Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
und sein Schleier hatte sich heftig bewegt. »Es gibt wohl auch nicht viel, was Ihr fürchten würdet, meine kleine Raubkatze. Aber das wäre trotzdem nicht schicklich. Und ich habe meiner Mutter versprochen, dass diese Werbung sittsam vonstatten geht.«
    »Wirklich?« Sie hatte sich vorgebeugt und ihre Stimme zu einem kehligen Flüstern gesenkt. »Sagt Ihr mir das, damit ich mich sicher fühle? Oder wollt Ihr mich entmutigen, etwas Unschickliches zu versuchen?« Sie hatte ein wenig gelächelt und eine Braue gehoben. Diese Geste hatte sie oft vor ihrem Spiegel geübt.
    Die kurze Bewegung der Spitze seines Schleiers sagte ihr, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Er hatte nach Luft geschnappt, was bedeutete, dass er über ihre Kühnheit sowohl schockiert als auch entzückt war. Doch noch besser war, dass sie Cerwin Trells finstere Miene bemerkte, als sie an Reyns Schulter vorbeisah. Sie lachte heiser und tat, als wäre sie nur auf Reyn konzentriert, während sie beobachtete, wie Cerwin reagierte. Der schnappte sich eine Weinflasche vom Tablett eines vorbeigehenden Dieners und schenkte sein Glas voll. Er war zwar zu gut erzogen, um die Flasche auf das Tablett neben sich zu knallen, aber er setzte sie mit einem hörbaren Geräusch ab. Delo beugte sich zu ihm und tadelte ihn, aber er ließ die Bemerkung seiner Schwester achtlos abprallen. Was dachte er da wohl? Dass er in seiner Werbung zu zahm gewesen war? Dass er die Gelegenheit verpasst hatte, von einem derart exquisiten Geschöpf wie Malta Haven so angelächelt zu werden?
    Malta hoffte es. Sie dachte an die Spannung zwischen den beiden Männern, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie war so froh, dass sie ihre Mutter zu dieser Abschiedsfeier hatte überreden können, bevor Reyn sie verließ. Sie hatte darum gebettelt, ihm ihre Freunde vorstellen zu dürfen. Sie hatte vorgegeben, dass es wichtig für sie wäre, weil sie so herausfinden könnte, ob sie ihren Regenwild-Verehrer akzeptieren würden. Es war erfolgreicher verlaufen, als sie es sich hätte träumen lassen. Die Mädchen waren ohne Ausnahme vor Neid beinahe geplatzt, als sie mit ansehen mussten, wie sie umworben wurde.
    In einem ungestörten Augenblick hatte sie Delo beiseite genommen und ihr die »Kinkerlitzchen« gezeigt, die Reyn mit ihren zugelassenen Geschenken hatte hereinschmuggeln können. Die Libelle, die bewegungslos auf den Blumen hockte, die man in ihr Schlafzimmer geschickt hatte, war aus wertvollen Metallen und edlen Juwelen kunstfertig hergestellt worden. Ein winziges, tiefblaues und makelloses Flammenjuwel verbarg sich in einer Flasche mit Duftwasser. Ein kleiner Korb mit kandierten Veilchen war mit etwas ausgeschlagen gewesen, das auf den ersten Blick wie ein Taschentuch ausgesehen hatte. Doch als sie den feinen Stoff aufschlug, hatte er beinahe ihr ganzes Bett bedeckt. Ein nicht unterschriebener Brief in dem Stoff erklärte, dass die Regenwild-Frauen diesen Stoff benutzten, um Nachtgewänder für ihre Aussteuer zu machen. Ein Apfel in einem Fruchtkorb stellte sich als eine geschickte Fälschung heraus. Als sie ihn berührt hatte, war er aufgeklappt und hatte eine Kette aus Wasseropalen und ein winziges Päckchen mit silbergrauem Puder enthüllt. Die Nachricht, die dabei lag, wies sie an, den Puder zehn Tage nach seiner Abreise in die Traumdose zu legen. Als Delo sie gefragt hatte, was die Traumdose denn bewirkte, hatte Malta ihr verraten, dass sie ihr Träume schickte, die sie und Reyn teilen konnten. Doch auf die Frage, um was für Träume es sich handelte, hatte sich Malta abgewendet und war, nicht ganz ohne Mühe, errötet. »Es wäre nicht schicklich, davon zu sprechen«, hatte sie heiser geflüstert.
    Kaum waren sie wieder zu der Gesellschaft zurückgekehrt, hatte Delo sich entschuldigt. Kurze Zeit später sah Malta, wie sie sich aufgeregt mit Kitten unterhielt. Danach hatte sich der Klatsch wie eine Flutwelle verbreitet. Malta hatte bemerkt, dass er auch Cerwin erreichte. Und heute war sie seinen Blicken ausgewichen, bis auf ein einziges Mal. Er hatte nicht gezögert, sich seinen Liebeskummer anmerken zu lassen. Sie hatte ihn mit einem fiebernden, auffordernden Blick bedacht. Danach hatte sie getan, als ignoriere sie ihn. Vollkommen von Reyns Erzählungen gefesselt, hatte sie es ihrer Mutter überlassen, die Gäste zu verabschieden.
    Es war so wundervoll, sich zu überlegen, was Cerwin als Nächstes tun würde.
    Ihre Träumereien wurden vom leisen Knarren der Küchentür

Weitere Kostenlose Bücher