte er den Geruch im Atem des Jungen. Im gleichen Augenblick sah er, wie er etwas mit der Zunge unter die Unterlippe schob. Cindin. Sein Blick wirkte aufgrund der Droge verhangen. Wintrow war nicht wohl dabei. Diese Droge war an Bord verboten. Es konnte sogar eine Strafe nach sich ziehen, wenn er noch berauscht an Bord ging. Der unüberlegte Optimismus, den die Droge einem verlieh, machte aus einem Mann keinen umsichtigen Seemann. Wintrow wollte etwas sagen, wollte versuchen, ihn zu warnen, aber ihm fielen nicht die passenden Worte ein. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich zum Boot zurückgehe. Ich habe meine Besichtigung hinter mir und warte da auf euch.«
    »Nein. Nein, geh nicht!«
    Der andere Junge packte seinen Arm.
    »Bleib hier und sieh es dir an. Es wird dir leid tun, wenn du das versäumst. Willst du wirklich nicht eine oder zwei Münzen setzen? Eine bessere Chance bekommst du nicht. Und der Bär ist müde. Er muss müde sein. Er hat schon ein halbes Dutzend Mal gerungen.«
    »Und der letzte Mann hat gewonnen?«
    Wintrows Neugier gewann die Oberhand.
    »Ja. Stimmt. Sobald er auf dem Rücken des Bären war, hat der sich hingelegt wie eine schlafende Katze. Der Dompteur war ganz schön wütend, als er ihm die Börse geben musste.«
    Mild legte seinen Arm auf Wintrows. »Ich habe mein letztes Kleingeld darauf gesetzt. Natürlich hat Comfrey mehr gewettet. Er hat am Spieltisch Glück gehabt.«
    Erneut sah Mild ihn an. »Bist du sicher, dass du kein Geld setzen willst? Die ganze Mannschaft wettet auf Comfrey.«
    »Ich habe kein Geld. Nicht mal mehr ein Hemd«, meinte Wintrow nachdrücklich.
    »Richtig. Stimmt ja. Vergiss es, es ist… Ah, es geht los!«
    Comfrey trat grinsend und mit einem Winken zu seinen Schiffskameraden in das markierte Viereck. Kaum hatte er den Fuß über den Strich gesetzt, als der Bär sich auch schon auf die Hinterbeine stellte. Wegen der Fesseln an den Hinterbeinen konnte er nur kleine Schritte machen, als er sich Comfrey näherte. Der Seemann täuschte eine Bewegung an und drehte sich dann blitzschnell zur anderen Seite, um an dem Bär vorbei hinter ihn zu gelangen.
    Aber er hatte keine Chance. Als hätte er diesen Schachzug schon hundertmal ausgeführt, drehte sich der Bär um und schlug den Seemann zu Boden. Seine mächtigen Vorderpfoten hatten eine weit größere Reichweite, als Wintrow angenommen hatte. Die Wucht des Schlags warf Comfrey glatt um.
    »Steh auf! Steh schon auf!«, schrien seine Schiffskameraden, und Wintrow schrie mit ihnen. Der Bär setzte seinen ruhelosen Tanz fort. Er war mittlerweile wieder auf alle viere herabgesunken. Comfrey hob den Kopf. Er blutete aus der Nase, aber er schien sich von den Rufen seiner Kameraden anstacheln zu lassen. Er sprang unvermittelt hoch und schoss an dem Bär vorbei.
    Aber der richtete sich überraschend schnell auf, gewaltig und massiv wie eine Mauer, und seine ausgestreckte Tatze krachte gegen Comfreys Kopf, als der genau neben ihm war. Diesmal landete der Seemann auf dem Rücken, und sein Kopf schlug heftig auf der Straße auf. Wintrow zuckte zusammen und wandte mit einem Stöhnen den Blick ab. »Er ist erledigt«, sagte er zu Mild. »Wir sollten ihn lieber zum Schiff zurückbringen.«
    »Nein. Nein, er steht wieder auf. Das schafft er. Komm schon, Comfrey, es ist doch nur ein großer, blöder alter Bär. Steh auf, Mann! Steh auf!«
    Die anderen Seeleute der Viviace schrien ebenfalls, und zum ersten Mal erkannte Wintrow Torgs heisere Stimme zwischen den anderen. Offenbar war er von seinem Kapitän entlassen worden, um sich amüsieren zu können.
    Wintrow war sich plötzlich sicher, dass er etwas Gemeines über sein fehlendes Hemd sagen würde. Unvermittelt wünschte er sich, dass er das Schiff niemals verlassen hätte. Dieser Tag war eine lange Kette von Desastern.
    »Ich gehe zum Boot zurück«, wiederholte

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