Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
damit gerechnet, dass du kommst.«
Keffria antwortete nicht direkt darauf. »Ich dachte, wenn ich schon nicht schlafen kann, dann könnte ich auch richtig aufstehen. Kaffee?«
»Das wäre gut.«
Sie hatten eine Art Frieden geschlossen, Mutter und Tochter.
Sie redeten aneinander vorbei, stellten keine Fragen, außer wenn es um Essen oder Belangloses ging. Keffria und Ronica vermieden alles, was zu einer Konfrontation hätte führen können.
Als Keffria nicht gekommen war, obwohl Ronica sie eingeladen hatte, dachte sie, dass dies der Grund gewesen wäre. Sie hatte verbittert darüber nachgedacht, wie Kyle es geschafft hatte, ihr beide Töchter zu nehmen. Die eine hatte er vertrieben, die andere ihr verfremdet. Aber jetzt war sie hier, und Ronica war plötzlich entschlossen, wenigstens etwas von ihrer Tochter wieder zurückzugewinnen. Als sie sich von Keffria den dampfenden Becher geben ließ, sagte sie: »Ich war heute von dir beeindruckt. Und stolz auf dich.«
Keffria lächelte bitter. »Oh, ich auch. Ich habe ganz allein den hinterlistigen Plan einer gerissenen Dreizehnjährigen vereitelt.«
Sie setzte sich auf den Stuhl ihres Vaters. »Ein ziemlich hohler Sieg, Mutter.«
»Ich habe zwei Töchter großgezogen«, meinte Ronica liebevoll. »Ich weiß, wie schmerzhaft ein Sieg manchmal sein kann.«
»Aber nicht über mich«, sagte Keffria matt. Sie klang selbstverächtlich, als sie fortfuhr: »Ich glaube nicht, dass ich dir und Vater jemals eine schlaflose Nacht bereitet habe. Ich war ein Modellkind, habe niemals etwas in Frage gestellt, was du mir gesagt hast, mich an alle Regeln gehalten und die Belohnung für diese Tugend bekommen. Jedenfalls dachte ich das.«
»Du warst meine einfachere Tochter«, stimmte Ronica ihr zu. »Vielleicht habe ich dich deswegen auch unterschätzt.
Und dich übergangen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber damals hat mir Althea soviel Sorgen gemacht, dass ich selten die Gelegenheit hatte, über das nachzudenken, was funktionierte…«
Keffria stieß scharf die Luft aus. »Und du weißt nicht mal die Hälfte von dem, was sie getan hat! Als ihre Schwester habe ich… Aber in all den Jahren hat sich das kein bisschen geändert. Sie macht uns immer noch Sorgen, uns beiden. Als kleines Mädchen hat ihr Eigensinn sie zu Papas Liebling gemacht. Und seit er von uns gegangen ist, ist sie verschwunden und hat es damit geschafft, unser Herz gefangen zu halten. Einfach durch ihre Abwesenheit.«
»Keffria!«
Ronica tadelte sie für ihre herzlosen Worte.
Ihre Schwester wurde vermisst, und sie war nur eifersüchtig, weil ihre Mutter sich Sorgen um sie machte? Aber nach einem Moment fragte Ronica zögernd: »Hast du wirklich das Gefühl, dass ich niemals an dich denke, einfach nur, weil Althea verschwunden ist?«
»Du redest kaum noch mit mir«, meinte Keffria. »Als ich die Kontobücher mit meiner Erbschaft durcheinander gebracht habe, hast du sie mir einfach abgenommen und selbst geführt. Du führst den Haushalt, als wäre ich nicht da. Als Cerwin heute vor der Tür stand, hast du dich direkt in die Schlacht gestürzt und nur Rache zu mir geschickt, als wäre es dir hinterher noch eingefallen.
Mutter, wenn ich verschwinden würde, wie Althea es getan hat, dann würde der Haushalt wahrscheinlich nur besser funktionieren. Du bist viel zu gut darin, ihn zu führen.«
Sie hielt inne und fuhr mit erstickter Stimme fort: »Du lässt mir dabei keinerlei Raum.«
Sie hob den Becher, trank einen Schluck Kaffee und starrte in den Kamin.
Ronica fehlten die Worte. Sie trank ebenfalls einen Schluck Kaffee. Sie wusste, dass sie Ausflüchte machte, als sie schließlich antwortete: »Aber ich habe immer darauf gewartet, dass du die Dinge von mir übernimmst.«
»Und warst immer so sehr damit beschäftigt, die Zügel in der Hand zu behalten, dass du nie Zeit gefunden hast, mich darin zu unterrichten. ›Hier, gib mir das, es ist einfacher, wenn ich es mache.‹ Wie oft hast du das zu mir gesagt! Weißt du, wie dumm und hilflos ich mir immer vorgekommen bin?«
Der Ärger in ihrer Stimme klang sehr, sehr alt.
»Nein«, erwiderte Ronica ruhig. »Das wusste ich nicht. Aber ich hätte es wissen sollen. Ich hätte es wirklich wissen sollen. Und es tut mir leid, Keffria. Wirklich leid.«
Keffria schnaubte verächtlich. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Vergessen wir es.«
Sie schüttelte den Kopf, als überlege sie, was sie sagen konnte, um auszudrücken, was notwendig war.
»Ich übernehme die
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