Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Holz gegen Stein, als sie ihren Stab weglegte. Amber? Die Perlenmacherin? Sie setzte sich hin, auf eine Bank oder aufeinander gestapelte Steine. Er trat näher. »Hallo?«
»Hallo.« Ihre Stimme klang zurückhaltend, aber freundlich.
»Brashen, ich möchte dir meine Freundin Amber vorstellen. Amber, das ist Brashen Trell. Du weißt schon etwas von ihm. Du hast hinter ihm sauber gemacht, als du eingezogen bist.« Paragons Stimme klang atemlos vor Aufregung. Er genoss diese Begegnung ganz offensichtlich. Und als er Brashen neckte, klang so etwas wie jugendliche Angeberei mit.
»Eingezogen?«, hörte Brashen sich fragen.
»Aber ja. Amber wohnt jetzt in mir.« Er zögerte. »Oh. Du bist wahrscheinlich gekommen, weil du in mir schlafen wolltest, richtig? Nun, es gibt genug Platz. Sie hat nur die Kapitänskajüte belegt und ein paar Dinge in meinen Frachträumen verstaut. Amber? Es macht dir doch nichts aus, nicht wahr? Brashen kommt zum Schlafen immer hierher, wenn er keinen anderen Platz hat, wo er bleiben kann, und mittellos ist.«
Die Pause war eine Winzigkeit länger, als es höflich gewesen wäre. Brashen hörte das Unbehagen in Ambers Stimme. »Du gehörst dir selbst, Paragon. Ich kann nicht entscheiden, wen du an Bord willkommen heißt.«
»Ach, wirklich? Nun, wenn ich mir selbst gehöre, warum bemühst du dich dann so, mich zu kaufen?« Jetzt verspottete er sie und lachte wie ein Junge über seinen eigenen Witz.
Brashen fand das nicht komisch. Was hatte sie mit dem Zauberschiff zu schaffen? »Niemand kann ein Lebensschiff kaufen, Paragon«, verbesserte er ihn freundlich. »Ein Lebensschiff ist Teil einer Händlerfamilie. Du könntest nicht ohne Familienmitglieder an Bord segeln.« Ruhiger fuhr er fort: »Es ist nicht einmal gut für dich, dass du hier draußen so lange allein bist.«
»Ich bin nicht allein, nicht mehr«, protestierte die Galionsfigur. »Amber schläft fast jede Nacht bei mir an Bord. Und etwa jeden zehnten Tag nimmt sie sich frei und verbringt den Nachmittag mit mir. Wenn sie mich kauft, will sie auch nicht mit mir segeln. Sie will mich nur aufrichten und einen hängenden Garten auf mir anlegen und…«
»Paragon!« Jetzt tadelte Brashen ihn streng. »Du gehörst den Ludlucks. Sie können dich nicht verkaufen, und Amber kann dich nicht kaufen. Und du bist auch kein großer Blumenkübel, der mit Efeu geschmückt werden kann. Nur ein grausamer Mensch würde dir so etwas erzählen.« Er warf der schlanken Gestalt am Feuer einen finsteren Blick zu.
Amber erhob sich. Sie ging hoch aufgerichtet auf ihn zu, als wäre sie ein Mann und wollte ihn zum Kampf herausfordern. Ihre Stimme klang gepresst, aber trotzdem gleichmütig, als sie ihn ansprach. »Wenn das, was Ihr behauptet, stimmt, dann sind es die Ludlucks, die grausam sind. Sie haben ihn all die Jahre hier draußen im Stich gelassen, wo er vor sich hin brütet und verrottet. Da sich jetzt die Zeiten ändern und es scheint, dass alles in Bingtown gekauft werden kann, nehmen sie Gebote von den Neuen Händlern entgegen. Die wollen aus Paragon keinen großen ›Blumenkübel‹ machen. Nein. Sie wollen ihn in Stücke hacken und die Einzelteile als Spielzeug und Kuriositäten verkaufen.«
Brashen war sprachlos vor Entsetzen. Instinktiv streckte er beruhigend die Hand nach dem Schiff aus. »Das wird nicht passieren«, flüsterte er heiser. »Alle Händler würden sich dagegen erheben, bevor sie so etwas zuließen.«
Amber schüttelte den Kopf. »Ihr seid lange von Bingtown weggewesen, Brashen Trell.« Sie drehte sich um und trat gegen den Sand. Von den Resten des Lagerfeuers stoben Funken durch die Luft. Sie bückte sich, und Sekunden später züngelten Flammen hoch. Brashen sah schweigend zu, wie sie das Feuer zuerst mit Zweigen und dann mit größeren Ästen anfachte. »Setzt Euch«, sagte sie einladend. Sie schien müde zu sein. »Wir hatten einen schlechten Start«, meinte sie dann einlenkend. »Eigentlich habe ich mich auf Eure Rückkehr nach Bingtown gefreut. Ich hatte gehofft, dass Ihr und Althea mir gemeinsam dabei helfen könntet. Sie hat, wenn auch murrend, zugegeben, dass es vermutlich das Beste für Paragon wäre, wenn ich ihn erwerbe. Wenn Ihr dem nun auch noch Eure Stimme verleiht, dann könnten wir vielleicht alle zusammen zu den Ludlucks gehen und sie zur Vernunft bringen.« Sie sah ihn an und bemerkte seinen missbilligenden Blick. »Möchtet Ihr eine Tasse Tee?«
Er setzte sich steif auf ein Stück Treibholz und versuchte,
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