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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Möglichkeit gefunden, ihre Schulden kleiner und ihre Kredite größer zu machen. Dies hier war wenigstens eine Ablenkung. Eine unerfreuliche Ablenkung von einem unlösbaren Problem. Nun gut. Sie strich sich übers Haar, straffte die Schultern und ging zum Wohnzimmer. Wenn sie zögerte, dann verließ sie vielleicht der Mut. Cerwin Trell mochte jung sein, aber er war auch der Erbe einer mächtigen Händlerfamilie.
    Sie musste ihn zurechtweisen, ohne ihn zu beleidigen. Es war eine sehr heikle Angelegenheit.
    An der Tür zum Wohnzimmer blieb sie stehen, holte tief Luft und legte die Hand auf den Riegel.
    »Mutter.«
    Ronica drehte sich um und sah, dass Keffria wie ein fliehendes Pferd auf sie zustürmte. Ärger leuchtete in ihren sonst so friedfertigen Augen. Die Lippen hatte sie fest zusammengepresst. Ronica konnte sich nicht erinnern, wann sie ihre Tochter das letzte Mal so aufgebracht gesehen hatte. Sie hob beschwichtigend die Hand. »Wir dürfen die Trell-Familie nicht beleidigen«, ermahnte sie sie ruhig. Sie sah, wie Keffria ihre Worte abwog.
    »Aber auch die Vestrits nicht«, zischte sie leise. Ihre Worte erinnerten Ronica so sehr an ihren Vater, dass sie sie fast lähmten. Keffria stieß die Tür auf und ging in den Salon voraus.
    Cerwin sah erschrocken und mit eindeutig schlechtem Gewissen hoch. Er hockte auf einem Diwan. Selbst Delo wirkte verschreckt. Sie neigte den Kopf und versuchte, an Ronica und Keffria vorbeizusehen.
    Ronica kam ihrer Tochter zuvor. »Malta kommt gleich, Delo.
    Ich bin sicher, dass deine Freundin sich freut, dich zu sehen.
    Und wie schön, dass Ihr uns besucht, Cerwin. Es ist lange her, mal sehen… Wisst Ihr, ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, als Ihr uns besucht habt.«
    Cerwin stand auf und verbeugte sich. Als er sich aufrichtete, lächelte er, wenn auch etwas gequält. »Ich glaube, dass meine Eltern mich zu Keffrias Hochzeit mitgenommen haben. Das liegt natürlich schon einige Jahre zurück.«
    »Etwa fünfzehn Jahre«, bemerkte Keffria. »Ihr wart ein sehr neugieriger kleiner Junge, wenn ich mich recht entsinne. Habe ich Euch nicht dabei erwischt, wie Ihr versucht habt, die Goldfische aus dem Gartenbrunnen zu fangen?«
    Der Junge stand immer noch. Ronica versuchte, sich an sein Alter zu erinnern. Achtzehn? Neunzehn?
    »Ich glaube schon. Ja, ich erinnere mich noch an so etwas.
    Damals war ich natürlich noch, wie Ihr schon richtig sagtet, ein kleiner Junge.«
    »Allerdings«, antwortete Keffria, bevor ihre Mutter reagieren konnte. »Und ich würde einem Kind auch niemals einen Vorwurf machen, wenn es etwas Hübsches und Strahlendes sieht und es haben will.«
    Sie lächelte Cerwin an und fuhr fort: »Hier kommt Rache mit Erfrischungen. Setzt Euch und macht es Euch bequem.«
    Rache hatte Kaffee, kleine Küchlein, Sahne und Gewürze auf einem Tablett hereingebracht. Sie stellte es auf einen Tisch und verließ das Zimmer. Keffria bediente sie. Eine Weile redeten sie nur darüber, ob man besser Sahne oder Gewürze in den Kaffee tun sollte. Als alle versorgt waren, setzte sich Keffria und lächelte ihre Gäste an. Delo rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her und sah immer wieder zur Tür. Ronica vermutete, dass sie sich wünschte, Malta würde auftauchen und sie aus dieser Erwachsenen-Umgebung befreien. Wenigstens hoffte sie das.
    Keffria fuhr mit ihrem Angriff fort. »Also, was führt Euch heute zu uns, Cerwin?«
    Er erwiderte ihren Blick unerschrocken, aber seine Stimme klang leise, als er antwortete. »Malta hat mich… uns eingeladen.
    Ich habe Delo heute Nachmittag zum Markt mitgenommen, wo wir einkaufen wollten. Wir haben zufällig Malta getroffen und etwas zusammen getrunken. Und Malta hat uns eingeladen, sie zu besuchen.«
    »Tatsächlich.«
    Keffrias Ton stellte seine Geschichte nicht in Frage. Ronica hoffte, dass sich ihr Widerwille nicht so deutlich zeigte wie der ihrer Tochter. »Nun, das alberne Kind hat uns leider nicht darauf vorbereitet, Euch zu empfangen. Aber so sind Mädchen eben, nehme ich an, und Malta ist da schlimmer als alle anderen. Sie hat den Kopf leider voller verrückter Ideen, sie verwischen jeden gesunden Menschenverstand und jede Höflichkeit.«
    Ronica hörte Keffria nur unaufmerksam zu. Sie dachte darüber nach, wie oft Malta allein zum Markt gegangen war, und fragte sich, ob dieses Treffen tatsächlich so zufällig gewesen war, wie Trell es andeutete. Sie betrachtete Delo forschend. Konnten die beiden Mädchen diese

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