Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
sagte ihm die ganze Wahrheit. »Hier und da. Nicht sehr oft. Na ja, eigentlich nur zweimal. Ich hatte das Gefühl, dass es nicht… richtig gewesen war. So, wie die Männer auf der Viviace redeten, vermutete ich, dass es wenigstens hätte Spaß machen müssen. Es war aber nur… Druck, ein bisschen Schmerz und Nässe gewesen. Mehr nicht. Also habe ich allen Mut zusammengekratzt und es noch zweimal mit Männern versucht. Mit verschiedenen Männern. Es war… es war in Ordnung.«
Brashen sah ihr in die Augen. »Du nennst das ›in Ordnung‹?«
Noch eine Wahrheit, die sie eigentlich hatte für sich behalten wollen. Sie kam sich vor, als gebe sie eine Waffe aus der Hand.
»Dies hier war nicht ›in Ordnung‹. Dies war so, wie es eigentlich immer hätte sein sollen. So war es noch nie für mich.«
Und weil sie den zärtlichen Blick nicht ertragen konnte, mit dem er sie ansah, fügte sie hinzu: »Vielleicht war es das Cindin.«
Sie fischte den Brocken aus dem Mund. »Es hat kleine Wunden in meinem Mund hinterlassen«, beschwerte sie sich und sah zur Seite, als sie seine verletzte Miene bemerkte.
»Sehr wahrscheinlich war es das Cindin«, gab er zu. »Ich habe gehört, dass es eine solche Wirkung auf Frauen hat, manchmal.
Aber sie benutzen es nicht oft, weißt du, weil sie, ehm, es kann dazu führen, dass du blutest. Selbst wenn es nicht deine Zeit ist.«
Er wirkte plötzlich verlegen.
»Und das sagt er mir erst jetzt«, knurrte sie. Er hielt sie nicht mehr ganz so fest. Das Cindin hatte nachgelassen, und sie fühlte sich schläfrig. Außerdem fing es in ihrem Kopf an zu pochen. Sie sollte aufstehen. Kalter Raum. Nasse Kleidung. Eine Minute. In einer Minute würde sie aufstehen und zurückgehen und allein sein. »Ich muss gehen. Wenn wir so erwischt werden…«
»Ich weiß«, sagte er, rührte sich aber nicht. Bis auf seine Hand.
Er strich ihr über den ganzen Körper. Sie erschauderte, wo er sie berührt hatte.
»Brashen. Du weißt doch, dass es nicht wieder passieren darf.«
»Hm, ich weiß.«
Er flüsterte die Worte heiß an ihrer Haut, als er begann, ihren Nacken zu küssen. »Es darf nicht noch einmal passieren. Nie wieder. Nach diesem letzten Mal.«
6. Besucher
Ronica sah mit einem Seufzer von ihren Kontobüchern hoch.
»Ja? Was gibt es?«
Rache wirkte beklommen. »Delo Trell wartet im Salon.«
Ronica hob die Brauen »Warum?«
Delo kam und ging normalerweise, wie sie wollte. Malta und sie waren seit nunmehr zwei Jahren die besten Freundinnen, und die Formalitäten zwischen den Mädchen waren schon lange verschwunden.
Rache sah zu Boden. »Ihr älterer Bruder ist bei ihr. Cerwin Trell.«
Rache zögerte.
Ronica runzelte die Stirn. »Nun, dann sollte ich ihn wohl empfangen. Nicht hier. Führe sie in den kleinen Salon. Hat er gesagt, was er will?«
Rache biss sich auf die Lippen. »Es tut mir leid, Madam. Er sagte, er wolle Malta besuchen. Mit seiner Schwester.«
»Was?«
Ronica fuhr hoch, als hätte man sie gestochen.
»Ich kenne Eure Sitten in dieser Hinsicht nicht besonders gut.
Aber auf mich wirkte es nicht… nicht richtig. Also habe ich ihnen gesagt, sie sollten im Wohnzimmer warten.«
Rache wirkte gequält. »Ich hoffe, dass ich keine Unannehmlichkeit bereitet habe.«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, meinte Ronica knapp.
»Malta hat diese Unannehmlichkeit geradezu herausgefordert.
Aber der junge Trell sollte bessere Manieren haben. Sie warten im Wohnzimmer? «
»Ja. Soll ich… Erfrischungen reichen?«
Die beiden Frauen sahen sich an. Angesichts dieses Dilemmas schienen sich die Grenzen zwischen Herrin und Dienerin beinahe zu verwischen.
»Ich… ja. Danke, Rache. Du hast Recht. Wir sollten die Angelegenheit am besten formell erledigen, statt ihn einen ungezogenen Jungen zu schimpfen. Auch wenn er sich wie einer benimmt.«
Ronica biss sich auf die Unterlippe. »Unterrichte Keffria davon und bitte sie, sich zu uns zu gesellen. Bringe Erfrischungen und serviere sie. Und dann warte noch ein bisschen, bis du Malta erzählst, dass sie Gäste hat. Sie hat dies angezettelt und sollte mit ansehen, wie man damit umgeht.«
Rache holte tief Luft, eine Soldatin, die sich auf die Schlacht vorbereitet. »Sehr wohl.«
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, rieb sich Ronica die Augen. Sie warf einen Blick auf die Kontobücher und schüttelte dann den Kopf. Ihre Augen schmerzten, und ihr brummte der Schädel, so lange hockte sie schon darüber. Aber bisher hatte sie immer noch keine
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