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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beschwere mich nie wieder.«
    »Leider geht das nicht«, erklärte Kennit freundlich. Er lächelte Wintrow an, um ihn zu beruhigen, tadelte ihn aber gleichzeitig. »Nächstes Mal solltest du dir gut überlegen, dass du das auch willst, worum du bittest. Ich habe eine Menge Schwierigkeiten überwinden müssen, um das für dich zu arrangieren.« Er aß einen Löffel Suppe. Kennit wollte in Frieden essen. Es wurde Zeit, Wintrows Unverschämtheit ein Ende zu setzen. »Ich hatte erwartet, dass du dankbar sein würdest. Du hast darum gebeten. Ich habe dir den Wunsch erfüllt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Schenk mir noch Wein ein.«
    Wintrow gehorchte ihm steif. Dann trat er vom Tisch zurück und blieb wie festgefroren stehen, während er auf die Wand blickte. Fein. Kennit widmete sich seiner Mahlzeit. Die Bewegung hatte seinen Appetit angestachelt. Seine Muskeln schmerzten, und er hatte vor, nach dem Essen zu ruhen, aber ansonsten fühlte er sich wohl. Es hatte ihm gut getan. Er würde sich mehr bewegen müssen, sobald Etta seine Krücke und seinen Stumpfhalter gepolstert hatte. Ob sein Holzbein ihm wohl erlaubte, in die Takelage zu klettern? Selbst bei schlechtem Wetter liebte er es, in die Wanten zu steigen. Der Wind dort oben war irgendwie stets frischer, und die Möglichkeiten des Lebens waren so breit wie der Horizont.
    »Ihr hattet überall Blut auf Eurem Mantel. Und die Seite der Gig war ebenfalls blutig.« Wintrows eigensinnige Worte störten seine Träumerei.
    Kennit seufzte und ließ den Löffel sinken. Wintrow starrte immer noch die Wand an. »Es war nicht das Blut deines Vaters. Wenn du es schon wissen musst, es stammt von Sa'Adar.« Seine Stimme klang sarkastisch. »Und sag mir jetzt nicht, dass du dir deine Gefühle ihm gegenüber auch überlegt hast.«
    »Ihr habt ihn getötet, weil ich ihn nicht mochte?« Wintrows Stimme klang panisch.
    »Nein. Ich habe ihn getötet, weil er nicht das tun wollte, was ich von ihm verlangt habe. Er hat mir keine Wahl gelassen. Sein Tod ist kein Verlust für dich. Der Mann hatte für dich und deinen Vater nur Verachtung übrig.« Kennit trank seinen Wein und hielt Wintrow das leere Glas hin. Der Junge bewegte sich so ruckartig wie eine Puppe, als er es wieder füllte.
    »Und Ankle?«, fragte er kläglich.
    Kennit knallte sein Glas auf den Tisch. Der Wein schwappte über und beschmutzte das weiße Damasttuch. »Ankle geht es gut. Es geht allen gut. Ich habe lediglich Sa'Adar getötet, und den auch nur, weil ich es musste. Damit habe ich dir den Ärger erspart, es später selbst tun zu müssen. Sehe ich so dumm aus, dass ich meine Zeit mit nutzlosen Handlungen vergeude? Ich werde nicht hier sitzen und mich von einem Schiffsjungen belästigen lassen! Mach den Dreck weg, schenk mir frischen Wein ein und geh!« Der Blick, den Kennit ihm zuwarf, hatte schon größere Männer eingeschüchtert.
    Doch zur Überraschung des Piraten entzündete er nur einen ganz ähnlichen Blick in den Augen des Jungen. Wintrow richtete sich auf. Kennit spürte, dass er den Jungen über eine Grenze gedrängt hatte. Interessant. Wintrow trat an den Tisch und entfernte das Essen und das schmutzige Tuch mit einer ruhigen, wütenden Geschicklichkeit. Dann deckte er den Tisch neu, schenkte sorgfältig Wein ein und sprach. Er wagte es sogar, den Ärger in seiner Stimme deutlich zu zeigen. »Erzählt mir niemals mehr etwas von Euren Heldentaten. Ich töte keine Menschen, die mir Ungemach bereiten. Sa gibt Leben, und jedes Leben, das er formt, hat eine Bedeutung und einen Zweck. Kein Mensch hat die Fähigkeit, Sas Zwecke ganz zu verstehen. Ich muss eher lernen, die anderen zu tolerieren, bis sie Sas Zweck erfüllt haben. Ich bin ein Teil seines Vorhabens mit dieser Welt, aber mein Teil ist nicht wichtiger als der von jemand anderem.«
    Kennit hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, während Wintrow den Tisch sauber gemacht und gepredigt hatte. Jetzt seufzte er durch die Nase. »Das liegt daran, dass es dir nicht bestimmt ist, König zu sein.« Ihm kam ein Gedanke, und er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Denk über Folgendes nach, Priester: Vielleicht bin ich ja derjenige, den du tolerieren musst, bis ich Sas Zweck erfüllen kann.« Als Wintrows Miene sich noch mehr verfinsterte, lachte Kennit laut und schüttelte den Kopf. »Du nimmst dich zu ernst. Geh jetzt. Plaudere mit dem Schiff. Ich glaube, dass ihr Kurs im Moment eher mit meinem parallel verläuft als

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