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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht in Ambers Werkstatt. Sie musste ziemlich viel Werkzeug hin- und herschleppen, und das alles in Verkleidung der Sklavenhure.« Grag biss von seinem Kuchen ab und kaute nachdenklich.
    Davon hatte Amber Althea nichts erzählt. Was sie nicht überraschte. Die Perlenmacherin hatte Geheimnisse, die sie gewiss niemals ergründen würde. »Sie ist eine bemerkenswerte Person«, sagte Althea, mehr zu sich als zu Grag.
    »Dasselbe hat meine Mutter auch gesagt«, meinte er zustimmend. »Das ist wohl die bemerkenswerteste Entwicklung. Meine Mutter und Ophelia haben sich immer sehr nahe gestanden, wisst Ihr. Sie waren schon Freundinnen, bevor sie meinen Vater geheiratet hat. Als sie erfuhr, dass Ophelia bei dem Angriff auf uns verletzt worden ist, war sie entsetzt. Sie hatte viele Einwände dagegen, eine Fremde an Ophelias Händen arbeiten zu lassen, und sie war ziemlich pikiert, dass mein Vater dem zugestimmt hatte, ohne es vorher mit ihr zu besprechen.«
    Althea grinste wissend, als Grag mit bewegtem Gesicht Naria Teniras legendären Wutausbruch nachmachte. Er erwiderte das Lächeln. Einen Augenblick sah Althea wieder den sorglosen Seemann hinter dem eher konservativen Bingtown-Händler. Hier an Land war sich Grag weit mehr sowohl des Rufes seiner Familie als auch der in Bingtown herrschenden Moral bewusst. Er trug jetzt einen dunklen Gehrock, eine dunkle Hose und ein weißes Hemd. Es erinnerte sie an die Kleidung ihres Vaters, wenn er in Bingtown war. Grag wirkte darin älter, seriöser und solider. Es gefiel ihr, dass er immer noch unbeschwert lächeln konnte. Der Händler in ihm war ein interessanter und ehrbarer Mann, attraktiver aber war der Seemann.
    »Mutter hat darauf bestanden, dabei zu sein, wenn an Ophelias Händen gearbeitet wurde. Amber hat dem nicht widersprochen, aber sie war wohl ein bisschen verstimmt. Niemand mag es, wenn man ihm misstraut. Wie sich herausstellte, haben sie und Mutter aber während der Arbeit stundenlang geplaudert. Ophelia hat sich natürlich daran beteiligt. Ihr wisst ja, dass man auf dem Vorderdeck nichts sagen kann, ohne dass Ophelia ihre Meinung dazu äußert. Das Ergebnis war überraschend. Mutter ist jetzt eine entschiedene Gegnerin der Sklaverei. Neulich hat sie sogar einen Mann auf der Straße angesprochen. Er hat sich von einem kleinen Mädchen mit einem tätowierten Gesicht seine Pakete hinterhertragen lassen. Mutter hat dem Kind die Pakete aus der Hand geschlagen und dem Mann gesagt, er solle sich schämen, ein so junges Kind seiner Mutter wegzunehmen. Dann hat sie das Mädchen mit nach Hause gebracht.« Grag wirkte ein wenig besorgt. »Ich weiß nicht, was wir mit ihr tun sollen. Sie hat so viel Angst, dass sie kaum etwas sagt, aber meine Mutter meint, sie habe keine Verwandten in Bingtown. Sie wurde aus ihrer Familie gerissen und verkauft wie ein Kalb.« Während Grag sprach, war seine Empörung deutlich zu hören. Das war eine neue Seite an ihm.
    »Hat der Neue Händler einfach hingenommen, dass Eure Mutter ihm das Kind wegnahm?«
    Grag grinste bösartig. Seine Augen funkelten. »Nicht sonderlich gelassen jedenfalls. Aber Lennel, unser Koch, war bei Mutter. Er ist nicht der Mann, der es zulassen würde, dass jemand sich mit seiner Herrin anlegt. Der Sklavenhalter stand einfach auf der Straße und schrie wüste Verwünschungen hinter ihnen her, mehr nicht. Diejenigen Leute, die überhaupt darauf achteten, verspotteten ihn oder lachten. Was will er machen? Will er die Sache vor das Stadtkonzil bringen und sich darüber beschweren, dass jemand ihm ein Kind weggenommen hat, das er ungesetzlich versklavt hat?«
    »Nein. Viel wahrscheinlicher ist, dass er zum Stadtkonzil geht und diejenigen unterstützt, die Sklaverei hier nicht nur zu einer Tatsache, sondern auch zu einem Gesetz machen wollen.«
    »Meine Mutter hat bereits erklärt, dass sie bei der Sitzung des Bingtown-Konzils, bei dem wir unsere Beschwerde gegen die Beamten des Satrapen vorbringen, auch das Thema Sklaverei ansprechen wird. Sie will fordern, dass unsere Gesetze gegen die Sklaverei endlich angewendet werden.«
    »Und wie?«, fragte Althea verbittert.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Grag leise. »Aber wir sollten es wenigstens versuchen. Bis jetzt haben wir weggesehen. Amber meint, dass die Sklaven keine Angst hätten zuzugeben, dass sie wirklich Sklaven wären. Vorausgesetzt, sie könnten damit rechnen, dass wir sie darin unterstützen, ihre Freiheit wiederzuerlangen. Ihre Herren haben ihnen erzählt, dass

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