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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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benutzt, um Regenwild-Geld anzulocken. Wenn wir schon von Familienehre und Moral reden, warum sprechen wir dann nicht zuerst mal darüber?«, unterbrach Althea sie bissig.
    Großmutter stand auf und trat zwischen die beiden. »Ich sagte doch, dass ich reden wollte. Ich versuche darüber zu sprechen, was im Augenblick das Wichtigste ist, bevor wir uns wieder streiten. Wir alle haben Fragen. Diese Fragen werden warten müssen, bis wir entschlossen sind, als eine Familie zu handeln. Wenn wir das nicht können, brauchen wir diese Fragen nicht zu stellen.«
    »Wäre Althea hier gewesen, wie sie es hätte sein sollen, dann wüsste sie, was wir ertragen müssen«, meinte Keffria ruhig. »Aber es tut mir Leid, dich zu unterbrechen. Ich werde dir jetzt zuhören, Mutter.«
    »Danke. Ich fasse mich kurz. Einiges habe ich dir bereits heute erzählt, Althea, aber nicht in allen Einzelheiten. Ich denke, wir müssen alle die Lage unserer Familie bedenken, statt uns nur um uns selbst zu kümmern. Wir müssen unsere Differenzen beiseite schieben. Oder sie wenigstens zurückstellen. Wir müssen entscheiden, wo diese Familie steht, und dann müssen wir Bingtown dieses Bild zeigen. Wir dürfen uns keine Spur von Streit anmerken lassen. Wir würden nämlich nicht einmal den Hauch eines Skandals überstehen.«
    Großmutter drehte sich ein wenig herum, sodass sich ihre Worte mehr an Althea richteten. »Althea, wir werden von unseren Gläubigern belagert. Unser Ruf ist das Einzige, was sie in Schach hält. Bis jetzt glauben sie noch, dass wir sie bezahlen, samt allen Zinsen. Keffria, Malta und ich haben viele Opfer gebracht, um ein Bild der Stabilität aufrechtzuerhalten. Wir leben sehr einfach. Ich habe bis auf Rache alle Diener entlassen. Wir machen alles allein. Wir sind nicht die einzigen Bingtown-Händler, die Einschnitte machen müssen, obwohl es nur wenigen genauso schlecht geht wie uns. In gewisser Weise macht das die ganze Lage noch schlimmer. Einige unserer Gläubiger sind ebenfalls in Schwierigkeiten. Einige von denen, die uns Verständnis entgegengebracht hätten, können sich das nicht leisten, und zwar wegen des Wohlergehens ihrer eigenen Familien.«
    Großmutter redete immer weiter. Die Litanei war Malta bis zum Überdruss bekannt. Sie hatte Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten. Das einzig Interessante war, Tante Althea zu beobachten, während ihr das alles erklärt wurde. Schuldgefühl und Scham zeigten sich kurz auf ihrem Gesicht. Das war merkwürdig. Großmutter sagte ja nicht einmal, dass es zum Teil ihre Schuld war, dass sie ihrer Familie hätte helfen können, wenn sie zu Hause geblieben wäre, wie es sich gehörte. Und doch benahm sich Althea so, als wären diese Anschuldigungen ausgesprochen worden. Als Großmutter erzählte, wie der Khuprus-Clan den Wechsel auf die Viviace gekauft hatte und dass es für die kleine Malta keine anständige Art und Weise gäbe, dieser Brautwerbung zu entgehen, warf ihr Althea sogar einen mitleidigen Blick zu. Malta setzte eine entsprechend märtyrerhafte Miene auf.
    Großmutter kam zum Ende ihrer Litanei. »Dir sind bestimmt die Veränderungen im Haus und auf dem Grundstück aufgefallen. Jetzt weißt du, dass es notwendige Opfer sind, keine Vernachlässigung. Althea, ich möchte dich um etwas bitten. Bleib zu Hause. Zieh dich ordentlich an, und benimm dich angemessen. Wenn Keffria zustimmt, könntest du vielleicht bei der Verwaltung einiger Güter helfen, die einer genaueren Aufsicht bedürfen. Oder wenn du mehr… Freiheit brauchen solltest, dann könntest du den kleinen Hof aus meiner Mitgift übernehmen. Ingelhof ist zwar ein entlegener Ort, aber sehr gemütlich. Es würde ihm nur gut tun, wenn sich jemand darum kümmert. Vielleicht befriedigt es dich ja, daraus ein Projekt zu machen und herauszufinden, was du…«
    »Mutter. Deswegen bin ich nicht nach Hause gekommen.« Althea klang beinahe traurig. »Ich will weder ein Spielzeug noch ein Projekt. Und ich will auch meine Familie nicht beschämen. Ich bin nach Hause gekommen, um zu helfen, aber das mache ich so, wie ich es am besten kann.« Sie sah an ihrer Mutter vorbei und richtete ihren Blick auf ihre Schwester. »Keffria, du weißt, dass die Viviace rechtmäßig mir gehören sollte. Das hast du immer gewusst. Ich bin nach Hause gekommen, um Anspruch auf sie zu erheben, um sie davor zu retten, als Sklavenschiff missbraucht zu werden.«
    Malta sprang auf. »Das Schiff gehört meinem Vater. Er wird dir nie erlauben, es ihm

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