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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lieber!«
    Sie begrüßte ihn mit ihrer üblichen übertriebenen Zuneigung, kam auf ihn zu und breitete die Arme aus, als wollte sie ihn umarmen. Im letzten Augenblick ließ sie sie sinken und klatschte freudig in die Hände. Ihre Fingernägel waren vergoldet. »Wartet nur, bis Ihr seht, was ich diesmal für Euch habe!«
    »Ich möchte lieber nicht warten«, antwortete er gereizt. Sein Blick glitt durch das Zimmer.
    »Aber ich wusste, dass Ihr kommen würdet«, plapperte sie weiter. »Oh, wir haben es sofort erfahren, als die Marietta angelegt hat. Und alle hier in Divvytown haben die Geschichten von Euren Abenteuern gehört. Natürlich wären wir trotzdem höchst erfreut, wenn Ihr Euch durchringen würdet, sie uns einmal selbst zu erzählen.«
    Sie klimperte mit ihren gewaltigen, künstlichen Wimpern und streckte ihre Brüste heraus, so dass sie gegen ihr Kleid drückten.
    »Ihr kennt meine üblichen Arrangements«, erwiderte er, aber sie hatte seine Hand gepackt und drohte, sie in ihrem wogenden Busen zu versenken, als sie sie tätschelte und an sich zog.
    »Ach, Eure üblichen Arrangements!«, rief sie fröhlich. »Pfeift heute einmal auf das Gewöhnliche, Kapitän Kennit, Lieber.
    Deshalb kommt ein Mann doch nicht zu Bettel, um das ›Gewöhnliche‹ zu erleben. Kommt mit und seht. Seht, was ich für Euch aufgehoben habe.«
    Es waren mindestens drei Männer im Raum, die ihrem Gespräch mit mehr als höflicher Neugier folgten. Kennit fiel auf, dass keiner von ihnen sonderlich erfreut wirkte, als Bettel ihn zu einer mit Kerzen beleuchteten Nische im Hauptzimmer führte. Neugierig und vorsichtig folgte er ihr.
    Entweder war sie neu, oder sie hatte bei seinen früheren Besuchen immer gearbeitet. Sie war hinreißend, wenn man kleine, blasse Frauen bevorzugte. Ihre blauen Augen wirkten riesig in ihrem herzförmigen Gesicht mit den rosa Wangen. Ihr runder kleiner Mund war knallrot bemalt. Das kurze blonde Haar lag in Locken um ihren ganzen Kopf. Bettel hatte sie in Blassblau eingekleidet und sie mit vergoldeten Juwelen überhäuft. Das Mädchen erhob sich von den mit Quasten verzierten Kissen und lächelte ihn entzückend an. Sie war nervös, aber dennoch entzückend. Ihre kleinen Brustspitzen waren rosa angemalt, damit sie unter der blassen Gaze ihres Kleides besser zu sehen waren.
    »Für Euch, Kapitän Kennit«, gurrte Bettel. »Sie ist so süß wie Honig und so hübsch wie ein kleines Püppchen. Und Ihr bekommt unseren größten Raum. Also. Wollt Ihr jetzt Eure Mahlzeit wie üblich?«
    Er lächelte Bettel an. »Ja. Und zwar in meinem üblichen Zimmer mit meiner üblichen Frau als Dessert. Ich spiele nicht mit Puppen. Sie amüsieren mich nicht.«
    Er drehte sich um und ging zur Treppe. »Lasst Etta vorher baden«, warf er über die Schulter zurück. »Und denkt daran, Bettel, einen vernünftigen Wein.«
    »Aber Kapitän Kennit!«, protestierte sie. Die Nervosität in ihrer Stimme verwandelte sich plötzlich in schrille Furcht.
    »Bitte. Probiert Avoretta doch wenigstens. Wenn sie Euch nicht gefällt, dann werde ich Euch nichts berechnen.«
    Kennit ging bereits die Treppe hoch. »Sie gefällt mir nicht, also gibt es da auch nichts zu berechnen.«
    Sein Rücken schmerzte vor Anspannung. Er hatte die Gier in den Augen der Männer leuchten sehen, als er die Treppe hinaufging. Oben auf dem Treppenabsatz öffnete er die Tür zu dem schmalen Treppenhaus dahinter. Er trat hindurch und schloss sie sorgfältig. Ein paar lange Schritte brachten ihn zu dem zweiten Treppenabsatz, an dem eine einsame kleine Lampe brannte. Hier führte die Treppe wieder in die andere Richtung hinauf. Er wartete leise an der Ecke, zog lautlos sein Schwert und auch seinen Dolch. Er hörte, wie die Tür unten leise geöffnet und geschlossen wurde.
    Mindestens drei Männer waren also hinter ihm auf der Treppe.
    Er lächelte grimmig. Besser hier, in der engen Umgebung, als wenn sie ihm auf der finsteren Straße aufgelauert hätten. Mit ein bisschen Glück konnte er mindestens einen von ihnen überrumpeln.
    Er musste nicht lange warten. Sie waren zu eifrig. Als der erste um den Absatz trat, zog Kennit ihm seinen Dolch über die Kehle. So einfach war das. Kennit stieß ihn heftig zurück. Er fiel gegen seine Kumpane, gurgelte irgend etwas Unverständliches, und als sie die Treppe hinunterstolperten, folgte ihnen Kennit. Er schlug die Lampe aus, als er daran vorbeiging, und schleuderte das Glas und das heiße Öl auf die Männer. Sie fluchten im Dunkeln,

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