Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
sie zu Tode gequält würden, wenn sie trotzig wären und ihre Freiheit beanspruchten, und dass niemand etwas dagegen tun würde.«
    Althea wurde innerlich ganz kalt. Sie dachte an das Kind, das Naria mitgenommen hatte. Fürchtete sie immer noch Folter und Tod? Was konnte das bei einem Menschen bewirken, wenn er unter einem solchen Schatten aufwachsen musste?
    »Amber glaubt, dass sie aufstehen und sich von ihrer Sklaverei befreien würden, wenn man ihnen wirklich hilft. Sie sind weit zahlreicher als ihre Herren. Sie glaubt auch, dass es eine blutige Rebellion geben wird, die die ganze Stadt ruinieren könnte, wenn Bingtown nicht schnell reagiert und ihnen ihre rechtmäßige Freiheit wiedergibt.«
    »Also entweder helfen wir ihnen, bald ihre rechtmäßige Freiheit wiederzubekommen, oder es wird alles in Flammen aufgehen, wenn sie versuchen, sie sich selbst zu nehmen?«
    »So in etwa.« Grag trank nachdenklich einen Schluck Tee.
    Nach einer Weile seufzte Althea. Sie nippte ebenfalls an ihrem Tee und starrte vor sich hin.
    »Althea, schaut nicht so wehmütig drein. Wir tun alles, was möglich ist. Morgen Abend treten wir vor das Konzil. Vielleicht bringen wir sie zur Vernunft, was die Steuern des Satrapen und die Sklaverei in Bingtown angeht.«
    »Vielleicht habt ihr Recht«, stimmte Althea finster zu. Sie sagte ihm nicht, dass sie weder an die Sklaverei noch an die Steuern gedacht hatte. Sie hatte den gut aussehenden jungen Mann ihr gegenüber am Tisch betrachtet und gewartet. Vergeblich gewartet. Sie empfand nichts weiter als Freundschaft und Zuneigung. Warum konnte ein anständiger und ehrbarer Mann wie Grag Tenira ihr Herz und ihre Sinne nicht so erregen, wie Brashen Trell es getan hatte?

    Er wäre beinahe zur Hintertür gegangen. Dann jedoch besann er sich auf seinen Stolz, ging zur Vordertür und klingelte. Er hütete sich, an sich herunterzublicken, während er wartete. Er war weder zerlumpt noch schmutzig. Das gelbe Hemd war von allerfeinster Qualität, genauso wie der Schal, den er um den Hals geschlungen hatte. Die blaue Hose und die kurze Jacke, die er trug, waren ein wenig geflickt, aber die Arbeit seiner eigenen Nadel konnte einen echten Seemann nicht verschüchtern. Und wenn der Schnitt und der Stoff seiner Kleidung mehr zu einem Piraten von den Inseln als zu einem Bingtowner Händlersohn passten, nun… Brashen Trell war vermutlich zur Zeit eher Ersteres denn Letzteres. Seinen Mundwinkel verunzierte eine kleine Brandwunde von Cindin, die er davongetragen hatte, als er damit eingeschlafen war. Aber sein Schnurrbart verdeckte das Meiste davon. Er lächelte. Falls Althea nah genug käme, dass sie es sehen könnte, würde sie wahrscheinlich nicht mehr daran denken. Er hörte das leichte Schlurfen eines Hausmädchens im Flur und nahm den Hut ab.
    Eine gut gekleidete junge Frau öffnete ihm die Tür. Sie musterte ihn von oben bis unten. Ganz offensichtlich missbilligte sie seine verwegene Kleidung. Sein freundliches Grinsen erwiderte sie mit einem hochmütigen Blick. »Wollt Ihr etwas?«, fragte sie hochnäsig.
    Er zwinkerte ihr zu. »Ich würde mir eine höflichere Begrüßung wünschen, aber ich bezweifle, dass ich deshalb eine bekommen würde. Ich möchte Althea Vestrit sprechen. Wenn sie nicht da ist, möchte ich Ronica Vestrit sehen. Ich habe dringende Nachrichten für sie.«
    »Tatsächlich? Nun, ich fürchte, die müssen warten, denn keine von beiden ist zur Zeit da. Guten Tag.«
    Ihr Tonfall sagte ihm eindeutig, dass sie ihm alles andere als einen guten Tag wünschte. Er trat so schnell vor, dass er die Ecke der Tür erwischte, bevor sie sie schließen konnte.
    »Aber Althea ist wieder da?«, fragte er drängend. Er musste es einfach hören.
    »Sie ist schon vor Wochen zurückgekommen. Lasst los!«, fuhr sie ihn an.
    Er war erleichtert. Sie war zu Hause, in Sicherheit. Das Mädchen zog immer noch an der Tür, die er festhielt. Es war keine Zeit mehr für Höflichkeiten. »Ich werde nicht gehen. Das kann ich nicht. Ich habe wichtige Neuigkeiten. Und ich lasse mich nicht von den Launen eines Dienstmädchens abschrecken. Lass mich herein, und zwar sofort, sonst wird deine Herrin ziemlich wütend auf dich sein!«
    Das Mädchen trat einen Schritt zurück und schnappte erschrocken nach Luft. Brashen nutzte die Gelegenheit und trat in die Eingangshalle. Er sah sich um und runzelte die Stirn. Die Halle war immer der Stolz des Kapitäns gewesen. Sie war immer noch sauber und strahlend, aber das Holz und das

Weitere Kostenlose Bücher