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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatten sich Medusavine und Kriechpflanzen an den Rändern des Landes breitgemacht. Gelegentlich erhob sich eine hochgewachsene Zeder dazwischen, die ihre eigenen nassen Wurzeln verteidigte und kümmerlich wuchs. Nach einem erfrischenden Regen wirkte Divvytown beinahe einladend. Der Rauch von Holzfeuern drang aus den Schornsteinen und fügte seinen Duft dem jodhaltigen Geruch des Seetangs und des brackigen Wassers hinzu. Heim. Kennit ließ das Wort in seinem Kopf nachklingen. Nein. Es passte nicht. Hafen. Ja.
    Sorcor trat plötzlich zur Seite und schrie einen Matrosen an, der sich seiner Meinung nach nicht schnell genug bewegte. Es war berüchtigt, wie schwer man Sorcors Ansprüchen genügen konnte, wenn sie in einem Hafen anlegten. Es reichte ihm nie, dass das Schiff gut vertäut wurde. Es musste auch sehr elegant in den Hafen gesegelt werden, als würde man eine Schau für jeden Zuschauer bieten wollen, der zufällig vom Strand aus zusah. Und sie hatten eine Menge Zuschauer.
    Kennit ging im Kopf noch mal die Zahl ihrer Kaperungen durch, seit sie das letzte Mal hier angelegt hatten. Sie hatten sieben Schiffe gekapert, davon vier Sklavenschiffe. Fünfmal hatten sie Zauberschiffe verfolgt, aber kein einziges Mal waren sie auch nur in ihre Nähe gekommen. Er war beinahe soweit, seinen Plan aufzugeben. Vielleicht konnte er sein Ziel ja auch erreichen, wenn er einfach nur genug Sklavenschiffe kaperte. Er und Sorcor hatten bei einigen Gläschen Rum eine Menge hin und her gerechnet. Natürlich war das alles Spekulation, aber die Ergebnisse waren immer erfreulich. Ganz gleich, wie viel oder wie wenig Erfolg diese vier Schiffe bei ihrer Piraterie hatten, die Hälfte ihrer Beute würde zur Marietta zurückfließen. Bei jeder Kaperung hatte Kennit einen seiner erfahrensten Leute mit der Position als Kapitän auf dem erbeuteten Schiff belohnt.
    Auch das war für die verbliebenen Männer auf der Marietta ein Ansporn gewesen, um seine Aufmerksamkeit zu buhlen, auf dass sie vielleicht auch mit einem eigenen Schiff belohnt würden.
    Der einzige Nachteil, den das vielleicht haben mochte, war, dass irgendwann seine eigene Mannschaft aus erprobten Männern immer dünner wurde. Aber daran wollte er jetzt nicht denken. Bis dahin hatte er eine kleine Flottille, nein, eine richtige Flotte, die unter der Rabenflagge segelte. Und sie wären an ihn gebunden, nicht nur wegen der Schuld, sondern auch aus Dankbarkeit.
    Er und Sorcor hatten ihre Hilfsschiffe umsichtig über die Innere Passage verteilt und lange darüber diskutiert, wo diese neuen Bürger wohl am ehesten willkommen waren. Ganz zu schweigen davon, wo die Beute für eine unerfahrene Mannschaft am besten wäre. Er war sehr zufrieden mit ihrer Lösung. Selbst die befreiten Sklaven, die sich nicht für das Leben als Pirat entschieden hatten, dachten mit Dankbarkeit an ihn und sprachen gut von ihm. Er war sicher, dass sie sich daran erinnerten, wie er sie gerettet hatte, wenn die Zeit kam, ihre Schulden zu begleichen. Er nickte wissend. König der Pirateninseln. Es konnte Wirklichkeit werden.
    Die drei Schiffe, die sie erbeutet hatten, waren nicht der Rede wert gewesen. Eines war nicht mal sonderlich seetüchtig gewesen, so dass sie es hatten sinken lassen, nachdem die Feuer gelöscht worden waren. Bis dahin hatten sie das meiste der verwendbaren Beute ohnehin gerettet. Die beiden anderen Schiffe und ihre Besatzungen waren durch Kennits übliche Hehler bereits gegen ein Lösegeld verschachert worden. Er schüttelte den Kopf. Wurde er zu leichtsinnig? Er sollte mehr umherziehen, sich andere Opfer suchen. Sonst war es nur eine Frage der Zeit, wann sich einige Händler zusammenschlossen und versuchten, sich an ihm zu rächen. Der Kapitän des letzten Schiffes war ein ziemlicher Mistkerl gewesen. Er hatte um sich getreten und versucht, Kennit zu schlagen, lange, nachdem sie ihn gebunden hatten. Er hatte den Piratenkapitän verflucht und ihn gewarnt, dass mittlerweile Belohnungen auf seine Ergreifung ausgesetzt waren, und zwar nicht nur in Jamaillia, sondern sogar in Bingtown. Kennit hatte ihm gedankt und ihn den restlichen Weg nach Chalced in seinem eigenen Bilgenwasser sitzen lassen, angekettet wie ein Sklave. Als Kennit ihn schließlich wieder hatte an Deck ziehen lassen, war der Mann sehr zuvorkommend gewesen. Kennit kam zu dem Schluss, dass er offensichtlich die Wirkung von Dunkelheit, Nässe und Ketten auf den Mut eines Mannes erheblich unterschätzt hatte. Nun, man lernte schließlich

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