Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
wartete, bis er sich in einen Sessel ihnen gegenüber gesetzt hatte.
Er nahm die Weinflasche, goss sich eine großzügige Menge ein und schenkte ihnen ebenfalls nach. Dann holte er tief Luft, bevor er sprach.
»Und bevor wir nur über eine weitere Schiffsladung verhandeln, schlage ich vor, besprechen wir die Vorteile, die es hätte, wenn ich immer Eure erste Wahl wäre, auch für viele Schiffsladungen.«
»Ich kann den Vorteil für Euch sehen, wenn Ihr immer aus unserer Beute auswählen könnt. Aber ich muss zugeben, dass ich dabei wenig Vorteile für uns erkennen kann.«
Sincure Faldin verschränkte die Finger über seiner extravaganten Weste und lächelte wohlwollend. »Ihr seht nichts Gutes darin, einen Partner zu haben, der bereit und willens ist, alles loszuschlagen, was Ihr anbringt? Ihr seht nichts Gutes darin, immer den besten Preis für Eure Ladung zu bekommen, sei sie groß oder klein? Denn wenn Ihr einen Partner an Land habt, müsst Ihr nicht alles in ein oder zwei Tagen verkaufen.
Ein Partner an Land würde es für Euch lagern und es nur dann verkaufen, wenn die Nachfrage dafür am stärksten ist. Seht Ihr, Kapitän Kennit, wenn Ihr an Land kommt und hundert Fässer vom feinsten Rum alle auf einmal verkauft, dann macht die Menge der Fracht die Qualität des Rums plötzlich gewöhnlich.
Mit meinem Partner an Land, der ein Lagerhaus hat, würden eben diese Fässer zurückgehalten und nur partieweise verkauft werden. Dadurch bleiben sie rar und ihr Preis hoch. Außerdem würde ein Partner an Land auch nicht alle Fässer in Divvytown verkaufen. Nein. Mit einem kleinen Schiff zu seiner Verfügung könnte er die umliegenden Inseln und Siedlungen ebenso beliefern und einen neuen Markt für Euch erschließen. Und einmal oder zweimal im Jahr könnte dieses Schiff, sagen wir, eine Fahrt nach Bingtown oder selbst nach Jamaillia unternehmen, um dort die besten Stücke aus Eurer Beute an Händler zu verkaufen, die in der Lage sind, erheblich bessere Preise zu bezahlen.«
Sorcor wirkte ein bisschen zu beeindruckt. Aber Kennit unterdrückte das Bedürfnis, ihn mit der Stiefelspitze anzustoßen. Er würde nur erschrecken und wäre immer noch verwirrt. Statt dessen lehnte sich Kennit auf dem unbequemen Stuhl zurück, als würde er sich entspannen. »Einfache Ökonomie«, verkündete er gelassen. »Eure Vorschläge sind nichts Besonderes, Sincure Faldin.«
Faldin nickte, keineswegs aus der Fassung gebracht. »Viele große Ideen sind alles andere als einzigartig. Sie werden erst dann einzigartig, wenn die Männer, die die erforderlichen Mittel haben, sich miteinander verbünden.«
Er hielt inne und betonte damit die Weisheit seiner nächsten Worte. »Es gibt Gerüchte in Divvytown, dass Ihr sehr viel Ehrgeiz habt.
Ambitionen, darf ich vielleicht hinzufügen, die ebenfalls alles andere als einzigartig sind. Ihr strebt nach Macht unter uns.
Einige sprechen das Wort ›König‹ aus und lächeln dabei in ihren Bart. Nun, das tue ich nicht. Ich habe Euch auch das Wort ›König‹ in unseren Geschäftsverhandlungen nicht angeboten.
Aber dennoch, wenn wir uns so zusammentun, könnte einer von uns zu soviel Macht, Autorität und Wohlstand kommen.
Auch ohne dass das Wort ›König‹ an einem klebt. Worte dieser Art neigen dazu, die Menschen zu beunruhigen. Aber ich gehe davon aus, dass Ihr nicht nach dem Wort strebt, sondern nach seiner Realisierung.«
Sincure Faldin lehnte sich zurück, nachdem er gesprochen hatte. Sorcors Blick zuckte von dem Händler zu Kennit. Sein Blick war fragend. Es war eine Sache, seinen Kapitän von mehr Macht reden zu hören. Aber es war eine vollkommen andere Angelegenheit, wenn ein respektabler Händler solche Worte ernst nahm.
Kennit befeuchtete die Lippen. Als er den Blick senkte, sah er, wie das Amulett ihn angrinste. Das verruchte kleine Gesicht blinzelte ihm zu und presste die Lippen zusammen, als wollte es ihn zum Schweigen ermuntern. Kennit konnte kaum seinen Blick davon losreißen. Entschlossen setzte er eine unbewegte Miene auf und löste den Blick von dem Hexenholzamulett.
Dann sah er Faldin an. »Was Ihr vorschlagt, geht weit über eine einfache Geschäftsvereinbarung hinaus. Partner, habt Ihr gesagt, und zwar mehr als einmal. Partner, teurer Sincure Faldin, ist ein Wort, das mein Erster Maat und ich in hohen Ehren halten. Bis jetzt benutzen wir es nur für uns beide. Wir beide kennen auch die volle Bedeutung dieses Wortes: Partner.
Geld allein erkauft sich so etwas
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