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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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glaube nicht, dass er Erfolg damit haben wird. Kennit führt eine heilige Sache an, Wintrow. Gerade du müsstest das begreifen. Wir können uns nicht einfach abwenden, nur weil es weh tut oder riskant ist. Wenn wir diese Mühe nicht auf uns nehmen, wer wird es dann tun?«
    »Also hast du ihm gesagt, dass du für ihn Piraterie betreiben wirst?«, fragte Wintrow ungläubig.
    »Noch nicht«, erwiderte Viviace gelassen. »Aber ich habe vor, es ihm morgen mitzuteilen.«

    Altheas Händlerrobe roch nach Kampfer und Zeder. Ihre Mutter hatte die Kräuter hineingepackt, um die Motten abzuhalten. Althea teilte die Meinung der Motten, was den Geruch anging. Der Zedernduft wäre ja noch erträglich gewesen, in einer etwas dezenteren Dosis, aber der Kampfergestank ließ sie schwindeln. Es überraschte sie, dass ihre Robe ihr noch passte. Immerhin war es einige Jahre her, seit sie sie das letzte Mal getragen hatte.
    Sie ging durch das Zimmer und setzte sich vor ihren Spiegel. Eine feminine junge Frau blickte ihr entgegen. Manchmal kamen ihr die Tage als Schiffsjunge auf der Reaper wie ein Traum vor. Sie hatte zugenommen, seit sie nach Hause gekommen war. Grag hatte ihr bereits Komplimente gemacht, wie schön sich ihre Figur gerundet hätte. Als sie ihr glänzendes Haar zurückbürstete und es hochsteckte, musste sie zugeben, dass die Veränderung sie durchaus freute. Die einfach geschnittene Händlerrobe allerdings schmeichelte ihr nicht gerade. Macht nichts, sagte sie sich, während sie sich vor dem Spiegel drehte. Sie wollte heute Abend ja auch nicht als schmückendes weibliches Beiwerk gesehen werden, sondern als nüchterne und fleißige Händlertochter. Man sollte ihre Worte ernst nehmen. Trotzdem legte sie ein bisschen Duft auf und schminkte ihre Lippen. An ihren Ohren baumelten Granatohrringe, ein Geschenk von Grag. Sie passten sehr gut zu der magentafarbenen Robe.
    Es war ein anstrengender Tag gewesen. Sie war persönlich mit ihrem Gesuch zum Bingtown-Konzil gegangen. Dort hatte man ihr nur mitgeteilt, dass man ihren Antrag erwägen würde. Sie mussten sie nicht anhören. Keffria war die Händlerin in der Familie, nicht Althea. Und sie hatte ihrer Schwester bereits steif versichert, dass sie heute Abend ebenfalls sprechen würde, falls sich die Gelegenheit bot. Althea hatte einen Brief geschrieben, in dem sie Grag über den Verlust der Viviace unterrichtete, und hatte Rache losgeschickt, damit sie ihn zustellte. Danach war sie zu Händler Restate gegangen, sowohl um Davad die Neuigkeiten über die Piraten zu übermitteln, als auch um den Händler zu bitten, sie in seiner Kutsche mit zum Konzil zu nehmen. Davad war zwar angemessen entsetzt gewesen, zögerte jedoch gleichzeitig, das zu glauben, was das »Raubein Trell« sagte. Er versicherte ihr, dass er ihrer Familie beistehen würde, falls sich die Geschichte als wahr erwies. Althea bemerkte sehr wohl, dass dieses Angebot keineswegs auch seine Brieftasche beinhaltete. Sie kannte Davad gut genug, um keine finanzielle Hilfe von ihm zu erwarten. Seine Zuneigung und seine Geldbörse hielt er scharf voneinander getrennt. Danach war Althea nach Hause zurückgekehrt und hatte Rache geholfen, das Brot für die Woche zu backen. Im Anschluss hatte sie ein wenig im Garten gearbeitet.
    Trotzdem hatten diese Aktivitäten nicht genügt, Brashen Trell aus ihren Gedanken zu verbannen. War ihr Leben nicht schon kompliziert genug, auch ohne dass er nach Bingtown zurückkam? Dabei hatte er ja eigentlich gar nichts mit ihrem Leben zu tun. Im Moment sollte sie sich eigentlich nur Gedanken über die Viviace oder die Händlerversammlung machen. Oder um Grag. Stattdessen lauerte Brashen hinter jedem Gedanken und eröffnete ihr ein ganzes Reich anderer Möglichkeiten. Auch nur eine von ihnen zu bedenken, bereitete ihr Unbehagen. Sie schob ihn zur Seite, aber immer wieder tauchten diese Bilder auf. Brashen, wie er am Küchentisch saß, Kaffee trank und zu den Worten ihrer Mutter nickte; Brashen, wie er den Kopf über den kleinen Selden beugte, als er den Jungen hochhob und ins Bett trug; Brashen, wie er dastand, mit gespreizten Beinen, als wäre er an Deck eines Schiffes, und aus dem Fenster des Arbeitszimmers ihres Vaters in die Nacht hinausstarrte. Oder Brashen, ermahnte sie sich gereizt, wie er wiederholt in der Ecke seiner Jackentasche nach dem Stück Cindin tastete, das sich dort unzweifelhaft befand. Der Mann war das Opfer seiner eigenen, falschen Entscheidungen. Lass ihn ziehen.
    Althea eilte

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