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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht.«
    Er hoffte, dass Sorcor die Anspielung auf gegenseitige Loyalität nicht entging. Faldin dagegen wirkte leicht beunruhigt. Kennit lächelte ihn an.
    »Dennoch, wir hören Euch immer noch zu«, sagte er nachdrücklich und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
    Der Händler holte tief Luft. Er blickte zwischen den Männern hin und her, als versuchte er, sie einzuschätzen. »Ich verstehe, was Ihr tut, Sirs. Ihr sammelt nicht nur Reichtum, sondern auch Einfluss. Die Loyalität von Männern und die Macht von Schiffen hinter dieser Loyalität. Aber was ich Euch anbiete, ist etwas, das Ihr nicht so leicht bekommt. Etwas, das nur Zeit hervorbringt.«
    Er hielt inne, um die Spannung zu erhöhen.
    »Respekt.«
    Sorcor warf Kennit einen verwirrten Blick zu. Kennit machte eine winzige Bewegung mit der Hand. Halt dich zurück, sagte sie Sorcor. Bleib wie du bist. »Respekt?«
    Kennit verlieh dem Wort einen spöttischen Unterton.
    Faldin schluckte und sprach dann weiter. »Um zu gewinnen, was Ihr wollt, Sir, müsst ihr Euren Leuten Sicherheiten bieten.
    Und nichts stabilisiert die Stellung eines Mannes in den Augen der Öffentlichkeit mehr als Respekt. Wenn ich so kühn sein darf, darauf hinzuweisen: Auf diesem Gebiet habt Ihr wenig Verbindungen. Ihr habt keine Häuser, kein Land, keine Frauen, keine Familien und keine Blutsbande zu denen, die diese Stadt lenken. Früher einmal waren diese Dinge nicht wichtig. Was waren wir schon, wenn nicht Ausgestoßene, Parias, entlaufene Sklaven, armselige Kriminelle, die vor der Justiz flohen, Schuldner, Rebellen und Vagabunden?«
    Er wartete, bis sie nickten. »Aber das, Kapitän Kennit und Sincure Sorcor, war vor zwei Generationen.«
    Erregung mischte sich in seine Stimme.
    »Ich bin sicher, Sirs, dass Ihr das genauso klar seht wie ich. Die Zeit verändert uns. Ich selbst lebe schon seit zwanzig Jahren hier. Meine Frau wurde in dieser Stadt geboren, wie auch meine Kinder. Wenn eine ordentliche Gesellschaft aus diesem Dreck und den Baracken erwachsen soll, dann werden wir ihre Eckpfeiler sein. Wir und andere wie wir, die sich unseren Familien angeschlossen haben.«
    Wenn es ein Signal gegeben hatte, war es Kennit entgangen.
    Aber das Timing war einfach zu perfekt, als dass es sich um einen Zufall hätte handeln können. Sincura Faldin und zwei junge Frauen betraten den Raum. Sie trugen Tabletts mit Früchten, Brot, geräuchertem Fleisch und Käse herein. In den beiden jungen Frauen erkannte man eindeutig Faldins Gesichtszüge in ihrer weiblichen Spielart. Es waren seine Töchter. Seine Verhandlungsmasse bei dem Geschäft, die Passierscheine zur Respektabilität. Es waren keine Schlampen aus Divvytown. Keine von beiden wagte es, Kennit anzusehen, aber die eine warf Sorcor ein scheues Lächeln und einen kurzen Blick durch ihre gesenkten Wimpern zu. Kennit vermutete, dass sie noch Jungfrauen waren und nur unter den wachsamen Argusaugen ihrer Mutter über die Straßen von Divvytown spazierten. Und sie sahen nicht schlecht aus. Sie hatten blasse Haut, honigfarbenes Haar, und ihre Augen waren braun und beinahe mandelförmig. Beide waren so plump wie reife Früchte, und ihre nackten Arme waren prall und weiß. Sie stellten die Speisen und Getränke vor die Männer und vor ihre Mutter.
    Sorcor hatte den Blick auf den Teller gesenkt, kaute aber nachdenklich an seiner Unterlippe. Plötzlich sah er hoch und starrte eine der Schwestern kühn an. Sie errötete unter seinem Blick. Zwar erwiderte sie ihn nicht, aber sie wich seinem Blick auch nicht aus. Das jüngere Mädchen war höchstens fünfzehn, das ältere allerhöchstens siebzehn. Sie waren glatt und ohne jede Falte und würden einen Mann in eine sanftere Welt begleiten, wo Frauen weich und still waren und sich fügsam den Bedürfnissen ihrer Ehemänner widmeten. Es war eine Welt, von der viele Männer träumten, und Kennit war überzeugt, dass Sorcor einer von ihnen war. Welcher andere Preis konnte weiter außerhalb der Reichweite eines narbenübersäten und tätowierten Piraten sein als die willige Umarmung einer blassen Jungfer? Das, was am wenigsten erreichbar war, war fast immer auch das Begehrenswerteste.
    Faldin tat, als bemerke er nicht, wie der Pirat seine Tochter anglotzte. Stattdessen rief er: »Ah, Erfrischungen! Lasst uns einen Moment unsere Geschäfte vergessen. Edle Herren, ich heiße euch in meinem gastfreundlichen Heim willkommen. Ich glaube, ihr habt Sincura Faldin bereits kennen gelernt. Die beiden sind meine Töchter

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