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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tun. Ich weiß nicht, was das Schiff oder Althea Vestrit Euch von mir erzählt hatten, dass Ihr glaubt, ich hätte noch Einfluss, aber das stimmt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die rechtschaffenen Bürger von Bingtown sind gegen mich. Ich bin genauso ein Ausgestoßener wie das Schiff. Eure Sache hat ohne mich weit bessere Chancen.« Er schüttelte den Kopf. »Was nicht heißt, dass ich ihr überhaupt Aussicht auf Erfolg einräume.«
    »Also soll ich einfach aufgeben?«, fragte sie sanft. »Und ihn dem Wahnsinn überlassen, bis die Neuen Händler kommen, ihn wegschleppen und zerhacken? Was werden wir uns anschließend sagen, Brashen? Dass wir nichts tun konnten, dass wir niemals geglaubt haben, es würde tatsächlich passieren? Sind wir dann unschuldig?«
    »Unschuldig?« Es erzürnte ihn, dass sie andeutete, er wäre ir-gendwie für dieses Durcheinander verantwortlich. »Ich habe nichts Falsches getan. Ich habe auch nichts Falsches vor. Ich bin allerdings unschuldig.«
    »Die Hälfte von allem Bösen in der Welt passiert, weil anständige Leute daneben stehen und nichts Falsches tun. Es reicht nicht, sich vom Bösen fern zu halten, Trell. Die Menschen müssen versuchen, das Richtige zu tun, selbst wenn sie glauben, dass sie keinen Erfolg damit haben.«
    »Selbst wenn es dumm ist, das zu versuchen?«, fragte er sarkastisch.
    »Ganz besonders dann«, antwortete sie freundlich. »So wird es gemacht, Trell. Du brichst dir an dieser steinharten Welt das Herz. Du stürzt dich darauf, auf die Seite des Guten, und fragst nicht, was es dich kostet. So macht man das.«
    »Was macht man so?«, wollte er wissen. Jetzt war er wirklich wütend. »Sich umbringen? Um ein Held zu sein?«
    »Möglicherweise«, stimmte sie zu. »Vielleicht genau das. Aber es ist eindeutig der Weg, wieder Selbstachtung zu gewinnen. So wird man ein Held.« Sie neigte den Kopf und betrachtete ihn abschätzend. »Sagt mir nicht, dass Ihr nie ein Held sein wolltet.«
    »Ich wollte niemals ein Held sein«, antwortete er prompt. Paragon fluchte immer noch. Er klang betrunken. Brashen wandte den Kopf und betrachtete das Schiff. Das gelbliche Licht des Lagerfeuers tanzte über sein zerhacktes Gesicht. Was erwartete diese Frau von ihm? Er konnte dem Schiff nicht helfen, er konnte niemandem helfen. »Ich wollte immer nur mein eigenes Leben leben. Und selbst damit habe ich verdammt wenig Erfolg gehabt.«
    Sie lachte leise. »Nur, weil Ihr ständig davor zurückschreckt. Und Euch davon abwendet. Und es vermeidet.« Sie schüttelte den Kopf. »Trell, Trell. Öffnet Eure Augen. Dieses schreckliche Durcheinander ist Euer Leben. Es hat keinen Sinn, darauf zu warten, dass es besser wird. Hört auf, es zu verdrängen, und lebt es.« Sie lachte erneut. Plötzlich schien sie weit entfernt zu sein. »Alle glauben, dass Mut bedeutet, dem Tod, ohne mit der Wimper zu zucken, ins Auge zu blicken. Aber das kann fast jeder. Fast jeder kann den Atem anhalten und so lange nicht schreien, wie es dauert, zu sterben. Wahrer Mut ist, sich unerschrocken dem Leben zu stellen. Ich meine nicht die Zeiten, wo der richtige Weg zwar steinig, aber am Ende ruhmreich ist. Ich rede davon, Langeweile zu ertragen und Unordnung und die Unannehmlichkeit, das zu tun, was richtig ist.« Sie neigte wieder den Kopf und betrachtete ihn. »Ich glaube, Ihr könnt es, Trell.«
    »Hört auf, mich so zu nennen!«, fuhr er sie an. Sein Familienname brannte wie Salz in einer Wunde.
    Plötzlich packte sie sein Handgelenk. »Nein, hört Ihr auf. Hört auf, der Sohn zu sein, den sein Vater enterbt hat. Ihr seid nicht, was er von Euch erwartete, aber das bedeutet nicht, dass Ihr niemand seid. Und Ihr seid auch nicht perfekt. Aber hört auf, jeden Fehler, den Ihr macht, als Entschuldigung dafür zu benutzen, vollkommen zu versagen.«
    Er befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff. »Wer seid Ihr, dass Ihr so mit mir zu reden wagt? Woher wisst Ihr diese Dinge?« Dann begriff er es. Grimmig erkannte er die einzige mögliche Quelle für ihr Wissen. Althea hatte über ihn geredet. Wie viel hatte sie Amber gesagt? Er sah sie an und wusste es. Althea hatte ihr alles gesagt. Alles. Er drehte sich um und ging davon. Wenn die Dunkelheit ihn doch vollkommen verschlingen könnte!
    »Brashen? Brashen!« Sie zischte hinter ihm her.
    Er ging weiter.
    »Wohin wollt Ihr gehen, Trell?« Es war ein heiserer Schrei in der Dunkelheit. »Wohin wollt Ihr vor Euch selbst weglaufen?«
    Darauf konnte er ihr keine Antwort geben.

    Die

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