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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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willst«, sagte sie plötzlich. »Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn so gut kenne wie dich. Aber eines ist deutlich: Er hegt mehr guten Willen und Zuneigung zu dir als dein Vater. Er denkt an andere. Bitte ihn doch einmal, dir die Pläne zu zeigen, die er für Divvytown gezeichnet hat. Er hat sehr genau darüber nachgedacht. Wie er einen Turm bauen will, der sie vor Gefahren warnt. Und wo er Brunnen graben würde, damit sie frischeres Wasser bekämen. Und Askew. Er hat auch eine Karte von Askew gezeichnet, mit Buhnen, die den Hafen verbessern würden, und mit Kaianlagen. Wenn sie ihm nur zuhören und so leben würden, wie er es vorschlägt, dann würde für sie alles so viel besser werden. Er möchte alles ordentlicher und besser machen. Und er möchte gern dein Freund sein, Wintrow. Vielleicht war das, was er mit Kyle getan hat, anmaßend, aber du hast es wirklich gewollt. Er hätte sich das Wohlwollen der Sklaven erkaufen können, indem er ihnen Kyle ausgeliefert hätte. Seine Folterung und sein Tod wären ein Spektakel in Divvytown geworden, das Kennit viel Ruhm eingebracht hätte. Das weißt du sicher. Oder er hätte ihn gegen ein Lösegeld an deine Mutter verkaufen können. Damit hätte er sich bereichert und die Vestrits ruiniert. Aber er hat nichts dergleichen getan. Stattdessen hat er diesen widerlichen, engstirnigen Mann weggebracht, an einen Ort, wo er anderen nicht mehr schaden kann.«
    Sie holte tief Luft. Ihr schienen die Worte ausgegangen zu sein. Wintrow war von dem überwältigt, was sie gesagt hatte. Er hatte nicht gewusst, dass Kennit solche Träume hegte. Ihre Ausführungen schienen vernünftig zu sein, aber es traf ihn trotzdem, dass sie den Piraten verteidigte. »Deshalb ist er also ein Pirat? Um Gutes zu tun?«
    Das Schiff war beleidigt. »Ich gebe nicht vor, dass er selbstlos ist. Und seine Methoden sind auch keineswegs über jeden Zweifel erhaben. Ja, er genießt Macht und will mehr davon haben. Wenn er sie bekommt, tut er damit Gutes. Er befreit Sklaven. Wäre es dir lieber, wenn er herumstehen und Gemeinplätze über die Gleichheit aller Menschen verbreiten würde? Was ist deine Sehnsucht, in dein Kloster zurückzukehren, anderes als der Wunsch, vor dem zu fliehen, was in dieser Welt falsch ist?«
    Wintrow starrte sie erstaunt an. Ihm fehlten die Worte. Einen Moment später gestand sie mutig: »Er hat mich gebeten, mit ihm auf Kaperfahrt zu gehen. Wusstest du das?«
    Wintrow versuchte, ruhig zu bleiben. »Nein. Aber ich habe es erwartet.« Seine Stimme hatte einen bitteren Unterton.
    »Und? Was wäre daran so falsch?«, fragte sie verteidigend. »Du siehst doch das Gute, das er tut. Ich weiß, dass seine Methoden ziemlich grob sind. Das hat er mir gegenüber selbst zugegeben. Er hat mich gefragt, ob ich mit dem fertig werden würde, was ich mit ansehen müsste. Ich habe ihm ehrlich von dieser entsetzlichen Nacht erzählt, als die Sklaven sich erhoben haben. Weißt du, was er gesagt hat?«
    »Nein, was denn?« Wintrow versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie war so gutgläubig und so naiv. Sah sie denn nicht, wie der Pirat mit ihr spielte?
    »Dass dies Ähnlichkeit damit hatte, wie man ihm sein Bein abgehackt hat. Er hatte eine lange Krankheit zu durchleiden und dachte, dass es von allein besser würde. Du hast ihm klargemacht, dass er noch viel mehr Schmerzen erdulden musste, bevor diese Qualen aufhören konnten. Er hat dir geglaubt, und du hattest Recht. Er hat mich aufgefordert, mich an alle Qualen zu erinnern, die die Sklaven erlitten haben, und dann zu überlegen, dass in anderen Schiffen diese Qualen weitergingen. Er betriebe keine Sklaverei, sondern Chirurgie.«
    Wintrow hatte die Lippen zusammengepresst. »Also hat Kennit nur noch vor, Sklavenschiffe anzugreifen?«, fragte er jetzt.
    »Und die, die an der Sklaverei verdienen. Wir können nicht alle Sklavenschiffe zwischen Jamaillia und Chalced kapern. Aber wenn diejenigen Kennits gerechten Zorn zu spüren bekommen, die mit Sklaven handeln, und nicht nur die, die Sklavenschiffe führen, dann werden bald alle darüber nachdenken müssen, was sie tun. Die Händler, die ehrlich und gut sind, werden sich gegen die Sklaverei wenden, wenn sie sehen, was sie ihnen eingebrockt hat.«
    »Glaubst du nicht, dass der Satrap seine Patrouillen in diesem Gebiet verstärken wird? Seine Patrouillenschiffe werden alle Piratenkolonien aufspüren und vernichten, nur um Kennit loszuwerden.«
    »Vielleicht versucht er es, aber ich

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