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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Schulter zu den anderen. »Sieh zu, dass du dich gut um sie kümmerst, Ankle. Wenn ich das nächste Mal komme, möchte ich ein feines, fettes Baby sehen, Dedge. Zweifellos ist dann schon ein anderes unterwegs, hm?« Er fühlte sich wie ein Patriarch, als er das sagte. Ihm fiel ein, dass er auch noch andere auswählen und hierher verschiffen könnte. Es könnte sein eigenes geheimes Königreich in einem Königreich werden.
    Als er von seiner Mutter wegtrat, gab sie auf, wie immer. Sie sank auf ihren Stuhl zurück, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Sie weinte immer. Es war so sinnlos. Wie oft hatte sie schon feststellen müssen, dass Weinen nichts änderte? Aber sie weinte immer noch. Er tätschelte zärtlich ihre Schulter und ging zur Tür.
    »Ich bleibe nicht hier«, verkündete der Priester.
    Kennit blieb stehen und starte ihn an. »Ach nein?« Seine Stimme klang freundlich.
    »Nein. Ich gehe mit Euch zum Schiff zurück.«
    Kennit dachte darüber nach. »Wie schade. Ich war so sicher, dass meine Mutter es genossen hätte, dich hier zu haben. Bist du sicher, dass du es dir nicht anders überlegen willst?«
    Die Freundlichkeit des Piraten verunsicherte Sa'Adar. Er sah sich um. Kennits Mutter weinte. Ankle näherte sich ihr und tätschelte der alten Frau vorsichtig die Schulter. Dedge und Saylah schauten nur Kennit an. Ihre aufmerksame Haltung erinnerte Kennit an gut abgerichtete Jagdhunde. Er machte eine kleine Handbewegung, und die beiden Kartenvisagen entspannten sich etwas. Aber sie blieben achtsam. Der Priester sah wieder Kennit an.
    »Nein. Ich werde nicht bleiben. Hier gibt es nichts, was mich hält.«
    Kennit seufzte. »Ich war so sicher, dass du bleiben würdest. Ganz sicher. Nun ja, wenn du nicht bleiben willst, dann tu wenigstens etwas für meine Mutter, bevor du gehst. Segne das Haus oder die Kuh.«
    Sa'Adar sah ihn verächtlich an. Es war, als habe der Pirat ihm einen Befehl gegeben, der eher einem Pferd oder einem Hund angestanden hätte. Er warf der weinenden Frau einen Seitenblick zu. »Das kann ich wohl tun.«
    »Wusste ich es doch. Lass dir Zeit. Wie du wohl bemerkt hast, bewege ich mich im Moment nicht sonderlich schnell. Ich warte am Strand auf dich.« Kennit zuckte mit den Schultern. »Du kannst das Boot für mich rudern.«
    Kennit sah, wie der Priester darüber nachdachte. Er wusste, dass der Pirat ihm nicht davonlaufen konnte. Und es war unwahrscheinlich, dass Kennit die Gig allein zu Wasser lassen konnte. Sa'Adar nickte mürrisch. »Ich komme sofort nach. Ich segne ihr Haus und ihren Garten.«
    »Wie nett von dir«, meinte Kennit schwärmerisch. »Ich warte am Strand auf dich. Leb wohl, Mutter. Ich werde deine Teetassen nicht vergessen.«
    »Kapitän?«, wagte Saylah leise zu fragen. »Soll ich Euch beim Boot helfen?« Sie warf dem Priester einen misstrauischen Blick zu. Ihr Angebot war deutlich.
    Kennit lächelte. »Nein, aber trotzdem danke. Ich bin sicher, dass der Priester und ich es schaffen. Ihr bleibt hier und richtet euch ein. Lebt wohl.« Er drückte die Krücke fest unter seine Achselhöhle und begann seinen schwankenden Gang zurück zum Boot.
    Der Gartenboden war weich. Danach führte der Pfad bergauf. Kennit war müder, als er gedacht hatte. Trotzdem ging er weiter, bis er vom Haus aus nicht mehr zu sehen war, bevor er stehen blieb und Luft schöpfte. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und dachte nach. Er kam zu dem Schluss, dass er von dem Priester keinen Verrat zu fürchten hatte. Noch nicht jedenfalls. Sa'Adar brauchte ihn, um zum Schiff zurückkehren zu können. Ohne den Kapitän wäre er wohl kaum an Bord willkommen geheißen worden.
    Er ging langsamer. Einmal blieb er stehen und lauschte auf ein Rascheln im Gebüsch. Aber es bewegte sich nicht in seine Richtung, deshalb ging er weiter. Er erwartete eigentlich, dass der Priester ihn überholen würde, bevor er den Strand erreicht hatte, aber dem war nicht so. Vielleicht belegte er das Haus ja mit einem besonders aufwendigen Segen. Das würde seine Mutter freuen.
    Der Sand am Strand war locker und trocken. Sein Holzbein schleifte hindurch. Er war so müde, dass er sein Bein kaum noch genug heben konnte, dass der Pflock aus dem Sand kam. Schließlich erreichte er die Gig und lehnte sich dagegen. Die Flut kam. Schon bald würde das Boot wieder schwimmen, aber es versprach ein langer Weg zurück zum Schiff zu werden. Hatte er seine Kraft überschätzt? Der warme Tag und der Schmerz in seinem Körper wandten sich

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