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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Alyssum und Lily.«
    Jedes Mädchen nickte bei seinem Namen, und dann setzten sie sich zwischen ihre Mutter und ihren Vater.
    Und die beiden, dachte Kennit, sind die erste Wahl in Divvytown. Aber nicht notwendigerweise auch die beste Wahl. Und dieser »Respekt« musste nicht unbedingt aus Divvytown kommen. Es gab noch andere Piratenstädte auf anderen Inseln, und es gab weit wohlhabendere Händler als Faldin. Es gab keinen Grund, übereilt zu wählen. Ganz und gar keinen Grund.
    Es war bereits spät, als Kennit und Sorcor das Anwesen von Sincure Faldin verließen. Kennit hatte seine Ladung sehr profitabel verkauft. Mehr noch, es war ihm gelungen, dies zu tun, ohne sich auf eine permanente Zusammenarbeit mit Faldin festzulegen. Nachdem seine Töchter und seine Frau den Raum verlassen hatten, hatte Kennit das Für und Wider abgewogen.
    Einerseits konnte man die Vorteile einer solchen Allianz mit Faldin nicht anzweifeln, andererseits konnte niemand so kopflos sein, sich überstürzt in eine solche Allianz zu begeben.
    Er hatte Faldin mit der zweifelhaften Sicherheit zurückgelassen, dass er seinen guten Willen zeigen konnte, indem er immer das erste Gebot für alle Güter machte, die die Marietta nach Divvytown brachte. Der Mann war Händler genug, um zu wissen, dass es ein klägliches Angebot war; doch gleichzeitig war er klug genug, um zu erkennen, dass er zu diesem Moment kein besseres bekommen würde. Also lächelte er steif und akzeptierte.
    »Ich konnte fast sehen, wie er auf seiner Zunge die Zahlen überschlug. Wie viel würde er für unsere nächsten drei Lieferungen mehr bezahlen müssen, um seinen guten Willen zu beweisen?«, meinte Kennit scherzhaft zu Sorcor.
    »Die Jüngere… war das Alyssum oder Lily?«, fragte Sorcor vorsichtig.
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, schlug Kennit gefühllos vor. »Ich bin sicher, dass Faldin dir erlaubt, ihren Namen zu ändern, wenn er dir nicht gefällt. Hier.«
    Er reichte Sorcor die Rechnungsstöcke, die sie so leicht herausgehandelt hatten. »Ich vertraue sie dir an. Lass dir nicht weniger Geld auszahlen, als dir versprochen wurde, bevor du ihm gestattest auszuladen.
    Übernimmst du heute Abend die Wache?«
    »Natürlich«, antwortete der stämmige Pirat abgelenkt.
    Kennit wusste nicht, ob er die Stirn runzeln oder lächeln sollte. So leicht konnte man den Mann also mit dem Angebot von unberührtem Fleisch kaufen. Er kratzte sich am Kinn und sah Sorcor hinterher, wie er zum Pier ging und schwankend im herbstlichen Zwielicht verschwand. Er schüttelte den Kopf.
    »Huren«, gratulierte er sich leise. »Huren machen alles so viel einfacher.«
    Ein Wind kam auf. Der Winter war nicht mehr weiter weg als ein Neumond oder eine kurze Reise nach Norden. »Ich habe noch nie etwas für Kälte übrig gehabt«, sagte er leise.
    »Das hat keiner«, meinte eine piepsige Stimme. »Nicht mal Huren.«
    Langsam, als wäre das Amulett ein Insekt, das wegflog, wenn man es erschreckte, hob Kennit den Arm. Er sah sich kurz auf der Straße um und tat, als würde er einen Manschettenknopf neu befestigen. »Und warum redest du diesmal mit mir?« fragte er leise.
    »Entschuldige.«
    Das kleine Gesicht hatte dieselbe spöttische Miene wie er. »Ich dachte, du hättest zuerst mit mir gesprochen.
    Ich wollte dir nur zustimmen.«
    »Ich muss also deinen Worten keine besondere Bedeutung beimessen?«
    Das winzige Hexenholzamulett spitzte die Lippen, als würde es nachdenken. »Nicht mehr als ich den deinen«, erwiderte es und sah seinen Herrn bedauernd an. »Ich weiß nicht mehr als du, Sire. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich schneller zugebe, was ich weiß. Versuch es doch selbst mal. Sag es laut: Aber auf lange Sicht kann eine Hure einen mehr kosten als selbst das verschwenderischste Eheweib.«
    »Was?«
    »Eh?«
    Ein alter Mann drehte sich zu ihm um. »Habt Ihr mit mir gesprochen?«
    »Nein. Nichts.«
    Der Alte trat näher an ihn heran und musterte ihn genauer. »Ihr seid Kapitän Kennit, seid Ihr doch, häh? Von der Marietta ?
    Der herumläuft, Sklaven befreit und ihnen nahelegt, Piraten zu werden?«
    Sein Mantel war an den Ärmeln ausgefranst, und ein Stiefel war in der Naht aufgeplatzt. Aber er benahm sich, als wäre er ein bedeutender Mann.
    Kennit hatte zweimal genickt. Auf die letzte Frage antwortete er: »Das behaupten jedenfalls einige.«
    Der alte Mann hustete keuchend und spie dann auf die Straße.
    »Einige sagen auch, dass ihnen diese Idee gar nicht gefällt. Sie

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