Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
er sich gut fühlen konnte.
    So wie es jedoch aussah, fühlte er sich innerlich leer, und die Sterne funkelten kalt. Das Cindin verlieh ihm zwar Energie, aber er besaß kein Ziel. Stattdessen war er nur wach und verwirrt. Malta, zum Beispiel. Bei Sas Bart, was für ein Spiel hatte sie mit ihm gespielt? Er wusste nicht, ob er sich von ihrer Aufmerksamkeit bedrängt, verhöhnt oder geschmeichelt fühlen sollte. Er wusste immer noch nicht, wie er sie einschätzen sollte, als Kind oder als Frau. Kaum war ihre Mutter wiedergekommen, hatte sie sich in eine bescheidene junge Lady zurückverwandelt, bis auf gelegentliche scharfe Bemerkungen, die sie so unschuldig anbrachte, dass niemand wusste, ob sie zufällig waren. Trotz Maltas scheinbarer Unterwürfigkeit nach dem Eintreffen ihrer Mutter und Großmutter hatte sie ihn mehr als einmal betrachtet. Und er hatte den nachdenklichen Blick bemerkt, mit dem sie ihn und Althea gemustert hatte. Es war kein besonders freundlicher Blick gewesen.
    Er versuchte sich einzureden, dass sie der Grund war, weswegen Althea ihn niemals ansah. Sie wollte nicht, dass ihre junge Nichte erriet, was zwischen ihnen vorgefallen war. Drei Schritte lang glaubte er das. Dann musste er zähneknirschend einräumen, dass sie ihm nicht das kleinste bisschen Wärme oder Herzlichkeit entgegengebracht hatte. Sie war höflich gewesen, so wie auch Keffria höflich zu ihm war. Nicht mehr und nicht weniger. Wie es sich für eine Tochter von Ephron Vestrit geziemte, war sie dem Gast gegenüber freundlich und zuvorkommend, auch wenn er der Familie schlechte Nachrichten brachte. Nur einmal war sie nicht höflich gewesen. Und zwar als Ronica ihm eine Bettkammer angeboten hatte. Auch Keffria hatte ihn gedrängt, das Angebot anzunehmen, und führte an, wie spät es schon war und wie müde er aussah. Althea jedoch hatte geschwiegen. Das hatte den Ausschlag gegeben. Er war gegangen.
    Althea war hinreißend gewesen. Nicht auf die selbe Weise attraktiv wie ihre Schwester oder wie die bezaubernde Malta. Die Schönheit von Keffria und Malta war sorgfältig zurechtgemacht. Hier ein Hauch Schminke, dort ein Pinselstrich Puder, die sorgsam frisierten Haare und die Auswahl der Kleidung, das alles kehrte ihre besten Seiten hervor. Althea war von der Straße gekommen, mit staubigen Sandalen und mit schweißnassen Haaren. Ihre Wangen waren gerötet von dem Sommerabend, und die Lebhaftigkeit des Bingtowner Nachtmarktes zeigte sich in ihren Augen. Ihre Bluse und ihr Rock waren so geschnitten, dass sie mehr der Bewegungsfreiheit dienten als der Mode. Selbst als sie in das Zimmer hereinkam, hatte ihr Kampf mit Malta ihn durch ihre Vitalität beeindruckt. Sie war nicht mehr der jungenhafte Matrose, der sie noch auf der Reaper gewesen war, nicht einmal die Tochter des Kapitäns von der Viviace. Ihr Aufenthalt in Bingtown hatte ihrem Haar und ihrer Haut gut getan. Sie kleidete sich fraulicher und etwas weniger sachlich. Sie sah wirklich aus wie eine Händlertochter.
    Und entsprechend unerreichbar war sie auch.
    Hunderte »Wenn« schossen ihm durch den Kopf. Wenn er noch der Erbe des Trell-Vermögens und des Händler-Status wäre. Wenn er auf Kapitän Vestrit gehört und Geld gespart hätte. Wenn Althea das Schiff geerbt und ihn als Ersten Maat behalten hätte. So viele »Wenns«, aber er hegte nicht mehr Hoffnung, sie wiederzugewinnen, als er hoffen durfte, von seinem Vater wieder als Erbe eingesetzt zu werden. Also vergiss auch das, wie so viele andere abgelegte Zukunftspläne. Und marschiere in die leere Nacht hinaus.
    Er spie seine Verbitterung mit den fasrigen Resten des Cindins aus. Der dunkle Rumpf des Paragon tauchte vor dem Hintergrund des sternenübersäten Himmels auf. Der schwache Geruch eines Holzfeuers stieg ihm in die Nase. Als er sich näherte, pfiff er laut. Er wusste, dass Paragon nicht gern überrascht wurde. Und als er noch dichter herankam, sagte er laut: »Paragon! Hat man immer noch keinen Kienspan aus dir gemacht?«
    »Wer geht da?« Die kühle Stimme aus dem Schatten ließ ihn innehalten.
    »Paragon?«, fragte Brashen verwirrt.
    »Nein. Ich bin Paragon. Wenn ich mich nicht täusche, bist du Brashen«, antwortete das Schiff fröhlich. Und sagte zur Seite gewandt: »Er ist nicht gefährlich für mich, Amber. Leg deinen Stock ruhig weg.«
    Brashen spähte durch die Finsternis. Eine schlanke Silhouette stand zwischen ihm und dem Schiff. Ihre Haltung war angespannt. Sie bewegte sich, und dann hörte er das Klappern von

Weitere Kostenlose Bücher