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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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an die Ehre des Satrapen und Erinnerungen an die alten Versprechungen werden keine Ergebnisse zeitigen. Die Krankheiten der Macht haben den Satrapen und die einflussreichen Familien in Jamaillia-Stadt zu sehr zerfressen. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu retten und so viel Macht wie möglich zusammenzukratzen, als dass ihnen die Forderungen der Bingtowner wirklich am Herzen liegen könnten. Wenn Bingtown so weitermachen will wie bisher, dann muss es neue Verbündete finden. Und zwar nicht nur unter den Neuankömmlingen, die Bingtowns Ideale teilen, sondern auch unter den Sklaven, die gegen ihren Willen hierher gebracht worden sind, und… und unter allen anderen, die dieselben Feinde haben wie Bingtown. Die Regenwild-Händler müssen ebenfalls aus dem Schatten treten, und zwar nicht nur, um ihre Rechte einzufordern, sondern auch, um die Verantwortung für das zu übernehmen, was sie tun.«
    Althea blieb plötzlich stehen. Amber ging noch einen Schritt weiter, drehte sich dann um und sah sie an.
    »Ich muss nach Hause gehen, zu meiner Familie«, sagte Althea ruhig. »Alles, was du erzählst, sagt mir nicht nur etwas über die Notlage Bingtowns, sondern auch über die meiner Familie.«
    Amber ließ sie los. »Wenn ich es geschafft habe, dass du den Zusammenhang zwischen diesen Dingen siehst, dann habe ich heute meine Zeit nicht verschwendet. Du kannst ein andermal mit zu Paragon kommen. Und du wirst mir helfen, ihn zu überzeugen, dass er meine Bemühungen, ihn zu kaufen, unterstützen muss.«
    »Davon muss ich mich erst selbst überzeugen«, dämmte Althea Ambers Enthusiasmus. Es befriedigte sie, dass Paragon so vernünftig war, Ambers Versuchen zu widerstehen. So sehr sie die Perlenmacherin auch mochte, es musste einen besseren Käufer für den Paragon geben als sie. Althea fügte diesen Punkt ihrer Sorgenliste hinzu. Sie würde es mit Grag und seinem Vater besprechen, wenn sie die beiden das nächste Mal sah.
    »Du wirst davon überzeugt sein, wenn du Augen und Ohren offen hältst. Geh vorsichtig durch die Stadt, Althea, und komm gut nach Hause. Besuch mich, wenn du kannst. Bis dahin sei achtsam. Denke über alles nach, was Bingtown Schwierigkeiten macht. Achte auf alles, was dir falsch vorkommt, selbst wenn es dich nicht zu betreffen scheint. Du wirst zu denselben Schlussfolgerungen gelangen wie ich.«
    Althea nickte ihr schweigend zu. So musste sie ihr nicht sagen, dass sie ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen würde. Was das Beste für ihre Familie war, hatte Vorrang.

    »Wollen wir denn die ganze Nacht aufbleiben?«, quengelte Malta.
    Keffria antwortete überraschend sanft. »Ich werde aufbleiben, bis Althea nach Hause kommt. Du bist sicher müde, Liebes. Es war eine sehr anstrengende Woche für dich. Du kannst zu Bett gehen, wenn du willst.«
    »Hast du mir nicht gesagt, dass Großmutter mich mehr wie eine Erwachsene behandeln würde, wenn ich mich auch wie eine benehme?« Sie betrachtete ihre Großmutter und sah an dem kurzen Flackern in ihren Augen, dass der Hieb gesessen hatte. Es wurde Zeit, dass die alte Frau begriff, dass sie mit ihrer Mutter über solche Dinge redete. »Wenn ihr beide aufbleibt und mit Tante Althea reden wollt, wenn sie nach Hause kommt, dann sollte ich das auch tun.«
    »Wie du willst«, sagte ihre Mutter müde. Sie nahm die Stickarbeit auf, die sie zur Seite gelegt hatte, und betrachtete sie.
    Malta lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie hatte die Beine untergeschlagen und die Füße hochgezogen. Ihr Rücken schmerzte, und ihr Kopf tat weh. Trotzdem lächelte sie. Was für eine Woche! Sie griff hoch und begann, ihr Haar zu lösen; als sie die Nadeln herauszog und es über ihre Schultern fiel, fragte sie sich, was Reyn wohl sagen würde, wenn er sie so sah. Sie stellte sich vor, wie er vor ihr saß und zusah, wie ihr Haar langsam herunterfiel. Er würde den Kopf neigen, und sein Schleier würde sich bewegen, wenn er seufzte. Dann würde er mit den Fingerspitzen seiner Handschuhe spielen. Er hatte ihr verraten, dass er sie noch ärgerlicher fand als den Schleier. »Wenn man etwas berührt, Haut an Oberfläche, erfährt man so viel. Und eine Berührung Haut an Haut kann die Worte ersetzen, die der Mund nicht aussprechen darf.« Er hatte seine Hand ausgestreckt, als wollte er sie einladen, seine behandschuhten Finger zu berühren, aber sie hatte sich nicht bewegt. »Ihr könnt Eure Handschuhe ausziehen«, hatte sie gesagt. »Ich habe keine Angst.«
    Er hatte gelacht,

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