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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unterbrochen. Ihre Mutter und ihre Großmutter tauschten einen Blick aus. »Ich habe sie für sie offen gelassen«, erklärte Großmutter Vestrit leise. Sie standen beide auf, doch bevor sie sich bewegen konnten, betrat ein Mann das Zimmer. Keffria stieß einen Schrei aus und trat entsetzt zurück.
    »Ich bin wieder zu Hause«, verkündete Althea. Sie nahm den zerlumpten Umhang ab, den sie trug, und lächelte sie alle an. Ihr Haar war ekelhaft. Es klebte fest an ihrem Kopf und lag hinten in einem Zopf auf ihrem Rücken, wie bei einem Jungen. Ihre Haut war vom Wind gerötet. Sie betrat das Zimmer und hielt ihre Hände über das Feuer, als fühle sie sich vollkommen heimisch. Sie roch nach Teer, Werg und Bier.
    »Gott der Fische!«, sagte Keffria und erschreckte sie alle mit diesem groben Fluch. Sie schüttelte den Kopf, als sie ihre Schwester entsetzt betrachtete. »Althea, wie kannst du uns das antun? Wie kannst du dir selbst das antun? Hast du denn gar keinen Stolz, kümmert dich der Ruf der Familie gar nicht?« Sie ließ sich schwer auf ihren Stuhl fallen.
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Mich hat niemand erkannt«, erwiderte Althea. Sie ging durch das Zimmer wie ein streunender Hund, der herumschnüffelt. »Ihr habt Vaters Schreibtisch verrückt!« Sie beschuldigte niemanden im Besonderen.
    »Das Licht am Fenster ist besser«, antwortete Großmutter sanft. »Je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, Buchstaben zu entziffern. Und ich brauche vier oder sogar fünf Versuche, um Garn in eine Nadel einzufädeln.«
    Althea wollte etwas sagen, überlegte es sich aber anders. Ihre Miene veränderte sich unmerklich. »Tut mir Leid, das zu hören«, sagte sie aufrichtig. Sie schüttelte den Kopf. »Es muss hart sein, etwas zu verlieren, das man immer als selbstverständlich angesehen hat.«
    Malta versuchte, sie alle gleichzeitig zu beobachten. Sie sah, dass ihre Mutter die Lippen zusammenpresste, und vermutete, dass sie verärgert war, weil ihre Beschwerde einfach übergangen wurde. Im Gegensatz dazu betrachtete Großmutter Althea ohne jeden Groll, nur mit einer gewissen Traurigkeit. Malta entschloss sich zu reagieren. »Du kannst nicht wissen, ob dich jemand erkannt hat. Du weißt nur, dass es niemand gezeigt hat. Vielleicht haben sie sich zu sehr für dich geschämt, um zu reagieren.«
    Einen Augenblick war Althea schockiert, dass Malta überhaupt gesprochen hatte. Sie kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, du solltest dich an deine Manieren erinnern, wenn du mit Älteren redest, Malta. Als ich so alt war wie du, wurde ich nicht gerade ermutigt, einfach so dazwischenzureden, wenn Erwachsene sich unterhielten.«
    Es war wie der Funke an gut abgelagertem Kienspan. Maltas Mutter sprang auf die Füße und trat zwischen sie. »Als du in Maltas Alter warst, und daran erinnere ich mich noch sehr gut, warst du ein barfüßiger Wildfang, der in der Takelage eines Schiffes herumkletterte und mit allen möglichen Leuten redete. Und manchmal auch mehr tat als das.«
    Althea wurde so blass, dass der Schmutz auf ihrem Gesicht noch deutlicher hervortrat. Malta witterte ein Geheimnis. Ihre Mutter wusste etwas über Tante Althea, etwas Schmutziges. Geheimnisse waren Macht.
    »Hört auf!«, befahl Großmutter leise. »Ihr beide habt euch seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, und kaum seid ihr zum ersten Mal wieder in einem Zimmer zusammen, faucht ihr euch an wie Katzen. Ich bin nicht die ganze Nacht wach geblieben, um eurem Gezänk zuzuhören. Setzt euch und schweigt einen Moment. Ich möchte, dass ihr mir zuhört.«
    Ihre Mutter ging langsam zu ihrem Stuhl zurück, und ihre Großmutter setzte sich seufzend hin. Althea setzte sich auf die Herdsteine und kreuzte die Beine wie ein Seemann, als wollte sie ihre Schwester ärgern. Malta fand es obszön, dass eine Frau in einer Hose sich so hinsetzte. Althea bemerkte, dass ihre Nichte sie anstarrte, und lächelte. Malta sah den Blick ihrer Mutter und schüttelte leicht den Kopf. Keffria seufzte, und Großmutter achtete nicht darauf.
    »Statt uns gegenseitig zu kritisieren, müssen wir die Lage der Familie betrachten und tun, was wir können, um sie zu verbessern«, begann Großmutter.
    »Willst du sie nicht einmal fragen, wo sie die ganze Zeit gewesen ist und was sie getan hat? Wir haben uns solche Sorgen um sie gemacht! Und jetzt kommt sie einfach herein, schmutzig und angezogen wie ein Mann und…«
    »Meine Nichte ist wie eine Frau angezogen und wird offensichtlich als Köder

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