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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Messing glänzten nicht mehr. Er vermisste den warmen Geruch von Bienenwachs und Öl, und er sah sogar Spinnweben in einer Ecke. Aber mehr konnte er nicht betrachten. Das kleine Dienstmädchen trat wütend mit dem Fuß nach ihm. »Ich bin keine Dienerin, Ihr ungeratenes Stück Hafendreck. Ich bin Malta Haven, die Tochter des Hauses. Und ich wäre froh, wenn Ihr Euren stinkenden Körper aus meinem Haus schaffen würdet!«
    »Nicht, bis ich Althea gesehen habe. Ich werde so lange warten wie nötig. Bring mich irgendwohin. Ich bleibe da sitzen und bin auch ganz brav.« Er betrachtete das Mädchen genauer. »Du bist tatsächlich Malta! Entschuldige, ich habe dich nicht wiedererkannt. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleines Mädchen.« Er versuchte, seinen Fehler wieder gutzumachen und lächelte sie an. »Du siehst wirklich gut aus. Spielst du mit deinen Freunden Teeparty?«
    Sein Versuch, freundlich zu sein, endete verheerend. Das Mädchen starrte ihn fassungslos an und zog verächtlich die Oberlippe zurück. »Wer bist du, Seemann, dass du es wagst, im Haus meines Vaters so vertraulich mit mir zu sprechen?«
    »Brashen Trell«, erwiderte er. »Der ehemalige Erste Maat unter Kapitän Vestrit. Entschuldigt, dass ich mich nicht früher vorgestellt habe. Ich bringe Neuigkeiten von dem Zauberschiff Viviace. Ich muss sofort Eure Tante oder Eure Großmutter sprechen. Oder Eure Mutter. Ist sie zu Hause?«
    »Nein. Sie und Großmutter sind in der Stadt und besprechen irgendwelche Pflanzengeschichten für den Garten. Sie kommen erst später zurück. Althea ist unterwegs und macht das, worauf sie Lust hat. Sa weiß, wann sie zurückkommt. Aber Ihr könnt mir Eure Neuigkeiten ruhig verraten. Warum hat sich das Schiff so verspätet? Brauchen sie noch lange?«
    Brashen verwünschte seinen langsamen Verstand. Die Aussicht, Althea wiederzusehen, hatte ihm etwas von der Schwere seiner Nachrichten genommen. Er betrachtete das Mädchen. Seine Nachrichten lauteten, dass das Familienschiff von Piraten gekapert worden war. Er konnte ihr nicht einmal sagen, ob ihr Vater noch lebte. Das waren keine Neuigkeiten, die er einem Kind ausrichten konnte, das allein zu Hause war. Er wünschte sich von ganzem Herzen, dass sie einem ihrer Diener erlaubt hätte, die Tür zu öffnen. Und noch mehr wünschte er sich, dass er vernünftig genug gewesen wäre, den Mund zu halten, bis ein Erwachsener anwesend war. Er kaute auf seiner Unterlippe und zuckte zusammen, als er auf die Cindin-Wunde biss. »Ihr solltet jemanden in die Stadt schicken, der Eure Großmutter bittet, sofort nach Hause zu kommen. Es gibt Neuigkeiten, die sie erfahren muss.«
    »Warum? Stimmt etwas nicht?«
    Zum ersten Mal sprach das Mädchen ganz natürlich, ohne zu versuchen, wie eine Erwachsene zu klingen. Eigenartigerweise wirkte sie so viel reifer. Ihre Angst, die in ihrer Stimme und in ihrem Blick zu sehen war, rührte Brashen. Er stand stumm da, weil er sie nicht anlügen wollte. Und gleichzeitig wollte er sie auch nicht mit der Bürde der Wahrheit belasten, ohne dass ihre Mutter oder ihre Tante dabei waren und den Schlag abmilderten. Er drehte den Hut in den Händen. »Wir sollten besser warten, bis ein Erwachsener hier ist«, sagte er entschieden. »Könntet Ihr jemanden schicken, der Eure Mutter, Eure Großmutter oder Eure Tante sucht?«
    Sie verzog die Lippen, und er konnte sehen, wie ihre Furcht sich in Wut verwandelte. Ihre Augen funkelten, als sie knapp erwiderte: »Ich schicke Rache. Wartet hier.«
    Nach diesem Befehl marschierte sie davon und ließ ihn in der Tür stehen. Warum sie wohl nicht einfach einen Diener gerufen hatte, damit er die Botschaft überbrachte? Sie hatte auch selbst die Tür aufgemacht. Er trat etwas weiter in den einst so vertrauten Raum und sah den Flur entlang. Rasch bemerkte er auch hier die ersten Anzeichen von Vernachlässigung. Dann erinnerte er sich an den Weg zum Haus. Die Auffahrt war mit Zweigen und Blättern übersät gewesen, und die Stufen waren nicht gefegt. Musste die Vestrit-Familie harte Zeiten ertragen, oder lag das einfach nur an Kyles Geiz? Er wartete unruhig. Die schlechten Nachrichten, die er zu überbringen hatte, waren vielleicht viel schwerwiegender, als er zunächst angenommen hatte. Der Verlust des Familienschiffs konnte vielleicht ihren Ruin bedeuten. Althea , dachte er, als könnte er sie allein durch seine Willenskraft herbeirufen.
    Die Springeve war im Hafen von Bingtown vertäut. Sie waren heute

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