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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einfach in seine Arme, als wäre sie ein großes Kind. Zu Kennits Überraschung ließ Etta sich das widerstandslos gefallen. Kennit, Sorcor und ihre beiden Wachen gingen die Treppe hinunter, gefolgt von dem Mann mit Etta auf dem Arm. Bettel erwartete sie am Treppenabsatz. Sie fuchtelte mit den Händen. »Oh! Ihr lebt!«, rief sie.
    »Ja«, bestätigte Kennit.
    Mit dem nächsten Atemzug fauchte sie ärgerlich: »Wollt Ihr Etta etwa mitnehmen?«
    »Ja«, erwiderte Kennit über die Schulter.
    »Was ist mit all diesen Toten?«, schrie sie ihm aufgelöst hinterher.
    »Die darfst du behalten«, anwortete Kennit.
    Etta erwischte mit beiden Händen die Vordertür, während sie von dem Matrosen hindurchgetragen wurde, und warf sie vernehmlich hinter sich ins Schloss.

3. Malta

    Es hätte alles ganz wunderbar geklappt, wenn dieser fette Narr Davad Restate sich nicht eingemischt hätte.
    Malta hatte das Geld unter ihrem Kopfkissen gefunden. Ihr Vater hatte es ihr an dem Morgen dagelassen, an dem er in See gestochen war. Sie kannte seine gedrungene Handschrift von den Nachrichten, die seine Mutter gelegentlich erhielt, während er auf Reisen war. »Für meine gar nicht mehr so kleine Tochter« , hatte Papa geschrieben. »Grüne Seide steht dir am besten.« In dem weichen kleinen Beutel befanden sich vier Goldmünzen.
    Sie wusste nicht genau, wieviel sie wert waren, denn es waren fremdländische Münzen aus den Ländern, die er auf seinen Handelsreisen besucht hatte. Aber eines wusste Malta jedoch sofort: Sie genügten auf jeden Fall für das prächtigste Abendkleid, das Bingtown jemals gesehen hatte.
    In den folgenden Tagen holte sie jedes Mal den Zettel heraus, wenn ihr Zweifel kamen, las die Nachricht und vergewisserte sich, dass sie die Erlaubnis ihres Vaters hatte. Nicht nur seine Erlaubnis, sondern sogar seine Unterstützung. Das bewies doch das Geld. Sein stillschweigendes Dulden, würde ihre Mutter später finster sagen.
    Ihre Mutter war so berechenbar. Genau wie ihre Großmutter.
    Sie hatte es abgelehnt, an dem Erntedankball teilzunehmen, und hatte ihre Trauer um Großvater als Grund angegeben. Und dieser Vorwand genügte ihrer Mutter. Sie befahl, dass niemand aus der Vestrit-Familie zum Ball gehen würde. Und infolgedessen war es unnötig, über Kleider, Talare oder Gewänder zu diskutieren. Wenigstens hatte sie Rache befohlen, ihr Tanzunterricht zu geben. Und sie suchten ihr auch eine Benimmlehrerin. In der Zwischenzeit sollte Rache ihr bei diesen Übungen helfen. Das war mehr als genug für ein junges Mädchen ihres Alters.
    Der ernsthafte Ton ihrer Mutter hatte sie überrascht. Malta hatte allen Mut zusammengenommen und gesagt: »Aber mein Vater hat mir erlaubt…«
    Ihre Mutter hatte sie mit einem wütenden Blick angesehen.
    »Dein Vater ist nicht hier«, hatte sie kühl unterbrochen. »Aber ich bin hier. Und ich weiß, was sich für ein ordentliches Mädchen aus Bingtown gehört. Du solltest das eigentlich ebenfalls wissen. Malta, du hast noch Zeit genug, mehr als genug, eine Frau zu sein. Es ist nur natürlich, dass du bereits neugierig auf diese Dinge bist, genauso natürlich wie dein Wunsch nach schönen Kleidern und wundervollen Tanzabenden mit gutaussehenden jungen Männern. Aber zuviel Neugier und Eifer… Nun. Das könnte dich auf denselben Weg bringen wie deine Tante Althea. Also vertrau mir. Ich werde dir sagen, wann die Zeit für diese Dinge reif ist. Der Erntedankball bedeutet mehr als nur hübsche Kleider und strahlend junge Männer. Ich bin eine Frau aus Bingtown und noch dazu eine Bingtown-Händlerin, und ich kenne solche Dinge. Dein Vater kennt das nicht. Also wirst du jetzt Frieden geben, oder du wirst verlieren, was du gewonnen hast.«
    Dann ging ihre Mutter aus dem Frühstücksraum, ohne Malta Gelegenheit für eine Erwiderung zu geben. Nicht, dass sie protestiert hätte. Sie war zu der Einsicht gelangt, dass es besser war, nicht zu streiten. Das machte ihre Mutter nur misstrauisch und aufmerksam. Es war überflüssig, sich die Aufgabe noch schwerer zu machen.
    Ihr Vater hatte grüne Seide vorgeschlagen, und glücklicherweise gab es davon eine Menge in Tante Altheas Seekiste. Seit die Kiste angekommen war, hatte Malta sich danach gesehnt zu wissen, was darin war. Ihre Mutter hatte ihr nur verdrossen gesagt, dass es sie nichts anginge. Aber die Truhe war nicht verschlossen gewesen. Tante Althea dachte nie daran, etwas abzuschließen. Da Althea den Stoff vermutlich niemals benutzen würde, fand

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