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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sitzen wir auf einer vollen Ladung, auf die die Kaufleute schon warten, aber der Zoll lässt uns einfach nicht durch. Vater will nicht zahlen, und kein anderer Bingtown-Händler will uns helfen. Es tut uns weh, Althea, verdammt weh. Und wenn es noch viel länger dauert, bricht uns das vielleicht das Genick.« Er hielt unvermittelt inne und schüttelte den Kopf. »Ihr braucht keine weiteren Sorgen und schlechte Nachrichten. Ihr habt selbst genug davon. Aber es gibt auch gute Neuigkeiten! Eure Freundin Amber ist mit Ophelias Händen fertig, und das Ergebnis ist großartig. Es war schwierig für Ophelia. Obwohl sie behauptet, dass sie nicht so wie wir Schmerzen empfindet, habe ich es als Unbehagen und Verlust empfunden, als…« Grag verstummte. Althea bedrängte ihn nicht. Sie verstand, dass es zu viel über ihn verriet, wenn er aussprach, was er mit seinem Zauberschiff teilte.
    Der dumpfe Schmerz, den sie wegen ihrer Trennung von Viviace empfand, verwandelte sich plötzlich in bittere Isolation. Sie ballte einen Moment die Fäuste in ihrem Schoß und vertrieb entschlossen ihre Unruhe. Sie konnte nichts tun, bis Kyle mit der Viviace in Bingtown anlegte. Falls er sie überhaupt heimbrachte. Keffria behauptete zwar, dass er sie und die Kinder niemals im Stich lassen würde, aber Althea war da nicht so sicher. Der Mann hatte ein unbezahlbares Schiff in seiner Gewalt, ein Schiff, das er niemals rechtmäßig besitzen konnte. Wenn er nach Süden segelte, konnte er ungehindert so tun, als gehöre ihm das Schiff. Er wäre ein wohlhabender Mann, der für niemanden Verantwortung tragen müsste außer für sich selbst.
    »Althea?«
    Sie zuckte schuldbewusst zusammen. »Entschuldigt.«
    Grag lächelte verständnisvoll. »In Eurer Lage wäre ich sicher auch abgelenkt. Ich erkundige mich auf jedem Schiff, das hier einläuft, nach Neuigkeiten von ihr. Leider kann ich im Moment nicht mehr tun. Wenn wir nächsten Monat nach Jamaillia segeln, werde ich jedes Schiff nach ihr fragen, dem wir begegnen.«
    »Danke«, erwiderte sie herzlich. Als sein Blick zu zärtlich wurde, lenkte sie ihn schnell ab. »Ich habe Ophelia vermisst. Wenn ich Mutter nicht versprochen hätte, züchtiger in meinem Verhalten zu werden, hätte ich sie besucht. Das einzige Mal, als ich hingegangen bin, haben mich die Zollbeamten des Satrapen aufgehalten. Um den Anstand zu wahren, habe ich ihnen keine Szene gemacht.« Sie seufzte und wechselte dann den Ton. »Also hat Amber Ophelias Hände reparieren können.«
    Grag lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kniff die Augen zusammen, weil ihn die Nachmittagssonne blendete. »Sie hat mehr getan als sie nur repariert. Sie musste sie vollkommen neu formen, um die Proportionen der schlankeren Finger zu bewahren. Als Ophelia ihre Sorge äußerte, was mit dem Hexenholz passieren sollte, das entfernt werden musste, sammelte Amber jedes Stück in einer besonderen Kiste. Der Verlust schien für Ophelia sehr bedrohlich zu sein. Ich wundere mich, dass jemand, der nicht aus Bingtown stammt, so empfänglich für die Sorgen des Schiffes sein kann. Jetzt ist sie sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Nachdem sie sich mit Ophelia beraten hat, bekam sie die Erlaubnis meines Vaters, aus den größeren Stücken ein Armband für das Schiff zu fertigen. Sie schneidet die Stücke in feine Barren und Riegel und pflockt sie dann zusammen. ›Kein anderes Lebensschiff im Hafen hat jemals solchen Schmuck besessen, der nicht nur von einer bekannten Künstlerin gemacht wurde, sondern auch noch aus ihrem eigenen Hexenholz angefertigt worden ist.‹ Das waren ihre Worte. Ophelia ist entzückt.«
    Althea lächelte, aber so ganz konnte sie es immer noch nicht glauben. »Euer Vater hat Amber erlaubt, an Hexenholz zu arbeiten? Ich dachte, das wäre verboten.«
    »Das hier ist etwas anderes«, erwiderte Grag schnell. »Es ist eigentlich ein Teil der Reparatur. Amber gibt Ophelia einfach nur so viel von ihrem Hexenholz wieder, wie sie kann. Meine Familie hat das in aller Ausführlichkeit besprochen, bevor mein Vater es ihr erlaubt hat. Ambers Integrität hat bei unserer Entscheidung den Ausschlag gegeben. Sie hat nicht versucht, auch nur eins der Stücke zu behalten. Wir haben sie beobachtet, denn Hexenholz ist so selten, dass selbst ein winziges Stück wertvoll ist. Sie war sehr ehrlich. Darüber hinaus war sie auch noch außergewöhnlich flexibel, weil sie die ganze Arbeit an Bord des Schiffes getan hat. Selbst das Armband wird dort geschnitzt und

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