Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
nie aus. Sie kamen in guter Stimmung in Divvytown an. Seine Männer gingen wie Hoheiten auf einer Besuchsreise von Bord, die Taschen bereits mit klingenden Münzen gefüllt. Kennit und Sorcor folgten ihnen langsam und ließen nur eine Handvoll ausgewählter Männer an Deck. Die würden gut dafür belohnt werden, dass sie ihr Vergnügen ein wenig aufschoben. Kennit und Sorcor schlenderten über die Pier und ignorierten die marktschreierischen Angebote der Zuhälter, Huren und Drogenhändler. Aber jeder, dachte Kennit, der uns beobachtet, ganz gleich wer es ist, kann feststellen, dass zumindest einer von uns einen guten Geschmack hat. Sorcor war wie immer in einem Kunterbunt erlesener Kleidung gekleidet, bei deren Farbmischung einem schwindlig werden konnte.
    Der silberne Schal, den er sich um den Bauch geschlungen hatte, stammte von den dicken, weißen Schultern einer Edelfrau, die sie gegen ein Lösegeld freigelassen hatten. Der juwelenbesetzte Dolch, der darin steckte, gehörte ihrem Sohn, einem mutigen Jungen, der nur nicht gewusst hatte, wann man sich ergeben musste. Sein gelbes Hemd war in Chalced handgefertigt worden.
    Aufgrund seiner massigen Gestalt und der mächtigen Brust des Jungen erinnerte Kennit dieses Hemd an Sorcor, an ein Segel im Wind. Im Kontrast dazu hatte Kennit für sich selbst nüchterne Farben ausgewählt. Er vertraute darauf, dass der Stoff und die Verarbeitung die Blicke auf sich zogen. Allerdings würden nur wenige in Divvytown die Seltenheit der Spitze erkennen, die so reichlich aus Manschetten und Kragen fiel, aber selbst in ihrer Ignoranz würde ihnen nichts übrig bleiben, als sie zu bewundern. Seine hohen schwarzen Stiefel glänzten, und die blaue Hose, die Weste und das Jackett betonten sowohl seine Muskeln als auch seine Größe. Der Mann, der ihm diese Dinge geschneidert hatte, war ein befreiter Sklave gewesen, der ihm für das Privileg, ihm dienen zu dürfen, nichts in Rechnung gestellt hatte. Was Kennits Zufriedenheit mit seiner Erscheinung natürlich noch mehr steigerte.
    Sincure Faldin hatte Kennit schon vorher seine Ladung abgekauft, aber noch nie zuvor hatte er ihn so offensichtlich umschmeichelt wie dieses Mal. Wie Kennit erwartet hatte, waren die Gerüchte von den befreiten Sklavenschiffen und den neuen Rabenschiffen schon vor Wochen nach Divvytown gedrungen. Der Mann, der sie an Faldins Tür erwartete, führte sie nicht in sein Büro, sondern in seinen Salon. Der kleine, stickig-warme Raum wurde selten benutzt, was Kennit an dem steifen Stoff auf den gepolsterten Stühlen sah. Sie warteten eine Weile, während Sorcor unruhig mit den Fingern auf seinen Schenkeln trommelte. Dann trat eine lächelnde Frau mit einem Tablett mit Wein und winzigen, süßen Keksen ein. Kennit war sich ziemlich sicher, dass diese Frau Faldins Weib war, Sincura Faldin. Sie reichte ihnen schweigend die Gaben und zog sich dann wieder zurück. Als Faldin selbst einige Augenblicke später eintrat, verrieten sein glattes Haar und sein Duft, dass er gerade Körperpflege betrieben hatte. Wie viele andere geborene Durjaner bevorzugte er bunte Stoffe und extravagante Stickereien. Sein gewaltiger Bauchumfang ließ Kennit an einen Gobelin denken. Die Ohrringe, die er trug, waren eine Meisterleistung aus Gold und Silber. Kennit addierte im Geiste fünf Prozent auf das, was er eigentlich für ihre Fracht zu erhandeln gehofft hatte.
    »Ihr erweist mir eine große Ehre, Kapitän Kennit, dass Ihr mein bescheidenes Etablissement zuerst aufsucht«, begrüßte sie Faldin. »Und ist das nicht Euer Erster Maat Sorcor, von dem man so viele Geschichten hört?«
    »Das ist er«, antwortete Kennit, bevor Sorcor eine Erwiderung stammeln konnte. Er lächelte über Faldins Höflichkeiten. »Ihr sprecht davon, dass wir Euch mit unserem Handel ehren. Wie kann das sein, Sincure Faldin?«, fragte Kennit trocken. »Haben wir nicht schon zuvor Geschäfte mit Euch gemacht?«
    Der Sincure lächelte und machte eine missbilligende Geste.
    »Aber damals wart Ihr, wenn Ihr mir diese Worte verzeiht, nur ein Pirat. Jetzt seid Ihr, wenn die Gerüchte stimmen, Kapitän Kennit, der Befreier. Ganz zu schweigen von Kapitän Kennit, dem Mitbesitzer von vier Schiffen mehr als beim letzten Mal, als ich Euch sah.«
    Kennit neigte dankend den Kopf. Es freute ihn, dass Sorcor die Klugheit besaß, zu schweigen und zuzusehen, wie der Handel geschlossen wurde. Er wartete schweigend auf das Angebot, das zweifellos kommen würde. Und es kam. Sincure Faldin

Weitere Kostenlose Bücher